Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Freundin.«
Aline kommt mit dem Kaffee herein. Das Gespräch dreht sich wieder um die Wale, ums Angeln, um Marnies enttäuschte Vorfreude auf die heißen Quellen in Hanmer, die so überlaufen waren, dass sie am Ende auf den Besuch verzichtet hat.
Dan erhebt sich. »Ich muss los. Ich muss Rosie abholen. Danke fürs Abendessen.«
»Ach ja, Dan, ich habe eine Buchung für nächste Woche reinbekommen. Der Zettel liegt irgendwo in der Küche. Warte, ich hole ihn dir.«
Dan folgt Aline zur Küchentür. »War nett, euch kennenzulernen.« Er dreht sich noch einmal zu Stephanie um. »Bleiben Sie länger?«
Stephanie spürt, wie ihre Wangen warm werden. Wie albern, warum wird sie rot? »Ich weiß noch nicht«, antwortet sie.
»Dann vielleicht bis ein andermal?«
Sie liegt hellwach im Dunkeln er ist nicht dein Typ, kein bisschen dein Typ, du bist wohl verrückt geworden. Läufst einfach davon, noch dazu einem Mann hinterher, von dem du nicht mal weißt, wo er ist, und dann triffst du auf einen Jäger. Ein Jäger! Um Gottes willen, Stephanie, reiß dich zusammen!
Er ist wohl sowieso kein Single, er hat eine Tochter, die bei ihm lebt. Trotzdem geht ihr eine Melodie nicht mehr aus dem Kopf. Minna hat ihr das Lied beigebracht, als sie noch ein kleines Mädchen war früher habe ich es ständig gesungen, das hat Oma ganz verrückt gemacht.
Sie und Minna. Sie sangen zusammen, lauthals, sie kicherten, hielten sich bei den Händen und tanzten durch die Küche I wanna caveman I wanna brave man.
Lächelnd vergräbt sie sich unter der Bettdecke.
30.
S ie wacht nach neun Uhr auf und geht zum Haupthaus hinüber, um zu frühstücken. Aline sitzt in einem Sessel am Fenster, neben sich eine Teekanne.
»Von dieser Aussicht kann ich nie genug bekommen«, sagt sie. »Sie ist immer anders. Alle sind abgereist. Ich schnaufe kurz durch, bevor die nächste Fuhre ankommt. Wenn Sie möchten, brate ich Ihnen ein paar Eier.«
»Obst und Cornflakes reichen vollkommen.«
»Einen Tee? Frisch gekocht.«
»Gern, danke.«
»Nette Leute waren das, nicht wahr? Bill und Marnie. Und Janosch und Angela auch. Seit ich die Pension habe, lerne ich so nette Leute kennen. Sie zu eröffnen war eine der besten Ideen meines Lebens.«
»Machen Sie das schon lange?«
»Seit fast vier Jahren. Ich habe kurz nach Dons Tod angefangen. Ich war so traurig, ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Als er noch lebte, hatte ich einen kleinen Nebenjob im Schulsekretariat, das hat mir gereicht. Keine besonders erfüllende Tätigkeit, aber ich habe ein bisschen was dazuverdient … Sie verstehen schon.«
»Sie haben hier im Ort an der Highschool gearbeitet?«
»Ja. Im Sekretariat. Ich habe Akten geordnet, Kopien gemacht, hin und wieder das Telefon bewacht, solche Arbeiten.«
»Ich kannte jemanden, der hergezogen ist, weil er eine Stelle an diesem Sport College bekommen hatte. Er war ein Freund der Familie. Edward Black. Kennen Sie ihn?«
»Nein, meine Liebe, leider nicht. Wohnt er noch in der Stadt?«
»Das weiß ich nicht. Ich hatte gehofft, ihn hier zu treffen.«
»Ich kannte einige der Lehrer drüben am College, aber der Name sagt mir nichts. Damals, kurz nach Dons Tod, wurde da eine Stelle im Sekretariat frei. Ich hatte kurz dran gedacht, mich zu bewerben, aber wissen Sie, es war nicht das Richtige für mich. Meine Freunde sagten: Aline, du hast dieses riesige Haus, das ist für dich allein viel zu groß, du solltest ausziehen und dir eine kleine, gemütliche Wohnung suchen. Seltsam, dass die anderen immer am besten wissen, was gut für einen ist, was?«
»Da haben Sie recht.«
»Ich wusste nur eins, ich wollte hier nicht weg. Ich wollte mich nicht von meinem Garten und der Aussicht und all dem trennen. Wir haben das Haus selbst gebaut, unsere Kinder hier aufgezogen. Ich hatte Don verloren, ich wollte nicht auch noch alles andere verlieren. Also dachte ich mir: Aline, es nützt nichts, herumzusitzen und dich selbst zu bemitleiden – was willst du tun? Don und ich haben im Laufe der Jahre oft in Pensionen übernachtet, und da hatte ich plötzlich eine Eingebung. Ich musste die Badezimmer einbauen lassen, und dann hat die Gemeinde noch einen Zirkus veranstaltet wegen des Gewerbescheins, aber am Ende habe ich es geschafft, ganz allein, und ich war stolz auf mich. Als Don noch lebte, war ich ein schüchterner Mensch, ich habe immer getan, was man mir gesagt hat, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er hätte sicher nie geglaubt, dass ich so etwas auf
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