Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
schwindlig wird. Ist er es doch? Ist er Nemesis? Erneut verunsichert mich diese Frage und ich spüre eine gewisse Furcht in mir aufsteigen, dass er vielleicht doch so clever, so gemein und so ein verdammt guter Schauspieler sein könnte.
Er sieht auf seine Uhr. »Das Taxi müsste jede Minute kommen, und ich werde wohl den ganzen Abend weg sein. Aber vielleicht könnten wir morgen einen Kaffee zusammen trinken? Oder wir gehen essen.«
Sieh einer an – will Professor Adonis sich etwa zu einem Rendezvous mit mir verabreden?
»Cool. Das wäre nett.« Lass es bloß nicht zu begeistert klingen, Gwen!
»Und ehe ich’s vergesse, das, was ich über die Briefe gesagt habe, war durchaus ernst gemeint. Sie müssen vorsichtig sein. Wenn Sie wieder einen bekommen und sich Gedanken machen, rufen Sie mich an, ja?« Er zieht eine weiße, nüchterne Visitenkarte aus seiner Brieftasche, auf der seine diversen Nummern stehen.
»Danke. Aber ich mache mir keine Gedanken darüber. Wirklich nicht. Ich glaube, der Kerl ist ziemlich harmlos.«
»Sind Sie da auch sicher? Ich möchte nicht, dass Sie irgendwas Dummes tun.« Seine Stimme wird tiefer, und er scheint noch irgendetwas anderes sagen zu wollen, wird aber vom Hupen eines Autos auf dem Bibliotheksvorplatz unterbrochen. »Das ist mein Taxi. Ich muss los. Wir sehen uns morgen.« Er legt eine Hand auf meinen Arm, und seine Finger fühlen sich selbst durch den Stoff meiner Bluse wie Brennstäbe an. »Und denken Sie dran, vorsichtig zu sein. Es sind oftmals die ruhigen und scheinbar harmlosen Männer, die sich dann als die gefährlichsten Zeitgenossen erweisen.«
Er dreht sich und zieht von dannen. Doch gerade als er die große Eingangstür erreicht hat, schaut er noch einmal zurück. Hat er etwa gezwinkert? Bestimmt nicht … Jetzt hab ich schon Halluzinationen.
Kontakt
War das nun ein Zwinkern oder war es keines? Und wenn ja, was hatte es zu bedeuten? War ihm klar, dass er ein bisschen selbstgefällig war? Wusste er, dass ich ihn im Keller gesehen habe, wie er nackt vor dem Spiegel masturbierte? War er tatsächlich Nemesis und wusste er, dass ich das vermute?
Alle drei Punkte könnten zutreffen. Oder auch keiner davon. Es könnte auch sein, dass ich mir alles einbilde. Das scheint ja zumindest im Moment dauernd vorzukommen. Aber wenn ich mit ihm ausgehe – ob nun ernsthaft oder nur als Bekannte mit einem strikten Berührungsverbot seiner Weichteile -, muss ich einfach mehr über Professor Daniel Brewster herausfinden.
Ich liege wieder im Bett. Es ist schon spät. Ich kann nicht schlafen. Also fahre ich meinen guten, alten Laptop hoch, um ein bisschen zu googeln. Der Professor hat keine eigene Website – erstaunlich für jemanden, der regelmäßig im Fernsehen auftritt. Ich entdecke nur eine Seite seiner Universität, von der er sich ein Jahr hat freistellen lassen. Aber auch dort finde ich nur eine sehr karge Biografie, ein paar wenige Kontaktinfos und eine eindrucksvolle Liste seiner Qualifikationen und akademischen Grade.
Aber weiter unten auf der ersten Seite mit den Suchergebnissen stoße ich auf eine Goldader: eine Fan-Seite von Professor Adonis-Groupies! Ich gieße mir noch ein Glas Wein ein und beginne zu graben.
Die Seite ist eine Fundgrube an Fotos, wobei die meisten von seinen drei Fernsehserien abfotografiert sind. Und wer immer diese Seite auch entworfen hat, muss wirklich äußerst geschickt mit der Bild-Software umgehen können, denn auf den meisten Bildern wirkt er eher wie ein Pin-up-Boy und nicht wie ein Professor. Man kann leicht aufgeknöpfte Hemden sehen und hier und da auch einen Hauch von seinem herrlich dunklen Brusthaar. Auf einem Foto sind seine Ärmel hochgekrempelt, sodass man seine muskulösen Arme erkennen kann. Und auf dem nächsten trägt er tatsächlich Shorts, juchhu! Und da – so wie er auf einem weiteren Bild den Fuß auf einen umgestürzten Stein irgendeiner historischen Ruine gestellt hat, spannt sich seine elegante Hose wunderbar eng um sein Paket.
Als ich den nächsten Schluck des billigen Supermarktweines in mich hineinschütte, frage ich mich, ob ich nicht langsam zur Alkoholikerin werde. Schließlich ist dies schon der zweite Abend in Folge, an dem ich mich betrinke. Wie wohl die verknallten Mädchen, die diese Seite erstellt haben, reagieren würden, wenn sie das gesehen hätten, was ich heute Nachmittag gesehen habe? Wahrscheinlich würden sie sofort vor Ekstase vergehen. Schließlich war ich selbst nicht weit davon
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