Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
Vom Netzwerk:
Transportmittel. Vielleicht stürzen sie irgendwo in der Pampa ab und werden nie gefunden. Davor hat sie Angst. Vor dem Verschwinden, vor körperlichem Schmerz, vor der tödlichen Kälte. Davor, allein durch die Dunkelheit zu irren. Sie spürt Galle aufsteigen und schluckt angestrengt. Du liebe Güte, was, wenn sie sich während des Fluges übergeben muss? Sie klammert sich an ihrem Sitz fest und atmet tief durch.
    Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürt, zuckt sie zusammen. Sie öffnet die Augen und sieht in Dans Gesicht. Er redet mit ihr, sie kann ihn nicht verstehen, sieht aber seinen besorgten Blick. Sie nickt. Er zeigt zum Fenster und macht eine ausholende Handbewegung, wunderschön, scheint er ihr sagen zu wollen. Sie zwingt sich dazu, den Kopf zu drehen und aus dem Fenster zu schauen. Schnell schließt sie die Augen wieder.
    Irgendwann gewöhnt sie sich an das Zittern und Schaukeln, an das Rattern der Rotorblätter. Sie versucht ganz bewusst, sich zurückzulehnen und ihren Körper zu entspannen. Wie oft hat sie das mit ihren Patienten geübt okay, ruhig atmen, ein und aus, ganz langsam, du bist in Sicherheit, spann deine Füße und Beine und Arme an und entspanne sie wieder. Entspanne dich. Alle Muskeln sind weich. Okay?
    Sie öffnet die Augen. Dan beobachtet sie. Er zieht die Augenbrauen hoch. Alles in Ordnung? Sie nickt, versucht ein Lächeln.
    Er beugt sich vor. »Für Sie fliegen wir eine Spezialroute. An der Küste entlang und dann landeinwärts.«
    Sie zwingt sich zu einem Blick hinunter. Sie sieht den Strand, die gezackten Klippen, die sich aus dem Meer erheben, sie sieht goldgelben Sand und sanfte Wellen mit weißen Schaumkronen. Das Land dahinter schimmert in allen nur denkbaren Grüntönen, die am Horizont in das milchige Lila des Bergmassivs übergehen. Sie erkennt einen riesigen schwarzen Algenteppich im Wasser und ein einsames Fischerboot auf seinem Weg aufs offene Meer.
    Die Wellenbewegung des Wassers erinnert sie an lange Wollstränge in einem Schaukasten, nach Nuancen geordnete Blautöne. Wie hießen die Farben in dem Malkasten, den Oma ihr vor so vielen Jahren geschenkt hat? Der Malkasten war altmodisch, unter dem Deckel kam erst einmal eine Schicht Seidenpapier zum Vorschein und darunter die rechteckigen, unberührten Farbtöpfchen. Azur, Kobalt, Saphir, Coelin, Indigo. Verheißungsvolle Namen, die die Vielseitigkeit von Blau auszudrücken vermochten. Ein fast schwarzes Blau. Tintenblau, Eisblau, Türkis.
    Was ist deine Lieblingsfarbe, Gemma?
    Blau.
    Gestern am späten Abend klingelte ihr Handy. Sie wäre fast nicht rangegangen, weil sie dachte, es sei Minna. Aber sie nahm den Apparat dann doch, las den Namen im Display. Mary-Anne.
    Mary-Annes Stimme ist schrill, sie ist außer sich vor Freude. »Rate mal, was passiert ist. Rate mal! Es ist da, das Baby ist da. Ein Junge, es ist ein Junge! Er kam zu früh, eigentlich sollte er erst in zwei Wochen kommen, aber sein Gewicht ist in Ordnung, er wiegt sieben Pfund, er ist wunderschön, wirklich, er hat blaue Augen und ganz viele Haare. Fast hätten wir es nicht bis ins Krankenhaus geschafft. Übers Wochenende waren wir in Wanaka. Mir ist zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen, ich habe zu Kevin gesagt, lass uns übers Wochenende verreisen, lass uns Mum und Dad besuchen, wird schon nichts passieren. Aber dann am Sonntagmorgen ist plötzlich die Fruchtblase geplatzt, mein Gott, ich konnte es nicht fassen, wir saßen gerade am Frühstückstisch. Mum wollte, dass wir dableiben, sie hat gesagt, sie würde nicht zulassen, dass ihr Enkelkind unterwegs auf dem Rücksitz eines Autos zur Welt kommt, aber ich dachte, wir schaffen es. Als wir von der Autobahn runterfuhren, hatte ich schon die ersten Presswehen, du hättest mal Kevs Gesicht sehen sollen. Thomas. Wir nennen ihn Thomas. Wahrscheinlich Thomas Kevin. Oh, und stell dir vor, wen ich am Samstagvormittag beim Einkaufen getroffen habe? Mr. Black. Er war so überrascht, mich zu sehen, weißt du noch, dass wir alle in ihn verknallt waren? Oh, Stephanie, ich kann es nicht erwarten, dir Tom zu zeigen, er ist so süß.«
    Sie hat ihn gefunden.
    Dan zupft an ihrem Arm und zeigt hinunter. Delfine. Eine ganze Schule jagt dicht unter der Wasseroberfläche dahin wie ein großer Schatten, manchmal kommt ein Tier aus dem Wasser geschossen und hinterlässt einen weißen Kreis dort, wo es wieder eintaucht. Der Helikopter dreht ab und fliegt auf die Landmasse zu, überquert dicht beieinanderstehende

Weitere Kostenlose Bücher