Komm schon
dass es doch eigentlich Rileys gutes Recht gewesen wäre, seinen richtigen Vater kennenzulernen.
Vermutlich hätte Nash ohnehin nicht viel auf ihre Meinung gegeben und bloß dazu geschwiegen. »Ich kann Ihnen versichern, dass von mir niemand etwas erfährt, Harlan. Ich pflege gegenüber Menschen, an denen mir etwas liegt, loyal zu sein.« Immerhin das konnte sie aus voller Überzeugung sagen.
Außerdem wollte ja auch Spencer, dass alle Eingeweihten Stillschweigen bewahrten. Sie fügte sich lediglich dem Willen der unmittelbar Betroffenen, ob es ihr nun passte oder nicht.
Harlan hatte abrupt innegehalten. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie beruhigend ich es finde, das aus Ihrem Mund zu hören.«
Wie hätte er wohl reagiert, wenn sie gesagt hätte, sie wolle das sorgsam gehütete Geheimnis in alle Welt hinausposaunen? Sophie blickte dem Senator fest in die stahlgrauen Augen und war froh darüber, dass es ihr erspart blieb, das herauszufinden.
»Ich nehme an, Spencer ist derselben Ansicht?«, - bohrte Nash unerbittlich weiter.
Sie spitzte die Lippen. »Auch wenn es all die Jahre nicht danach aussah, will Spencer für Riley nur das Beste. Und da dieser ihn höchstpersönlich gebeten hat, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen, bin ich sicher, dass sich Spencer daran halten wird.« Allmählich hatte sie das Thema gründlich satt.
Harlan klammerte sich an die Rückenlehne seines Stuhles. »Nun, ich nehme an, nach all den unerquicklichen Vorfällen bei Athletes Only hat er ohnehin alle Hände voll zu tun und wenig Zeit für seine persönlichen Angelegenheiten.«
Sie bedachte ihn mit einem neugierigen Blick. »Woher wissen Sie davon?«
»Riley hat mir alles erzählt, angefangen vom Einbruch über die Kameraattrappe bis hin zu Ihren aufdringlichen Verehrern ... Ich bin sicher, damit sind Spencer und Ihr Onkel rund um die Uhr beschäftigt.«
Sophie kniff die Augen zusammen. »Aber ich dachte ...«
Anne Nash betrat den Raum und unterbrach sie mit einem fröhlichen »Guten Morgen allerseits!«. Ihre bunte Bluse schien perfekt auf ihre gute Laune abgestimmt.
Sophie hatte eben fragen wollen, wann Riley eigentlich die Zeit gefunden hatte, seinem Stiefvater all diese Informationen zukommen zu lassen. Er hatte doch gestern Nacht behauptet, noch keine Minute mit ihm verbracht zu haben!
»Harlan, du quälst unseren Gast doch nicht etwa mit Anekdötchen aus Rileys Kindheit?«, fragte Anne.
Er gluckste in sich hinein und rückte seiner Frau den Stuhl zurecht. »Das überlasse ich lieber dir; du bist die geborene Geschichtenerzählerin.« Er lächelte nachsichtig.
Sophie war völlig verwirrt. Sie wurde einfach nicht schlau aus diesem Mann. Er schien stets irgendwelche Absichten zu verfolgen, und zugleich brachte er seiner Familie eine geradezu beispiellose Liebe und Fürsorge entgegen.
Sophie hörte Schritte durch den Korridor hallen, und einen Augenblick später erschien Lizzie in der Tür. Das Mädchen verzog ganz ungeniert das Gesicht, als es Sophie erblickte. Es war offenbar daran gewöhnt, dass ihm die Großeltern noch mehr durchgehen ließen als der Vater.
Sophie erhob sich und schenkte sich Kaffee nach. Sie benötigte noch einen ordentlichen Koffeinschub, um mit dieser ungezogenen Göre fertig zu werden. Sie war wild entschlossen, Rileys Tochter für sich zu gewinnen.
Lizzie setzte sich ans gegenüberliegende Tischende, so weit wie möglich weg von ihr, und machte sich über ihre Cornflakes her, ohne sich am Gespräch zwischen ihren Großeltern zu beteiligen.
»Hast du in letzter Zeit irgendwelche guten Filme gesehen, Lizzie?«, fragte Sophie nach einer Weile, um eine Unterhaltung anzuleiern.
Die verzogene Kleine hob nicht einmal den Kopf.
»Ich will demnächst mit meinen Schwestern ins Kino. Kannst du mir irgendeine unterhaltsame Komödie empfehlen?«
»Als ob Sie meine Meinung ernsthaft interessieren würde. Sie sind doch bloß nett zu mir, um sich bei meinem Dad einzuschleimen.«
Sophie presste die Lippen aufeinander und warf einen Blick in die Runde. Der Senator hatte im Nebenzimmer ein Telefongespräch entgegengenommen, also blieb ihr nur Rileys Mutter als Puffer.
Doch von Anne erntete sie lediglich einen mitfühlenden Blick. Von dieser Seite musste sie sich also keinen Beistand erwarten. Sie war ganz auf sich gestellt.
Sophie hatte gute Lust, Lizzie wegen dieses Kommentars zu rügen und ihr diese Flausen ein für alle Mal auszutreiben, aber ihr Mitgefühl hielt sie zurück. Die
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