Komm mit mir nach Kreta
Grenzen seiner Macht zu kommen. Nun bot sich ihm mit Sophie die letzte Chance, das Leben seiner Tochter noch zu retten. Niemals würde er sie jetzt noch aus den Augen lassen. Was, wenn auch ihr etwas passierte? Sie ihre Meinung ändern und nicht nach Griechenland kommen würde?
„Ich könnte in eine Klinik hier in Sydney gehen …“
„Wenn ich vorher anrufe und dem Arzt Bescheid gebe, kannst du den ersten Test schon am Tag nach unserer Ankunft machen“, unterbrach er sie. Und dann zwang er sich, es auszusprechen: „Dies ist die letzte Chance für meine Tochter.“ Sein Blick ging ins Leere. Er dachte an die kleine Eleni, die ihre Krankheit ertrug, ohne zu klagen. So tapfer. So unschuldig. Womit hatte sie das verdient? Konnte Sophie denn nicht verstehen, dass er jetzt handeln wollte? Schnellstmöglich?
Costas spürte eine leise Berührung und zuckte zusammen. Sophie sah ihn an. In ihren Augen konnte er sehen, dass sie verstand, wie verzweifelt er war. Die vergangenen Monate waren ein einziger Albtraum gewesen, und Costas hatte keinen, mit dem er seine Sorgen, seine Wut und seine Verzweiflung hätte teilen können. Bis zu diesem Moment war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihm das fehlte. Und jetzt bot ihm diese junge Frau Mitgefühl und Verständnis an.
Einen Moment lang geriet er in Versuchung, danach zu greifen. Aber er brauchte niemanden. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, allein zu leben.
„Ich verspreche, sofort nach Athen zu kommen, wenn ich kompatibel bin“, sagte Sophie. Das Wissen um seine Qual ließ ihre Stimme heiser klingen.
„Nein! Du musst jetzt mitkommen. Und auch falls du … als Spenderin nicht geeignet bist, verspreche ich, dass dein Aufenthalt so angenehm wie möglich sein soll. Es werden dir keine Nachteile daraus erwachsen. Selbstverständlich bist du mein Gast. Du hast keine dringenden Verpflichtungen, oder?“
Sophie hatte noch etwas Zeit, bevor sie ihre erste Anstellung antreten würde. Langsam schüttelte sie den Kopf.
„Betrachte es als einen Kurzurlaub.“ Die überzeugenden Worte, ihr schmeichelnder Klang zeigten Wirkung. Es war der Tonfall, mit dem Costas bei Frauen immer erreichte, was er wollte. Er spürte, wie Sophies Ablehnung ins Wanken geriet.
„Ich zahle für mich selbst.“ Störrisch presste sie die Lippen zusammen.
So viel Stolz! Costas wusste, dass sie sich den Flug nach Athen niemals leisten konnte und sich das Geld für die Reise würde leihen müssen. „Du besuchst Griechenland, um meiner Tochter zu helfen. Es wird mir eine Freude sein, dich bei uns wohnen zu lassen.“
Schließlich nickte Sophie. „In Ordnung. Ich fliege mit dir nach Griechenland. Und ich werde darum beten, dass die Tests so ausfallen, wie du hoffst.“
Ihre Stimme klang unendlich traurig. Vermutlich dachte Sophie daran, dass ihre Mutter nicht hatte gerettet werden können. Er umfasste wieder ihren Arm. Diesmal war seine Berührung sanft, fast fürsorglich, denn Costas ahnte, wie sehr Sophie litt. Langsam begleitete er sie ins Haus. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte er sich ruhiger und leichter, war die Anspannung von ihm gewichen.
Alles würde gut gehen.
Sie würden Eleni retten.
4. KAPITEL
Die Schiebetüren öffneten sich. Sophie trat aus dem Flughafengebäude.
Sie war hier, auf Kreta.
Von Rührung ergriffen, atmete sie zittrig ein. Sie würde doch nicht etwa weinen? Diese Insel war für sie wirklich nicht von Belang.
Aber ihrer Mutter hatte sie so viel bedeutet. Trotz der schmerzlichen Erfahrungen war ihre Mutter Optimistin geblieben. Es bereitete ihr Freude, zusammen mit Sophie Pläne für eine Reise nach Kreta zu schmieden. Und obgleich sie noch weit davon entfernt waren, sich ein solches Unternehmen leisten zu können, lagen die Pässe bereits in der Schublade. Selbst wenn sie ihre Familie nicht besuchen könnten, auf Kreta würde es noch viele andere Dinge zu sehen geben, hatte ihre Mutter immer gesagt.
Sophie wusste, wie viel Christina ihre griechische Heimat bedeutet hatte. Und sie waren noch so weit davon entfernt gewesen, das notwendige Geld für die Reise aufbringen zu können. Wie gerne hätte Sophie ihre Mutter mit den Flugtickets überrascht. Es wäre das Erste gewesen, was sie von ihrem Gehalt als Sprachtherapeutin gekauft hätte. Nun war es zu spät dafür.
„Geht es dir gut, Sophie?“ Costas umfasste ihren Arm.
Seine Berührung, der Klang dieser tiefen Stimme ließen Sophie erbeben, ein heißer Schauer durchlief ihren Körper. Seit ihrem
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