Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
für die Hilfe.«
Sie fährt in die Stadt, sieht sich in Cafés und Geschäften um, hält nach jungen Leuten Auschau. Sie plaudert netter Laden, ich mache hier Urlaub, weißt du, wo, weißt du vielleicht, ob. Geht jemand auf ihre Anbändelungsversuche ein, hat sie immer dieselbe Ausrede parat ich hatte einen Freund, er hat hier an der Highschool unterrichtet, kanntest du den zufällig? Die Leute zucken die Achseln, gucken verständnislos, hin und wieder ein Grinsen klar kannte ich den, er war der beste Lehrer, den ich je hatte.
Sie bringt lediglich in Erfahrung, dass er für eine Weile hier war und dass er beliebt war. Weiter nichts.
Holly. Gab es da nicht eine Holly? Ist die Frau in der Pension jene Holly, von der Beth erzählt hat? Stephanie mag sie. Sie ist lebhaft und fröhlich, sie spricht Stephanie oft an, schlägt ihr Ausflugsziele vor. Stephanie hat gesehen, wie wohl Andy sich in Hollys Nähe fühlt. Manchmal, wenn sie an ihm vorbeigeht, tätschelt er ihren Arm, und er lächelt über das, was sie sagt.
Beth hat nicht erwähnt, ob ihr Vater eine neue Freundin hat, und nach allem, was sie erzählt hat, schien Holly eine Freundin der Familie zu sein. Diese neue Holly steht Andy jedoch so nah, dass sie die meisten Nächte bei ihm verbringt. Stephanie wartet auf eine Gelegenheit, bei der keine anderen Gäste in der Nähe sind, geht in den Aufenthaltsraum und schenkt sich Kaffee ein.
»Möchten Sie auch einen Kaffee?«, fragt sie Holly.
»Danke. Ein bisschen Koffein täte mir jetzt ganz gut.«
»Wohnen Sie schon lange hier?«, fragt Stephanie und hält ihr den Becher hin.
»Ja, fast mein ganzes Leben.«
»Sie müssen die Gegend sehr mögen.«
»Ich glaube, ich war einfach nur zu faul, um es irgendwo anders zu versuchen. Aber ja, doch, ich mag die Gegend.«
»Beth hat mir von einer Holly erzählt, die früher hier gelebt hat. Waren das Sie?«
»Beth und ich waren dicke Freundinnen. Damals habe ich im Fremdenverkehrsbüro gearbeitet. Andy und Beth kamen da oft vorbei, nachdem Andy angefangen hatte, Angeltouren für die Touristen anzubieten.«
»Beth hat mir gar nicht erzählt, dass Sie hier arbeiten.«
»Das hat sich erst kürzlich so ergeben. Ich habe mich vor einem Jahr von meinem Mann getrennt. Ich war Geschäftsführerin einer Motelkette, aber ich habe mich in dem Job nicht mehr wohl gefühlt. Ich hatte Andy seit Ewigkeiten nicht gesehen, aber dann habe ich ihn zufällig in der Stadt getroffen. Wir kamen ins Gespräch, und er hat mir den Job hier angeboten. Was für ein Glückstreffer. Ich liebe es hier, und genug Platz für mich und die Kinder gibt es auch.«
»Sie haben Kinder?«
»Zwei Jungs. Sie sind gerade für eine Woche bei ihrem Vater.«
»Dann sind Sie und Andy alte Freunde?«
Sie grinst. »Ja, alte Freunde. Vielleicht auch ein bisschen mehr. Ich weiß ja nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist.«
Stephanie grinst zurück. »Ich hatte mich das schon gefragt.«
»Ich hätte nie damit gerechnet. Wir kennen uns schon so lange. Wissen Sie, ich konnte Andy immer schon sehr gut leiden. Aber er war damals verheiratet, und ich später auch, deswegen habe ich mir nie etwas in der Richtung ausgemalt.«
»Er ist ein guter Mann.«
»Ja, das ist er. Der Arme hat eine Menge durchgemacht.«
»Beth hat mir davon erzählt.«
Holly schüttelt den Kopf. »Furchtbar. Erst hat er Gracie verloren, dann Ellie.«
»Ja, ich habe das gehört. Beth meinte, Sie wären sehr oft zu Besuch gekommen zu der Zeit, als ihre kleine Schwester verschwand. Sie hat mir erzählt, Sie hätten damals einen Freund gehabt, der der Familie ebenfalls nahestand. War das Ihr späterer Ehemann?«
»Ward Black? Du lieben Güte, nein! Ich war eine Zeitlang mit ihm zusammen, aber es hat nicht gehalten.«
»Beth hat mir erzählt, er sei überall sehr beliebt gewesen.«
»Ja, das kann sein, aber er war schon ein komischer Kauz. Obwohl ich das damals anders gesehen habe.«
»Wie meinen Sie das?«
Wieder grinst Holly. »Manchmal war es ein bisschen eigenartig mit ihm. Sie wissen schon, im Bett.«
»Wie meinen Sie das?«
Sie zieht die Augenbrauen hoch.
»Oh, Holly, jetzt müssen Sie es mir erzählen!«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Das war ja das Problem. Ich habe es nie ganz verstanden. Er war zwar mit mir zusammen, schien mich aber gar nicht besonders attraktiv zu finden. Ich habe in ständiger Sorge gelebt, er fände mich nicht anziehend genug und würde mit mir Schluss machen. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man in dem
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