Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
ist Dad nicht da, um ihn mit nach draußen zu nehmen. Dann bietet er Mum seine Hilfe an und folgt ihr in die Küche, worüber Mum nicht allzu glücklich ist, was sie aber nicht ablehnen kann, denn er ist ein Gast, dem gegenüber man höflich sein muss. Beth hat Angst, ihre Mum könnte es wieder an den Nerven haben. Manchmal bekommt Mum schreckliche Kopfschmerzen und muss im Bett bleiben. Sie hatte Dad gehört, wie der sich mit Oma unterhielt, als sie wochenlang zu Besuch war, um sich um Gracie zu kümmern, während Mum weinend im Bett lag ein Drittes kommt nicht in Frage, Mum, Ellie hat keine Kraft mehr.
Dass Mum sich in Wards Gesellschaft so unwohl fühlt, ist für Beth nicht der einzige Grund zur Sorge. Meistens lächelt er breit, will bei allen beliebt sein, aber einmal hat sie ihn dabei erwischt, wie er Holly einen echt kritischen Blick zugeworfen hat, so als hätte er eigentlich nicht viel für sie übrig. Das hat Beth einen kleinen Stich versetzt, denn sie sieht, wie sehr Holly ihm gefallen möchte. Beth wünschte, er hätte sie nicht ausgerechnet hier kennengelernt. Sie mag Holly, sie liebt sie, und sie möchte nicht, dass ihr etwas Schlechtes zustößt.
Sie passt Mum ab, als die allein die Wäsche zusammenlegt.
»Mum, magst du Ward?«
Mum wirft ihr einen flüchtigen Blick zu, dann starrt sie auf das Handtuch, dessen Falten sie glatt streicht. »Ward? Aber natürlich mag ich ihn. Dad mag ihn auch. Warum fragst du?«
»Ich mag ihn nicht.«
»Warum nicht? Er ist immer sehr nett zu dir. Er bringt dir und Gracie jedes Mal etwas mit.«
»Mir gefällt nicht, dass er ständig herkommt. Er mischt sich in alles ein.«
»Unsinn, Beth.«
»Nie kann ich mit dir allein sein, Mum. Oder mit Dad und Gracie. Oder mit Holly.«
»Aha.« Es sieht so aus, als müsse Mum sich ein Lächeln verkneifen.
»Wie meinst du das, aha? «
»Holly ist deine allerbeste Freundin, was?«
»Willst du sagen, ich wäre eifersüchtig? Glaubst du das? Bin ich nämlich nicht. Ich kann ihn einfach nicht leiden.«
»Ich finde, du bist albern. Erstens ist Ward nicht jeden Tag hier, und zweitens könntest du dir mal Gedanken darüber machen, wie es ihm geht. Die meisten Leute hier haben ihr ganzes Leben in Westport verbracht. Vielleicht fühlt er sich manchmal einsam? Abgesehen davon gehört er zu unserer Gemeinde, und es ist unsere Pflicht, alle Neuankömmlinge willkommen zu heißen.«
»Wieso besucht er nicht irgendeine andere Familie? Warum muss er ständig zu uns kommen?«
»Beth, ich finde dich hartherzig. Deine Wortwahl gefällt mir gar nicht.«
Also hält sie den Mund und sagt sich, dass Mum recht hat. Er wird schon in Ordnung sein, außerdem muss er Holly mögen, andernfalls wäre sie nicht seine Freundin, oder? Vielleicht hat sie seinen Blick neulich missverstanden?
Beth mag es überhaupt nicht, wie ihr Vater sie aufzieht, wenn Ward in der Nähe ist, so als sei sie ein kleines Mädchen, über das man sich lustig machen darf, und keine dreizehn. Er gibt jedes Mal peinliche Anekdoten über sie zum Besten, wenn sie zusammen beim Abendessen sitzen und es kein Entkommen gibt. Sie muss sitzen bleiben und sich anhören, wie alle ihre Geheimnisse preisgegeben werden. Sie darf nicht widersprechen, denn das wäre unhöflich.
Wie neulich, als Dad die allerpeinlichste Geschichte erzählte. Sie hörte den Anfang und wusste sofort, was kommen würde, sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und sich ihr Magen umdrehte. Alle haben gelacht, sogar Mum, die sich jedoch zusammenriss, als sie sah, wie es Beth dabei ging.
»Kinder«, sagte Dad, »was macht man da nicht mit. Mit ihr hier zum Beispiel. Sie war ungefähr drei Jahre alt. Ich wache mitten in der Nacht auf und höre dieses Kratzgeräusch. Klang nach einem Tier, das ins Haus eingedrungen war und nun irgendwo festsaß. Ich habe das ganze Haus abgesucht und bin fast über sie gestolpert. Sie lag vor der Eingangstür und hat mit Armen und Beinen gerudert wie ein kleiner Frosch. Mann, was habe ich mich erschreckt! Ihre Augen waren weit aufgerissen, aber als ich ihr mit der Hand vor dem Gesicht rumgefuchtelt habe, hat sie nicht einmal geblinzelt. Sie murmelte was von Schwimmen. Schwimmen. Elli war mit ihr im Schwimmbad gewesen, und sie konnte an nichts anderes denken.«
»Konnte sie sich am nächsten Morgen dran erinnern?«, fragte Holly.
»Nein«, sagte Mum, »kein bisschen.«
»Und es blieb nicht dabei«, sagte Dad, »wisst ihr noch, wie wir sie dabei erwischt haben, als sie die
Weitere Kostenlose Bücher