Komm schon
für Sie.«
Selbst wenn sich Raine, die Empfangsdame, endlich von ihrer schweren Grippe erholt hatte, würde es für Nicki Fielding zweifellos noch jede Menge zu tun geben. Sophie käme garantiert zu demselben Schluss, davon war Cindy überzeugt. Sie verstaute das Häufchen rosa Zettel, das Nicki ihr reichte, in ihrer Jackentasche.
»Miss Jordan hat aus Florida angerufen. Ich habe ihr gesagt, dass hier alles bestens läuft, was ja den Tatsachen entspricht. Mehr oder weniger jedenfalls. Ähm. Die Reporter sind zwar noch da...«, flüsterte Nicki. Sie wies auf die Gestalten, die sich in der Hoffnung auf ein Interview mit irgendeinem der Angestellten auf das Sofa am Empfang gequetscht hatten, »... aber ich wiederhole einfach stur mein ›Kein Kommentar‹-Mantra«, fuhr sie fort und sah Cindy Zustimmung heischend an.
Cindy lächelte. »Du machst das ganz großartig.«
»Ich gebe mir Mühe.« Nicki riss die braunen Augen auf. »Aber ich fürchte, Miss Jordan hält mich nicht für ausreichend qualifiziert.«
Cindy schüttelte den Kopf. »Wir sind alle bloß ein wenig krisengeschüttelt. Aber wir schaffen das schon. Sie sind uns eine große Hilfe, glauben Sie mir.«
Noodle zerrte an ihrer Leine. Cindy stöhnte und bückte sich, um sie von der Leine zu lassen. »Also, los, du kleines Mistv...«
Die Hündin wieselte los, vermutlich um in Yank Morgans Büro Zuflucht zu suchen. Sophie zufolge war sie dort die meiste Zeit über anzutreffen.
»Tja, dann werde ich mal all diese Leute zurückrufen.« Cindv tätschelte die Notizen in ihrer Jackentasche und stolzierte hoch erhobenen Hauptes an den Reportern vorbei, ehe diese auf die Idee kommen konnten, sie mit Fragen zu bombardieren.
Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit einem Seufzen dagegen. Hoffentlich kam Sophie bald zurück und übernahm wieder das Kommando! Als sie die Augen öffnete, erblickte sie zu ihrer grenzenlosen Verblüffung auf dem Schreibtisch einen Strauß herrlicher roter Rosen.
»Was zum...?« Sie schnupperte an den zarten Blüten und inhalierte den betörenden Duft. Als sie nach der Karte griff, stellte sie fest, dass die Blumen nicht in einer herkömmlichen Floristenvase standen, sondern in einer kostbaren Karaffe aus Baccarat-Kristallglas.
»Die schönsten roten Rosen für den schönsten Rotschopf. Gehen Sie mit mir essen? Miguel«, stand da. Cindy schauderte.
Sie lebte jetzt seit einem halben Jahr in New York und hatte hier zwar einige Freunde gefunden, bisher aber noch keinen Mann kennengelernt, der sie ernsthaft interessiert hätte. Erst der rassige Miguel Cambias mit seinen dunklen Augen und der olivbraunen Haut, so aufregend anders als die zahllosen braun gebrannten Surfer und Schauspieler in Kalifornien, hatte ihr Herz höherschlagen lassen.
Trotzdem hatte sie seine Visitenkarte bis auf Weiteres in ihre Schreibtischschublade verbannt und nicht mehr angerührt, denn Loyalität war für Cindy kein leeres Schlagwort, sondern ein Prinzip. Liebe und Freundschaft konnten einer Blutsverwandtschaft durchaus ebenbürtig sein, das hatte ihre kleine »Familie« zu Hause sie gelehrt.
Sie liebte ihren Job bei Hot Zone und schätzte die drei Jordan-Schwestern ebenso sehr wie die heimelige Atmosphäre, die sie in der Firma verbreiteten. Für Cindy war diese Firma eine zweite Heimat geworden, ähnlich wie früher das kleine Restaurant ihres Vaters. Eine Heimat, die sie nicht gefährden wollte.
Andererseits wollte sie auch keinen Fehler machen, den sie womöglich den Rest ihres Lebens bereuen würde. Vorsichtig öffnete sie die Schreibtischschublade und starrte lange auf die Visitenkarte, die dort lag. Sie hob sie hoch und betrachtete sie nachdenklich von allen Seiten. Sophie hatte ihr nicht ans Herz gelegt, nicht mit Miguel auszugehen. Sie hatte lediglich bemerkt, sie solle Vorsicht walten lassen.
Mit Sophies Warnung im Ohr griff Cindy zum Telefon. Ein klitzekleines Abendessen konnte ja wohl keinen großen Schaden anrichten, oder?
4
Sophie hätte vor Scham im Boden versinken mögen, als sie die Flugzeugtoilette kurz nach Riley verließ und die Passagiere in der unmittelbaren Umgebung applaudierten. Und als wäre das noch nicht peinlich genug gewesen, stand sie kurz darauf am Förderband, wartete auf ihr Gepäck und musste feststellen, dass ihr Höschen feucht war und sich der Grund dafür direkt neben ihr befand.
So viel zum Thema »den Umgang mit Profisportlern meiden«. Insbesondere mit diesem speziellen Profisportler. Ihre
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