Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
entfernt und stehe beim bloßen Gedanken daran schon wieder kurz davor. Ich gebe mir alle Mühe, meine schmutzigen Gedanken einzudämmen, und klicke auf ein paar weitere Unterseiten. Doch schon bald komme ich mir wieder so verdorben und voyeuristisch vor wie heute Nachmittag. Wo haben die bloß all diese persönlichen Informationen her? Hat heutzutage denn niemand mehr irgendwelche Geheimnisse?
Was bin ich doch für eine Heuchlerin? Das ist doch genau die Art von intimen Hintergrundinformationen, auf die ich es abgesehen habe. Laut der Seite, auf der Partnerinnen aufgelistet sind, hat Daniel im Moment keine Freundin. Ich kann einfach nicht anders und muss nachschauen, wann die Informationen das letzte Mal aktualisiert wurden, und stelle fest, dass es erst ein paar Wochen her ist. Eigentlich sollte ich nicht erleichtert aufseufzen und ernsthaft glauben, dass irgendetwas zwischen uns möglich wäre – aber ich tue es trotzdem.
Er hatte tatsächlich schon eine sehr illustre Reihe von Beziehungen. Bisher sind eine Menge wunderschöner und auch recht bekannter Frauen seinem Charme erlegen. Die erwähnenswerteste darunter ist Larena Palmer, eine Frau aus der Schickeria, mit der er mehrere Jahre zusammenlebte und von der man meinte, sie würde ihn schließlich auch heiraten. Ich frage mich, wie verletzt er wohl war, als sie ihn für den Sohn eines Herzogs sitzenließ und damit Teil des Landadels wurde? Gemeines Miststück! Wie konnte sie nur?!?
Tut er mir etwa leid? Ich denke an meine eigene, zerbrochene Ehe. Ich war wirklich froh, als es aus war, denn als die Flitterwochen erst mal vorüber waren, entwickelte mein Exmann schnell die nervtötende Angewohnheit, sich ständig im Recht zu fühlen und mir täglich vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen hätte. Dennoch versetzt es mir immer mal wieder einen Stich, in einer Sache versagt zu haben, die mir einst so viel bedeutete. Mit gerunzelter Stirn, von der ich nicht weiß, ob sie wegen meiner eigenen Beziehung oder denen von Daniel so kraus wird, wende ich mich vom Bildschirm ab und schenke mir nochmal nach. Morgen gibt’s keinen Alkohol. Und das ist ein Versprechen.
Auch sein familiärer Hintergrund erweist sich als interessant. Seine Mutter war eine brillante Wissenschaftlerin, die auf ihrem Gebiet genauso bekannt war wie ihr Sohn heute. Aber sie gab alles auf und beendete ihre Karriere, um seinen Vater zu pflegen, als dieser chronisch krank wurde. Da ist auch ein Foto von ihr und Daniel. Wenn es sich auch nur um einen Schnappschuss handelt, so ist die Aufnahme doch äußerst vielsagend. Obwohl sie lächelt, sieht ihr Gesicht traurig und verloren aus. Und dieser Ausdruck spiegelt sich irgendwie im Gesicht ihres Sohnes wider – fast als würde er die bitteren Auswirkungen ihres Opfers verstehen.
Er hat Probleme. Es gibt Dinge in seinem Leben, die Spuren hinterlassen haben. Solche Menschen tun oft merkwürdige Dinge. Aber sind es wirklich so abwegige Taten, wenn man einer Frau, die man kaum kennt, geheime, schwülstig-erotische Briefe schickt und dann vorgibt, man hätte nichts damit zu tun?
Ich gehe zurück auf die Seite der Universität und klicke auf den E-Mail-Link. Ob er diesen Account überhaupt noch abfragt? Wird er mir antworten, wenn ich ihn anmaile? Nachdem das Programm sich geöffnet hat, schließe ich das Mailverfassen -Fenster sofort wieder. Nein, ich werde ihm nicht schreiben. Es ist einfach zu riskant, denn wenn ich online bin, habe ich die lästige Angewohnheit, mehr zu schreiben, als ich eigentlich will. Mein Glas Wein ruft mich. Und auch ein merkwürdiges Gefühl von Furcht, Schrägstrich Erregung. Ich klicke auf »Neue Nachrichten« und finde ein paar Spam-Mails, den Newsletter von Amazon und dann …
»Sie haben Post von Nemesis.«
Der Satz steht einfach so da und scheint auf dem Monitor förmlich zu pulsieren. Mir wird heiß und kalt. Einen Moment lang bin ich vor Schreck wie erstarrt und frage mich, wie er mich wohl gefunden hat. Doch dann fällt mir auf, dass die Message von einer Web-Community weitergeleitet wurde, bei der ich mich vor ein oder zwei Monaten angemeldet habe, sie aber bisher nie nutzte. Wenn Nemesis besessen genug ist, mir in der Bibliothek im Kasten für Verbesserungsvorschläge erotische Liebesbriefe zu schicken, dann wird er natürlich auch auf Seiten wie MySpace und Facebook nach mir suchen.
Vielleicht sollte ich sie einfach löschen. Das wäre bestimmt sicherer. Selbst wenn Daniel und Nemesis wirklich ein und
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