Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Alter denkt, man hätte die große Liebe gefunden.«
»Waren Sie noch mit ihm zusammen, als Gracie verschwand?«
»Ja. Das Ganze hat ihn ziemlich mitgenommen. Er mochte Gracie sehr. Er hat viel mit ihr gespielt, er hat sie ständig in die Luft geworfen und mit ihr getobt. Ich dachte immer, er wird mal ein guter Vater.«
»Was ist aus ihm geworden?«
»Keine Ahnung. Er hat ein Stellenangebot bekommen und ist weggezogen, kurz nachdem das mit Gracie passiert ist. Ich habe es aus der Zeitung erfahren. Mann, der hat mich wirklich abserviert. Seltsam, dass Beth Ihnen gesagt hat, er sei beliebt gewesen. Ich hatte damals nicht den Eindruck, dass sie ihn besonders nett fand. Sie wirkte immer ziemlich gereizt, wenn er in der Nähe war.«
»Aber Gracie mochte ihn wohl sehr?«
»Gracie mochte jeden.« Wieder schüttelt sie den Kopf. »Sie war ein tolles Kind. Stephanie, ich hatte gehofft, dass wir uns mal in Ruhe unterhalten. Ich wollte mich nach Beth erkundigen.«
»Es geht ihr gut.«
»Nein, so meinte ich das nicht. Ich habe immer gewusst, dass sie die Kurve kriegt. Es geht um mich und Andy. Sie weiß nichts davon, und Andy wollte es ihr nicht erzählen, solange sie krank war. Meinen Sie, Beth wird es akzeptieren?«
»Holly, ich kann natürlich nicht wissen, was Beth fühlt, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie sich für Sie freuen würde. Sehr sogar.«
»Wirklich?«
»Ja, ehrlich. Sie hat immer nur Gutes über Sie erzählt.«
»Tja, dann wird sie wohl einverstanden sein. Es war schön, mit Ihnen zu reden, Stephanie.«
Sie schenkt sich noch einen Kaffee ein und setzt sich auf die Terrasse. Ich habe es aus der Zeitung erfahren. Aus der Zeitung. Nach Hollys Aussage verließ er die Stadt kurz nach Gracies Verschwinden. Gracie verschwand im November.
Sie fährt noch einmal zur Zeitungsredaktion. Karen hebt den Kopf und lächelt sie hilfsbereit an. »Kommen Sie wegen des Buches?«
»Ich hatte noch etwas vergessen. Ich weiß ja, dass das Archiv heute geschlossen ist, aber …«
Karen steht von ihrem Platz auf und nimmt den Schlüssel vom Haken. »Weil Sie es sind.«
Dezember. Januar. Sie blättert in den Ordnern. Der Weihnachtsumzug. Kinder am Strand. Immer wieder wird Gracie erwähnt, im Kindergarten wird ein Baum für sie gepflanzt, in der Vorweihnachtszeit feiert die Kirchengemeinde einen besonderen Gottesdienst, um die Familie zu unterstützen. Das erste Neugeborene des Jahres. Der sintflutartige Regen, der überschwemmte Campingplatz.
Schließlich findet sie einen Artikel, der Ende Januar im Lokalteil erschien. Abschiedsfeier für beliebten Lehrer. Da steht er, er trägt einen Anzug und ein weißes Hemd mit Krawatte und schüttelt einem gedrungenen, beleibten Mann die Hand. Kevin Cunningham, der Schuldirektor. Ein breites Lächeln für die Kamera. Kein Zweifel. Ed Black ist Ward Black.
Mit einem weinenden Auge. Viele ehemalige Schüler anwesend. Bei Schülern und Kollegen gleichermaßen beliebt. Verlässt mit großem Bedauern eine Gemeinde, die er im Laufe der letzten sechs Jahre zu schätzen und zu respektieren gelernt hat. Man wird ihn vermissen. Zum Dank eine kleine Aufmerksamkeit im Namen der Gemeinde.
Und da steht es, am Ende des Artikels Mr. Black wird im nächsten Schuljahr in Kaikoura eine Stelle an einer neu gegründeten Einrichtung für Erlebnispädagogik antreten.
Sie starrt auf das Bild. Er lächelt, schüttelt dem Direktor die Hand und nimmt das Geschenk entgegen. Klein und rechteckig, sieht nach einem Buch aus. Er hat immerzu gelächelt. Diese laute, eifrige, überjoviale Stimme hey, Leute.
Er sieht so normal aus.
27.
A m nächsten Morgen will sie nach Kaikoura abreisen.
Beim letzten Abendessen sind sie zu dritt, Andy, Holly und sie. Andy hat gesagt, es wäre schön, einmal unter sich zu sein, schließlich sei es der letzte Abend. Es gibt Spargel, die Saison hat gerade begonnen, und Lamm. Andy hat das Fleisch selbst gegrillt, es ist außen verkohlt und innen rosa.
Nach dem Dessert verabschiedet Holly sich. »Die Jungs sind wieder da. Ich sollte rübergehen und schauen, dass sie nichts anstellen.«
»Noch einen Drink?«, fragt Andy.
Stephanie ist schon aufgestanden, um Holly hinauszufolgen. »Ich muss morgen früh raus. Vielleicht sollte ich …«
»Bleiben Sie und trinken Sie noch einen Brandy mit mir, Stephanie.«
Sie zögert, bevor sie sich lächelnd wieder hinsetzt. »Ja, danke. Gern.«
Er schenkt einen Brandy ein und kommt an den Tisch zurück. »Nun, da wir allein sind,
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