Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
Ich bin allerdings tatsächlich erleichtert, dass Mr Johnson, dem Bibliotheksleiter, noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen ist. Ich schätze, er wäre alles andere als begeistert, wenn er von irgendeiner unbibliothekarischen Verbindung mit unserem Stargast erfahren würde.
»Wenn du es sagst«, schnurrt Tracey und loggt sich am Computer der Information ein. »Und jetzt runter mit dir! Dein Prinz wartet sicher schon!«
Ich werfe ihr einen gespielt genervten Blick zu und eile davon. Als ich die Tür zum Keller hinter mir geschlossen habe, lehne ich mich erst mal dagegen, um wieder zu Atem zu kommen. Zwar fehlt bei meiner üblichen Kleidung nur das Höschen, aber es könnten ebenso gut mein Rock, meine Bluse und alles weitere sein. Meine Muschi fühlt sich an wie ein Kessel voll kochender Hormone. Ich drehe hier noch durch, ich schwör’s!
Nach ein paar Sekunden steige ich die Treppe hinab und versuche mir einzureden, dass alles völlig normal ist und ich nur nach unten gehe, um einige Bücher wegzusortieren. Doch ich denke die ganze Zeit nur an eines: Ist er da? Ist er da?
Als ich den schwachen Lichtschein im hinteren Teil des Magazins sehe, hyperventiliere ich fast. Er ist da! Daniel? Nemesis? Beide?
Auf Zehenspitzen gehe ich leise ans Ende der langen Reihen von hohen Bücherregalen. Daniels Arbeitsplatz ist nicht annähernd so hell beleuchtet wie sonst, und es ist keinerlei Geräusch zu hören. Was zum Teufel treibt er nur? Ich stelle mir sofort bildlich vor, wie er wieder masturbiert. Ich sehe ihn mit gespreizten Beinen auf dem alten Chefsessel sitzen, den er irgendwo dort unten gefunden hat. Sein Reißverschluss steht offen, und sein hinreißender Schwanz sticht aus der Hose hervor wie eine dicke rote Lanze, die er mit seinen Fingern poliert.
Ich schleiche jetzt geradezu und arbeite mich Zentimeter um Zentimeter vor. Ohne zu wissen, welcher Anblick mich erwartet, aber in der Hoffnung auf ein ähnliches Spektakel wie gestern, schaue ich um die Ecke.
Er hängt tatsächlich mit gespreizten Beinen in dem Sessel. Mit Masturbieren ist er zwar nicht beschäftigt, aber er trägt eine Maske. Er trägt eine verdammte Maske!
Ich schwanke und lasse fast die Bücher in meinem Arm fallen, während ich blitzschnell versuche, mir diesen Anblick zu erklären. Mir wird schnell klar, dass es sich bei dem Gegenstand nicht um die versaute Ledermaske aus meiner Fantasie handelt, sondern dass er sich eine blassblaue Eismaske auf die Augen presst, die mich sofort an den Film American Psycho denken lässt. Er hält sie mit beiden Händen fest. Seine Fingerknöchel sind ganz weiß und sehen sehr angespannt aus. Um genau zu sein, wirkt sein ganzer Körper sehr gestresst.
»Gwendolynne?«
Langsam, als würde es ihm Schmerzen bereiten, lässt er die Maske los, legt sie beiseite und steht mit unsicheren Bewegungen von seinem Platz auf. Seine sonst so wunderschönen Augen sehen rot und angegriffen aus. Er blinzelt stark, als er in meine Richtung schaut, und legt den Kopf zur Seite, um mich besser erkennen zu können. Er fährt sich durchs Haar, massiert seine Kopfhaut und umfasst dann vorsichtig seinen Hinterkopf.
Was zum Teufel hat er denn nur?
Er greift nach seiner Brille, die auf dem Tisch liegt, und setzt sie auf. Jetzt scheint er wieder klarer sehen zu können und auch seine Körperhaltung macht einen deutlich agileren Eindruck. Er wirft mir ein etwas unsicheres Lächeln zu.
Also doch nicht Nemesis. »Ist alles in Ordnung?« Eine überflüssige Frage. Aussehen tut er jedenfalls nicht so. Er schiebt seine Brille auf die Stirn und reibt sich wieder die Augen – so, als wüsste er gar nicht, was er eigentlich tut. »Stimmt was nicht mit Ihren Augen?«
»Nein. Es ist nichts. Meine Augen sind in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde, das ist alles.«
Aber es ist mehr als das. Jeder Dummkopf kann sehen, dass er Schmerzen hat. Es sind seine wunderschönen Augen selbst, die ihn der Lüge überführen. Er macht sich Sorgen, hat vielleicht sogar Angst. In den braunen Tiefen seiner Iris sind Schatten zu sehen. Sehr dunkle Schatten.
»Sind Sie sicher?«
»Absolut sicher. Kein Grund zur Sorge«, sagt er knapp. Sein Körper wird immer wacher, und er schüttelt die letzten Anzeichen von Schwäche ab. »Wie geht’s? Haben Sie neue Briefe bekommen?«
Ich denke etwa eine Zehntelsekunde an den Brief vom Anwalt, dränge den Gedanken aber entschlossen beiseite. Und so, wie Daniels Mund sich zu einem Lächeln verzieht und sein
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