Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
soll ich ihm klarmachen, dass ich den Mann für harmlos halte? »Also, wer immer Nemesis auch sein mag, ich glaube nicht, dass er mir irgendwas Böses will. Er ist ein Freak, aber irgendwie wirkt er auf mich trotzdem gutartig.« Jetzt ziehe ich selbst schlürfend an meinem Strohhalm, und wir lachen beide.
»Aber mal ernsthaft. Ich habe nicht die Absicht, irgendetwas zu sagen oder zu tun, was ich nicht wirklich will.«
Daniel hört sich meine Ausführungen an, und ich glaube zu erkennen, dass er ernsthaft über meine Worte nachdenkt. Mit einem leichten Stirnrunzeln öffnet er die Tüte mit den Kartoffelchips und bietet mir davon an. Doch mein Magen fühlt sich vor seltsamer Erregung so verknotet an, dass ich dankend ablehne. Diese Höhle in den Tiefen der Bibliothek ist ein ebenso unwirklicher Kokon wie der, den ich gestern Abend beim Chat mit Nemesis um mich herum spürte.
»Wenn Sie es sagen …« In seiner Stimme schwingt jetzt eine gewisse Resignation mit, als würde er mich für eine komplette Idiotin halten, was er aber nicht sagen will. Entweder ist das seine ehrliche Meinung oder aber eine hervorragende Vorstellung eines unglaublich begabten Schauspielers.
»Ja, wenn ich es sage …« Ich schaue ihm in die Augen und versuche, seine Geheimnisse zu ergründen. Aber ich erkenne nichts außer einem Hauch von Humor, der tief in ihm verborgen liegt und den ich mir möglicherweise auch einbilde. Ich greife in meine Tasche und ziehe die zusammengefaltete Mitschrift des Chats heraus. »Und hier ist das, was ich gesagt habe.«
Er legt den Kopf zur Seite, und die Augen hinter seiner Brille verengen sich zu Schlitzen.
»Ich habe den Chat gespeichert. Hier ist die Mitschrift. Wollen Sie sie lesen?« Ich zwinkere ihm neckisch zu. »Es ist zwar kein Kupferdruck auf Büttenpapier oder was auch immer, aber der Inhalt, na ja, der ist schon ziemlich scharf.«
Er greift mit elegant gespreizten Fingern nach den Blättern und hält kurz inne. »Aber da steht ja auch, was Sie geschrieben haben … Sind Sie sicher, dass Sie mich das lesen lassen wollen?« Er rückt ein kleines Stückchen von mir ab.
»Das macht mir nichts aus. Lesen Sie nur.«
Ohne mir weiter Gelegenheit zu geben, meine Meinung noch zu ändern, nimmt Daniel mir die Seiten mit einer schnellen Bewegung ab und faltet sie auf. Dann knipst er noch eine weitere seiner Gelenklampen an.
In den nächsten paar Minuten scheint die Atmosphäre hier unten in Professor Adonis’ Versteck sich so zu verdichten, als säßen wir in einer Druckkammer. Abgesehen von dem gelegentlichen Rascheln des Papiers und dem diskreten Brummen der Klimaanlage und der Heizungsrohre herrscht völlige Stille. Und abgesehen von Daniels Atmen, das die immer größer werdende Spannung und das Verlangen nur noch zu verstärken scheint. Ich bin mir auf fast schmerzhafte Weise bewusst, dass ich kein Höschen trage und dass der wunderschöne Mann, der nur ein paar Meter von mir entfernt sitzt, dieser Tatsache jede Sekunde gewahr werden wird. Als sein Blick für einen kurzen Moment in Richtung meines Beckens irrt, werde ich fast ohnmächtig.
Irgendwann legt er den Papierstoß endlich beiseite und atmet tief ein. Seine Körperhaltung auf dem Sessel sieht jetzt sehr unbequem aus und das leichte Wiegen seiner Hüften, während er die Abschrift las, trägt nur dazu bei, dass ich seine Erektion noch deutlicher vor meinem inneren Auge sehe. Von meinem Platz aus liegt sein Schritt etwas im Schatten, aber ich weiß, dass er hart sein muss.
Er tippt sich mit dem Finger auf die zarte Unterlippe. »Wow …« ist das Einzige, was er hervorbringt. Er spielt weiter an seiner Lippe herum, lehnt sich zurück und starrt nicht mich an, sondern einfach nur ins Leere.
Wow? Ist das alles? Mein Gott, kriegen Sie sich bloß wieder ein, Professor Adonis.
»Was meinen Sie?« Aus irgendeinem Grund ärgert mich sein studiertes Desinteresse und das Leugnen seiner eigenen Körperreaktion. Ich entschließe mich, ihn ein bisschen zu provozieren. »Turnt Sie das genauso an wie mich?«
Ha! Sein Blick schnellt zu mir zurück und er rutscht erneut auf dem Stuhl herum.
»Na ja, natürlich. Das ist ein sehr erotisches Szenario. Sehr heftig.« Er gibt ein leichtes, durch und durch akademisches Schnauben von sich. »Aber ich glaube immer noch, dass Sie sich mit diesem Herrn auf sehr dünnem Eis bewegen.«
Auf dünnem Eis bewegen? Mit Feuer spielen? Nun, zumindest scheine ich eine gewisse Freude an unterschiedlichen Metaphern in
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