Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
er.
»Wolltest du es nicht?«
»Nein, so habe ich das nicht gemeint, das weißt du genau. Ich hatte nicht vor, …«
»Hör mal, ich bewundere deine Ritterlichkeit, aber ich bin erwachsen und für mich selbst verantwortlich.«
»Ich wollte dir nur sagen, dass mir so etwas nicht ständig passiert. Ich mag dich, ich habe mich ehrlich gesagt zu dir hingezogen gefühlt, seit ich dich zum ersten Mal bei Aline gesehen habe. Aber das hätte nicht passieren dürfen.«
»Du hast eine Freundin?«
»Nein, das ist es nicht. Möchtest du einen Whisky? Sieht aus, als würde es eine lange Nacht werden.«
»Okay.«
Sie setzt sich auf. Er legt ihr eine Decke um die Schultern und legt Holz nach. »Warm genug?«
»Ja. Danke.«
Er gibt ihr eine Tasse und schenkt erst ihr und dann sich selbst Whisky ein. Er legt einen Arm um sie, zieht sie an sich.
»Ich hoffe, du bereust es nicht«, sagt sie. »Ich stelle keine Ansprüche an dich, wenn das deine Befürchtung ist.«
»Ich fürchte mich eher vor meinen eigenen Ansprüchen«, sagt er. »Davor, zu tief hineinzugeraten.«
»Wir leben komplett unterschiedliche Leben.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es ist mir bewusst und einer der Gründe, warum ich beschlossen hatte, mich nicht zu sehr einzulassen.«
»Einer der Gründe?«
»Der andere Grund hat nichts mit dir zu tun, nicht mit dir persönlich. Es geht um einen Vorfall kurz nach Kathys Tod. Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen.«
»Ich habe bestimmt schon schlimmere Dinge gehört«, sagt sie lächelnd und streichelt seinen Arm.
»Na gut. Also schön. Nach Kathys Tod wusste ich nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte. Ich war wütend und traurig und voller Schuldgefühle. Ich war einfach am Ende.«
»Schuldgefühle?«
»Ich hätte mich nicht genug um sie gekümmert, ich hätte sie früher zum Arzt schicken müssen. Ich hätte nicht alles Mögliche versucht, ich hätte mit ihr nach Mexiko fliegen sollen, um alternative Heilmethoden auszuprobieren. Nicht, dass sie das gewollt hätte. Ich wusste ja, dass es nicht meine Schuld war, aber ich habe mich für alles verantwortlich gefühlt.«
Stephanie streichelt sanft seinen Arm. »Okay, du hast dir Vorwürfe gemacht. Das ist völlig normal.«
»Danke, Frau Doktor.« Seine Stimme klingt gepresst. »Sorry. Tut mir leid. Ich habe ja gesagt, es fällt mir schwer, darüber zu reden. Ich habe mir und allen anderen Vorwürfe gemacht. Den Ärzten, weil sie meiner Meinung nach nicht alles in ihrer Macht Stehende getan hatten. Kathy, weil sie nicht zur Vorsorge gegangen war. Ich war so verdammt traurig und so wütend auf alles und jeden. Ich wusste nicht, wohin mit mir. Rosie war noch so klein. Meine Mum kam für eine Weile zu uns, aber sie konnte ja nicht ewig bleiben. Ich konnte mich nicht dauerhaft auf andere stützen, ich musste die Sache selbst in die Hand nehmen und uns eine Haushälterin suchen. Ich habe diese Frau ins Haus geholt. Weißt du noch, was ich über das Bauchgefühl gesagt habe? Dass man ihm immer vertrauen sollte? Damals habe ich mein Bauchgefühl ignoriert. Ich wusste gleich beim ersten Treffen, dass sie nicht die Richtige für den Job war. Ich hatte … ich hatte das Gefühl, Kathy würde mir über die Schulter sehen und mir sagen: Nein, tu es nicht. Da waren noch andere Bewerberinnen, ältere Damen, die die Stelle unbedingt haben wollten, aber am Ende hat sie sie bekommen.«
»Warum? Du warst dir doch so sicher, dass sie die Falsche ist.«
»Sie war jung. Jung und gutaussehend. Gute Figur. Ich bin gleich am ersten Tag mit ihr ins Bett gegangen.« Er holt tief Luft. »Ich bin nicht stolz drauf. Aber Kathy war lange krank gewesen, während der letzten Monate vor ihrem Tod hatte die Krankheit unser Leben fest im Griff. Wir schliefen getrennt. Wir hatten ein Krankenhausbett im Schlafzimmer, und ständig gingen die Pflegerinnen ein und aus. Überall standen Medikamente herum. Nachts saß ich an ihrem Bett und habe sie röcheln hören. Sie hat gelitten. Ich auch. Diese Frau, Patsy … ich hatte das Gefühl, sie verdient zu haben. Eine junge, gesunde Frau. Du liebe Güte.«
»Was ist dann passiert?«
»Sie konnte nicht mit Rosie umgehen. Kein bisschen. Wenn ich zu Hause war, hat sie sich Mühe gegeben, aber sie hat sie vernachlässigt. Rosie sah anders aus als früher, irgendwie … nicht richtig. Ich bin ein Mann, aber sogar ich konnte sehen, dass ihre Haare nicht richtig gekämmt waren und sie zu selten gebadet wurde. Irgendwann fing sie
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