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Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paddy Richardson
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Rücken ausgestreckt im Bett. Wenn sie schläft, sieht sie aus wie ein kleines Mädchen. Gracie schnarcht leise, ein sanftes Rasseln, gerade erst hat sie eine Erkältung überstanden. Sie hat die Decke beiseitegestrampelt, Arme und Oberkörper sind entblößt. Sie trägt das Muschelarmband, offenbar ist sie, nachdem Ellie sie zugedeckt und das Licht gelöscht hatte, noch einmal aufgestanden, um es anzulegen. Ellie möchte nicht, dass sie es die ganze Nacht trägt, weil es aus einem Gummiband besteht, das ein bisschen zu eng ist und eine rote Rille auf Gracies Arm hinterlässt. Aber es ist wohl besser, sie nicht zu stören. Es ist besser, sie schlafen zu lassen. Ellie zieht die Decke bis an Gracies Schultern hoch.
    Sie geht wieder ins Bett, streckt Arme und Beine aus und versucht, eine Position zu finden, die bequem genug zum Einschlafen ist. Ihr ganzer Körper ist empfindlich, fühlt sich geliebt und genutzt an. Immer noch kann sie den Druck seiner Finger spüren. Es ist nicht einfach, mit den vielen Gedanken einzuschlafen, die ihr durch den Kopf wirbeln. Manchmal kann sie nicht mehr aufhören zu weinen, dann nimmt er ihren Kopf zwischen seine Hände und streicht ihr das Haar aus der Stirn.
    »Ich halte es nicht mehr aus, Andy das anzutun. Und Holly. Sie ist so ein liebes Mädchen. Sie können nichts dafür.«
    »Sie werden es überleben. Alles wird gut.« Seine Stimme klingt weich und tröstlich.
    »Was ist mit den Kindern? Ich könnte sie niemals verlassen. Was, wenn Andy sie behalten will?«
    »Alles zu seiner Zeit, okay? Dass wir zusammen sind, ist Schicksal, du weißt es selbst. Gib uns Zeit.«
    »Aber wir verletzen die anderen. Wir …«
    »Pssst. Ich werde für dich sorgen. Alles wird gut werden.«
    Sie muss jetzt schlafen, denn sie muss in weniger als drei Stunden wieder aufstehen. Aufstehen, das Bett abziehen, die Laken waschen, das Frühstück machen. Andy wird die Touristen mitbringen, denen sie Eier und Speck servieren muss, spätestens um acht sind sie hier. Das Haus muss tadellos aufgeräumt sein, und auch sie selbst muss fertig sein. Geduscht, angezogen, geschminkt und mit einem Lächeln im Gesicht.
    Sie spielt den ganzen Tag Theater. Zu Hause, in der Kirche, und es gefällt ihr nicht, es gefällt ihr kein bisschen. Im Grunde ist sie ein ehrlicher Mensch, nie zuvor hat sie gelogen, nicht im Großen, höchstens einmal im Kleinen, um andere zu schonen. Und jetzt tut sie nichts anderes mehr.
    Ich werde für dich sorgen. Alles wird gut werden.
    Was soll sie nur tun? O Gott, Gott helfe ihr, was soll sie nur tun?
    Irgendwann schläft sie ein, und als sie aufwacht, scheint ihr die Sonne ins Gesicht, während der Wecker schrillt. Unter die Dusche, hinein ins dampfende, prickelnd heiße Wasser. Sie trocknet sich das Haar, schminkt sich ein wenig, um wacher auszusehen und die Schatten unter ihren Augen verschwinden zu lassen. Jeans und das blaue T-Shirt, dazu den gelben Pullover.
    Sie reißt die Laken vom Bett, ballt sie zusammen, trägt sie durch den Flur in die Waschküche. Die Kacheln unter ihren Füßen sind kalt, sie sollte die Heizung aufdrehen. Sie öffnet die Waschmaschine, stopft die Laken hinein, füllt das Waschpulver ein, drückt auf den Knopf.
    Draußen ist es stürmisch, der Wind lässt die Äste gegen die Fensterscheiben schlagen. Sie hört ein Klopfen, hört den Wind durch den Flur pfeifen. Irgendwo steht ein Fenster offen.
    Sie durchquert den Flur, steigt die zwei Treppenstufen in das Vestibül hinunter. Vestibül. Was für ein merkwürdiges Wort, sie weiß nicht einmal so genau, was es bedeutet, dabei gefällt ihr das Haus auch wegen des Eingangsbereichs so gut, ein kleiner, rechteckiger Raum mit Glaswänden, durch die die Sonne hereinstrahlt. Schon beim Hereinkommen spürt man die Wärme, außerdem gedeihen die Pflanzen hier prächtig.
    Die Haustür steht sperrangelweit offen. Der Schnappverschluss ist kaputt, manchmal reicht ein Windstoß, um die Tür zu öffnen. Man muss sie abschließen, wahrscheinlich hat sie es gestern Abend vergessen. Sie drückt die Tür zu.
    Sie steigt die Treppe wieder hinauf.
    »Beth«, ruft sie, »Gracie!«
    Zeit zum Aufstehen. Sie kann Beth im Badezimmer hören, wirft einen Blick in Gracies Zimmer. Das Bett ist leer.
    Wahrscheinlich sitzt sie schon wieder vor dem Fernseher. Das ist verboten, trotzdem versucht sie es immer wieder.
    Sie steigt die Treppe zum Wohnzimmer hoch.
    »Gracie«, ruft sie, »Gracie, wo bist du?«

13.
    Dunedin, 2005
    H i, Elisabeth.«
    Sie

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