Komm mit mir nach Kreta
ist.“ Costas seufzte und fuhr sich durchs Haar. „Meine Tochter ist sehr krank. Sie braucht eine Knochenmarktransplantation. Und wenn ich nicht schnell eine passende Spenderin finde, wird Eleni sterben.“ Sophie bemerkte, wie Costas um Fassung rang. „Ich hatte gehofft, dass deine Mutter als Spenderin geeignet sein könnte.“
Entsetzt sah Sophie ihn an. Ihr wurde klar, dass diese eindrucksvolle Selbstbeherrschung zumindest teilweise auf das Bedürfnis zurückzuführen sein musste, seine unerträglichen Qualen und Ängste unter Kontrolle zu halten. „Du selbst bist nicht kompatibel?“ Eine überflüssige Frage, schalt sie sich. Wenn er seiner Tochter helfen könnte, wäre er nicht hier.
Sein ganzer Körper schien sich plötzlich zu verkrampfen. „Nein.“
„Und niemand in deiner Familie …?“
„Von meinen Verwandten ist keiner geeignet und von deinen auch nicht.“
Und wie wahrscheinlich ist es dann, dass ich es bin?, dachte Sophie.
Vielleicht hatte Costas ihre Gedanken gelesen. Seine Stimme klang heiser, als er weitersprach. „Mit der Datenbank potenzieller Spender hatten wir ebenfalls kein Glück. Aber deine Mutter und ihre Schwester waren eineiige Zwillinge. Deshalb besteht bei dir immerhin die Möglichkeit.“
Was er von ihr erwartete – die Hoffnung, die er in sie setzte –, belastete Sophie noch stärker als der Schmerz durch den Verlust ihrer Mutter. Wie verzweifelt musste er sein: Er war nach Australien geflogen, ohne zu wissen, ob er Christina Liakos antreffen würde. Und wie beunruhigt, nachdem sie auf seine Nachrichten nicht reagiert oder einfach aufgelegt hatte. Kein Wunder, dass er so zornig nach ihrer Mutter verlangt hatte!
Eine Vorahnung ließ Sophie frösteln. All seine Erwartungen und seine ganze düstere Energie lagen nun auf ihren Schultern. Costas Palamidis brauchte sie.
3. KAPITEL
Während die junge Frau die Neuigkeit verarbeitete, bemühte sich Costas, ruhig und geduldig neben ihr zu sitzen. Sophie war seine letzte Chance. Er wusste, dass die Erfolgsaussichten nicht besonders groß waren. Und das machte ihm Angst.
Er würde alles tun, um seine Tochter zu retten. Könnte er doch nur mit ihr tauschen! Ohne zu zögern würde er Elenis Krankheit in seinem Körper aufnehmen. Aber trotz seiner Bemühungen, seines Einflusses musste Costas sich der Erkenntnis beugen, dass seine Befehlsgewalt hier endete. Er hatte die beste medizinische Behandlung verlangt, internationale Spezialisten konsultiert und Elenis Verwandtschaft unter Druck gesetzt, damit auch bei wirklich jedem getestet wurde, ob er als Knochenmarkspender infrage kam. Alles vergebens. Costas war machtlos – ein für ihn ebenso neues wie unerträgliches Gefühl.
Wenn man den Ärzten glauben konnte, war die junge Frau neben ihm die einzige Hoffnung, die ihm und seiner Tochter noch geblieben war.
Warum sagte Sophie Paterson nichts? Warum beantwortete sie nicht seine unausgesprochene Frage?
Costas dachte an das Telefonat, das er gerade geführt hatte. Um Christina Liakos ausfindig zu machen, war in Athen ein Privatdetektiv engagiert worden. Jetzt endlich hatte er sich gemeldet. Viel zu spät, wie Costas ärgerlich dachte. Diese Informationen hätten ihm vor seiner Reise nach Sydney vorliegen müssen, dann wäre sein Besuch anders verlaufen. Costas zuckte innerlich zusammen bei der Erinnerung daran, wie er vor der Tür gestanden und verlangt hatte, mit Christina Liakos zu sprechen. Costas wusste nun, dass Sophia Dimitria Paterson dreiundzwanzig Jahre alt war und soeben ihre Ausbildung zur Sprachtherapeutin abgeschlossen hatte. Sophia hatte keine Geschwister. Mit fünf Jahren war ihr Vater bei einen Berufsunfall gestorben. Um sich und ihre Tochter ernähren zu können, hatte Christina bei zwei Arbeitsstellen als Putzfrau gearbeitet. Costas überlegte, wie sich der vermögende Petros Liakos wohl fühlen würde, wenn er erfuhr, dass seine Tochter rund um die Uhr geschuftet hatte, damit etwas zu essen auf den Tisch kam. Was für ein Gegensatz zu dem verwöhnten Leben, das ihre Familie in Griechenland führte.
Von dem Privatdetektiv wusste Costas, dass Sophie während ihres Studiums als Serviererin gearbeitet hatte. Sie ging gern auf Partys, war aufgeschlossen und sehr beliebt, besonders bei jungen Männern.
Gebildet, aber arm. Dem Bericht zufolge hatte Sophie Paterson von ihrer Mutter beträchtliche Schulden geerbt.
Verdammt, warum sagte sie nichts? Sie musste doch begriffen haben, was er von ihr wollte. Wartete sie
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