Komm mit mir nach Caracas
gelaufen ist."
Polly war völlig verwirrt und stand regungslos da, so dass der Morgenrock zu Boden glitt. „Was ... was ...?" begann sie nervös.
Raul umfasste mit einem Arm ihre Taille und hob sie hoch.
„Was tust du da?" rief sie entsetzt.
Er lächelte selbstzufrieden. „Ein Ehemann muss seine Triebe nicht im Griff haben."
„ Lass mich runter ..."
Doch er brachte sie zum Schweigen, indem er die Lippen auf ihre presste.
Polly sah Sterne. In ihrem Kopf, überall in ihrem Körper explodierten Sterne.
Dieser Kuss war ganz anders als der erste, der viel zu früh vorbei gewesen war.
Diesmal machte Raul aus seinem Verlangen keinen Hehl, und daher reagierte sie umso heftiger darauf. Das erotische Spiel seiner Zunge löste eine Kettenreaktion in ihrem Körper aus und weckte eine brennende Sehnsucht nach mehr.
Aufstöhnend schob sie die Hände in sein dichtes schwarzes Haar und hielt seinen Kopf fest. Daraufhin löste Raul sich abrupt von ihr und ging mit ihr in den Flur, wobei er ihr erhitztes Gesicht musterte. „Dios ... Ich könnte dich die ganze Nacht lieben, aber ich weiß, dass du noch nicht so weit bist", sagte er frustriert.
„Wohin gehst du?" brachte sie hervor.
Er fand auf Anhieb ihr Schlafzimmer, das gegenüber von dem Zimmer lag, in dem Luis schlief, und legte sie fast übertrieben vorsichtig auf das große Bett. Nachdem er die Nachttischlampe eingeschaltet hatte, richtete er sich lächelnd auf.
Polly rappelte sich auf, die Hände aufs Bett gestützt, und betrachtete ihn ungläubig.
„Glaubst du wirklich, ich würde mit dir ins Bett gehen?"
Raul lockerte seine Krawatte. „Si... Du bist meine Frau."
„Wir führen keine normale Ehe!" protestierte sie.
„Das ist auch unser größtes Problem. Je eher wir eine ,normale' Ehe führen, desto besser." Er nahm die Krawatte ab und zog sein Jackett aus, das er auf einen Stuhl am Bett legte. „Wir sollten vergessen, wie wir angefangen haben ..."
„Wir haben aber nichts angefangen." Sie beobachtete, wie er sein Hemd aufknöpfte. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass er sich vor ihr auszog. „Ich war bereits schwanger, bevor wir uns überhaupt kennen gelernt haben!"
„Mach die Dinge nicht noch komplizierter, als sie ohnehin schon sind. Du hast ein Kind von mir erwartet. Das hat mein Verhalten dir gegenüber natürlich beeinflusst..."
„In Vermont?" warf sie hilflos ein. „Als du aus heiterem Himmel aufgetaucht bist, wann es dir gepasst hat? Du tust wohl immer das, was du willst!"
Raul betrachtete sie verwundert und amüsiert zugleich. „Du misst nicht einmal einen Meter sechzig und nörgelst an mir herum wie eine Xanthippe!"
Unbändige Wut erfasste sie. „Nimm mich gefällig ernst, Raul!"
„Dann rede nicht von Vermont", riet er ihr trocken. „Seitdem ist einiges passiert."
Er zog sein Hemd aus.
Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, als Polly ihn betrachtete. Er war fantastisch gebaut, tief gebräunt und seine Brust leicht behaart. Polly errötete und wandte den Blick ab. „Ich bin noch nicht bereit, mit dir das Schlafzimmer zu teilen", informierte sie ihn steif.
„Ich bin bereit genug für uns beide", meinte er amüsiert.
Ohne ihn anzusehen, zog sie die Beine an und legte die Hände um die Knie. „Auf das hier war ich aber nicht gefasst... Bevor du hier aufgetaucht bist, dachte ich noch, wir würden versuchen, unsere Ehe annullieren zu lassen. Und ich habe keine lockere Einstellung zu Sex ..."
„Bueno ... Das höre ich gern."
„Und ... ich habe es noch nie getan", fügte sie mit bebender Stimme hinzu.
Einen Moment lang herrschte spannungsgeladenes Schweigen.
„Como?" fragte Raul leise.
Polly atmete tief ein und schloss die Augen. „Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen."
„Das ist unmöglich."
„Ist es nicht!" Am liebsten hätte sie das Thema fallen lassen, doch dazu war er offenbar nicht bereit.
„Sieh mich an!" befahl er.
Als sie die Augen öffnete und ihn anblickte, stellte sie fest, dass ein ungläubiger Ausdruck in seinen Augen lag. „Es gibt eben Frauen, die nicht mit jedem ins Bett gehen!" sagte sie spitz.
Raul kam näher. „Du hast studiert ... Du musst doch zumindest eine Beziehung gehabt haben."
„Aber keine intime. Wenn keine Verpflichtung im Spiel ist, ist Intimität für mich undenkbar", informierte sie ihn steif, bemüht, ihr Unbehagen zu unterdrücken. „Und viele Männer sind da heutzutage anderer Meinung. Ich bin vielleicht altmodisch, aber ich stehe dazu."
„Das überrascht mich
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