Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Dave und Esther und auch Greg, der am Telefon hängt.
Alle sind zufrieden, alle haben sich in ihrem neuen Leben eingerichtet. Wie kannst du die verheilten Narben aufreißen, wenn du dich möglicherweise irrst?
Sie schließt die Augen lass endlich los, Steph.
Dave klopft an die Tür. Er steckt den Kopf herein und grinst. »Möchtest du heute noch was essen?«
Sie ist eingeschlafen, sie hat keine Ahnung, für wie lange. Benommen setzt sie sich auf. »Oh. Ja, tut mir leid.«
»Nichts braucht dir leidzutun. Du hast einen anstrengenden Tag hinter dir.«
Sie zieht sich an und geht ins Wohnzimmer hinunter. Esther reicht ihr ein Sektglas. »Zur Feier des Tages. Du hättest mal Daves Gesicht sehen sollen, als du angerufen hast. Er hat sich extra freigenommen, damit wir ein paar Ausflüge machen können. Wir dachten, vielleicht gehen wir morgen oder übermorgen in den Weinbergen spazieren?«
»Das klingt toll.«
Dave schenkt ihnen Sekt ein und hebt sein Glas. »Auf dich, Stephanie.«
Esther hat sich mit dem Essen große Mühe gegeben. Der Tisch ist aufwendig gedeckt, weißes Porzellan auf olivgrünen Platzsets. Es gibt Melone mit Ingwer, Roastbeef mit verschiedenen Gemüsesorten und winzig kleine Yorkshirepuddings, zum Nachtisch ein verlockendes Himbeersoufflé.
Dave schaut immer wieder auf Stephanies Teller und ermuntert sie zu essen. »Du siehst ein bisschen abgemagert aus, mein Kind.«
»Ich habe eine lange Wandertour hinter mir. Ich war sogar auf der Jagd.«
»Wie bitte?«, prustet Dave los.
»Eine geführte Tour. Ich dachte, ich schaue es mir einfach mal an.«
»Sieht dir gar nicht ähnlich. Und, hast du irgendwas erlegt?«
»Nein.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie du ein Gewehr in der Hand hältst. Greg, kannst du dir deine Schwester beim Schießen vorstellen?«
»Mit mir ist sie nie besonders zimperlich umgegangen.« Greg grinst sie an.
»Weißt du noch, wie Joe früher immer mit seinem Gewehr zu Besuch kam? Da haben wir von dir nur noch eine Staubwolke gesehen.« Er schüttelt den Kopf. »Auf die Jagd. Na so was.«
»Es war schön. Es hat mir Spaß gemacht.« Sie klingt ein bisschen defensiv.
»Na ja, viele Leute hier jagen. Du kannst dir mein Gewehr ausleihen, wann immer du willst. Wir essen gern Wild, nicht wahr, Greg?«
»Stephanie, er will dich nur ärgern. Hör nicht auf ihn«, sagt Esther.
»Wie ich gehört habe, hat hier ein Freizeitcamp aufgemacht?« Sie versucht, mit fester Stimme zu sprechen.
»Ja, vor ein paar Monaten. Wie hast du davon erfahren?«
»Ich hab’s in der Zeitung gelesen.«
»Der Laden läuft ziemlich gut, nach allem, was man so hört. Eine Riesenanlage, nicht weit von hier.«
»Was für Leute kommen da hin?«
»Hauptsächlich Ausländer. Scheinbar schicken eine Menge reicher Japaner ihre Kinder zum Snowboarden hin.«
»Und im Sommer?«
»Windsurfen, Kajakfahren, das volle Programm. Man kann da auch Englisch lernen, das ganze Jahr hindurch. Der Gemeinde hat das Auftrieb gegeben, viele der Schüler sind privat untergebracht, das bringt natürlich Geld in die Stadt. Und die Kinder der Einheimischen können auch an den Kursen teilnehmen.«
»Was für Kurse sind das?«
»Wintersport. Wassersport. Erst letzten Donnerstag habe ich ein paar der Lehrer unten am See gesehen. Waren mit einer Gruppe von kleineren Kindern zum Kajakfahren dort. Sah so aus, als hätten die mächtig Spaß. Ach, Stephanie, da fällt mir noch was ein.«
»Was denn?«
»Ich habe einen deiner alten Lehrer getroffen. Kannst du dich an Ed Black erinnern? Früher war er oft bei uns zu Besuch, weißt du noch? Ich habe mich mit ihm unterhalten. Ich habe ihm erzählt, was du machst, wie gut es dir geht. Er hat gesagt, er hätte immer gewusst, dass du ein cleveres Mädchen bist und deinen Weg gehen wirst. Netter Kerl, und er kann gut mit Kindern umgehen. Vielleicht triffst du ihn ja, während du hier bist. Er würde dich bestimmt gern wiedersehen.«
35.
N ach dem Aufwachen wähnt sie sich für einen kurzen Moment in ihrem alten Kinderzimmer. Die Sonne scheint herein wie an jenen Sommertagen vor so langer Zeit, die Vorhänge sind geöffnet, und unter dem Fenster funkelt der See. Sie hört das Knurren der Bootsmotoren und sieht die weißen Segel in der Sonne blitzen, hört die Nachbarskinder schreien. Ein perfekter Tag.
Der Tag ist perfekt, aber am liebsten würde sie ihre Sachen ins Auto packen und losfahren. Zurück nach Kaikoura, zurück zu Dan. Sie will sich aus der geschmackvollen Bettwäsche
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