Komm schon
für einen Mann wie ihn, der normalerweise auf nichts und niemanden Rücksicht nahm.
Die meisten Menschen akzeptierten sein Verhalten.
Aber Sophie war anders als die meisten Menschen.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, wie um eine Barriere zwischen ihnen, zwischen ihm und ihren Gefühlen zu schaffen.
Als würde ihr das etwas nützen.
Er berührte sie leicht am Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. Ihre Haut erschien ihm zarter als alles, was er je berührt hatte und weckte in ihm unvermittelt den Wunsch, sie zu küssen. Ob dieser rosa Schmollmund sich wohl so verführerisch anfühlte, wie er aussah? Ob diese Lippen genauso süß und sinnlich schmeckten, wie er es sich vorstellte?
Riley schüttelte den Kopf, um zur Vernunft zu kommen. Es galt, seinen Vater zu finden und die von den Medien verursachten Probleme zu beheben, und nicht noch ein zusätzliches zu schaffen, hier, neuntausend Meter über der Erde.
Sie waren aufeinander angewiesen, um ihr Ziel zu erreichen. »Hör zu, Sophie. Ich bin es nicht gewöhnt, auf irgendjemanden außer Lizzie Rücksicht zu nehmen.«
Sophie blinzelte, vermutlich ebenso erstaunt über diese verkappte Entschuldigung wie er selbst.
»Ich nehme an, so nennst du deine Tochter?«
Er nickte voll väterlichem Stolz. Lizzie war sein ein und alles, und im Gegensatz zu Spencer Atkins gedachte er, seinen Pflichten nachzukommen. Er würde für sie da sein und ihr zeigen, dass ihr Daddy sie liebte.
»Lizzie ist jetzt dreizehn, wäre aber gern schon achtzehn. Sie macht gerade eine ziemlich bockige Phase durch und hat in der Schule einige Schwierigkeiten, aber sie ist ein bildhübsches, kluges Mädchen. Etwas ganz Besonderes. Ich werde mir bald eine Kanone zulegen müssen, um etwaige hormongesteuerte Idioten von ihr fernzuhalten.« Er knabberte ganz schön daran, dass sich seine liebe Kleine allmählich in eine junge Dame verwandelte.
Sophie lachte, ein helles, fröhliches Lachen. Zum ersten Mal, seit er dieses Flugzeug betreten hatte, wirkte sie einigermaßen gelöst.
»Das klingt, als wüsstest du, wovon du sprichst. Du hast wohl selbst ausreichend Erfahrungen als hormongesteuerter Idiot gesammelt, wie?«, neckte sie ihn.
»Tja, so sind wir Jungs nun einmal.«
Sie legte den Kopf schief. »Und, hast du irgendwelche Vorschläge, wie wir es anstellen sollen, dass wir uns für die Dauer dieser Reise vertragen?«
Er lehnte sich an den Waschtisch und überlegte. »Wie wär‘s, wenn wir erst einmal versuchen, einander besser zu verstehen? Ich mache den ersten Schritt: Atkins ist mein Vater und obwohl ich aus gutem Grund mit ihm sprechen muss, bezweifle ich, dass er sich freuen wird, mich zu sehen.« Dieses Geständnis war ihm nicht leicht über die Lippen gekommen und sollte eine Art Friedensangebot darstellen.
Er las Verständnis in ihren Augen, aber auch eine eiserne Entschlossenheit, die er bereits von ihr kannte. »Riley, ich respektiere deine Privatsphäre, aber du wirst mir den Grund schon verraten müssen, bevor ich dich zu Spencer bringe. Du hast mich engagiert, damit ich dir helfe, und Spencer gehört für mich ...«
»Zur Familie, ich weiß.« Er überlegte, ob er sie gleich in seine Beweggründe einweihen sollte und beschloss, dass eine Flugzeugtoilette nicht der geeignete Ort für lange Erklärungen war. »Du wirst alles erfahren, aber nicht hier.«
Sie nickte. »In Ordnung. Ich nehme an, du erwartest im Gegenzug auch ein Eingeständnis von mir? Eine Hand wäscht die andere, sozusagen? Also, gut«, fuhr sie fort, ehe er antworten konnte. »Ich bin ein Profi im Meistern von Krisen, solange es die Krisen anderer Leute sind, aber nicht, wenn es in meinem eigenen Umfeld plötzlich drunter und drüber geht. Wenn Spencer nicht bald auftaucht, geht mein Leben in Rauch und Flammen auf.« Sie blinzelte, erst einmal, dann ein zweites Mal.
Für Riley sah es fast so aus, als würde sie gegen Tränen ankämpfen, aber sicher war er sich nicht. Ihre Selbstbeherrschung war jedenfalls bewundernswert.
Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass sie Ordnung und Routine als beruhigend empfand und dass das Verschwinden von Spencer Atkins ihr sorgfältig durchkomponiertes Leben gehörig durcheinandergebracht hatte.
Immerhin eine Gemeinsamkeit - ihn hatte die ganze Angelegenheit ja auch ziemlich aus der Bahn geworfen. Seine plötzliche Besorgnis um Sophie, zum Beispiel, verblüffte ihn. Bislang hatte er stets nur an sich selbst gedacht,
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