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Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
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Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen.«
    »Und das wäre?«
    »Stellen Sie sich nie in die Schusslinie.«
    Er trägt das Gewehr, während sie den ganzen Tag lang die Graslandschaft durchstreifen. Zwischendurch durchqueren sie immer wieder dichtes Gebüsch. Aber sie sehen nichts. Am späten Nachmittag bleibt Dan stehen und ruft ihr zu: »Für den Rückweg werden wir eine Weile brauchen, am besten kehren wir jetzt um.«
    Sie treten den Rückweg an und sammeln unterwegs Feuerholz ein. Als sie das Zelt erreichen, ist Stephanie erschöpft. Sie streckt sich rücklings auf dem trockenen Gras aus. Sie hört ihn werkeln, hört es knacken, als die trockenen Zweige Feuer fangen, riecht den beißenden Qualm. Sie schlägt die Augen auf. Es ist dunkel geworden, über ihr schwebt Dans Gesicht.
    »Sind Sie wach?«
    »Mein Gott, ich bin …«
    »Das Essen ist gleich fertig. Pinot gris?«
    Sie setzen sich dicht an das prasselnde Feuer, trinken Wein, essen, unterhalten sich. Sie erzählt lachend von ihrem Job bei McDonald’s ich habe ständig nach Big Macs gestunken. Ich habe geträumt, ich müsste mir den Weg aus einem Zimmer freiessen, das bis zur Decke mit Big Macs vollgestopft ist. Glauben Sie mir, es ist die Wahrheit!
    Er erzählt von seiner Zeit in London wissen Sie noch, dass ich gesagt habe, ich musste zurückkommen? Natürlich war es schön, für eine Weile dort zu leben. Ich hatte es irgendwie geschafft, einen guten Job an Land zu ziehen und gutes Geld zu verdienen, ich konnte es mir leisten, die eine oder andere Reise zu unternehmen. Aber eines Tages bin ich nach der Arbeit und der U-Bahnfahrt in mein winziges Einzimmerapartment mit Blick auf die gegenüberliegende Ziegelwand gekommen und hatte die Schnauze voll. Eine Woche später saß ich im Flieger nach Hause.
    »Was haben Sie in London gemacht?«
    »Marketing.«
    »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    »Ich inzwischen auch nicht mehr. Ich bin damals auf die Uni gegangen, weil alle anderen auch studiert haben, und ich habe mich für BWL entschieden, weil das Fach beliebt war. Dabei habe ich letztendlich nur eines gelernt: dass ich mit BWL nichts am Hut haben will.«
    »Aber in London haben Sie das Studium gebrauchen können?«
    Er zuckt die Achseln. »Als Mittel zum Zweck. Es hat mir den Job verschafft. Ich wollte reisen, und für eine Weile lief es ganz gut. Ich habe Kathy kennengelernt und konnte sie überreden, uns eine Chance zu geben und mit nach Neuseeland zu kommen.«
    »Hat es ihr hier gefallen?«
    »Sie hat es geliebt.« Er nimmt einen Stock und stochert im Feuer herum. »Dieser Abend in London, von dem ich Ihnen erzählt habe … als ich nach Hause gekommen bin und instinktiv gewusst habe, das war’s. Da war es mein Bauchgefühl, das mir gesagt hat, was zu tun ist, auch wenn es rational betrachtet der reinste Irrsinn war. Ich glaube ans Bauchgefühl. Wir haben beide unsere Jobs gekündigt und kamen mit fast leeren Händen hier an. Aber wir waren glücklich, alles lief bestens, und dann ist sie einfach gestorben.«
    »Das tut mir leid. Sie müssen sie sehr vermissen.«
    »Ja. Ja, das stimmt. Möchten Sie noch einen Schluck Wein? Oder einen Tee?«
    »Nein, danke. Das war ein schöner Tag, aber jetzt muss ich wirklich schlafen.«
    Sie spritzt sich kaltes Wasser in das vom Feuer und vom Wein gerötete Gesicht. Sie ist müde und gleichzeitig ganz aufgekratzt. Sie hält die Luft an, schaut in den tiefschwarzen Himmel hinauf, sieht die Sterne funkeln, winzige Stecknadelköpfe aus flimmerndem Licht.
    Sie ist auf köstliche Weise schläfrig und kuschelt sich in den weichsten Schlafsack, in dem sie je lag. Sie hört die Zeltplane im Wind flappen, hin und wieder einen Vogelschrei. Abgesehen davon ist es still, ganz still, und unglaublich dunkel.
    Hier draußen, wo es nichts gibt als den Himmel und die endlose Landschaft, erscheint ihr alles andere fern und unwichtig.
    In ein paar Tagen werde ich ihn sehen. Ward Black. Ed Black. Werde ich es wissen, wenn ich ihn sehe? Werde ich ihm ins Gesicht sehen und die Wahrheit erkennen?
    Hier draußen zu sein hat sie ruhig gemacht. Sie ist bereit.
    Sie hört, wie Dan ins Zelt kriecht, hört seinen Schlafsack rascheln. Sie hört ihn neben sich atmen, während sie einschläft.
    Wem immer sie begegnet, was immer auch passiert, sie ist bereit.

33.
    A m nächsten Tag: nichts. Und obwohl sie sich gewünscht hätte, wenigstens einen Hirsch zu sehen, ist sie erleichtert. Sie hat Angst, weiß nicht, wie sie

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