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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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Geschichte zu erzählen.
    »Ich war unter der Brücke da drüben, als plötzlich der Motor ausfällt«, sagte er, nahm einen Schluck Tee und zeigte aus dem Fenster auf die kleine Brücke über der Einfahrt zum Regent’s Canal. »Ich hab die Luke aufgemacht, um mir die Schraube anzusehen, und als ich reinfasse, ist da was Weiches und Matschiges, wie ein nasser Teppich oder so. Aber es ließ sich nicht bewegen, also musste ich das Boot drüben ans Ufer treiben lassen. Ich bin ausgestiegen und hab mir die Sache angesehen. Hab mit dem Bootshaken unter der Plattform rumgestochert, und irgendwann kam da ein Fuß zum Vorschein. Da hab ich dann eure Jungs gerufen.« Wieder ein Schluck Tee. »Hatte eine ganze Ladung Russen an Bord. Die sind alle ausgestiegen und haben Fotos geschossen, kann man das fassen? So was von makaber. Ich bin die kaum wieder losgeworden, und sie hatten noch die Unverfrorenheit, ihr Geld zurückzuverlangen, dabei waren wir schon praktisch da, die mussten nur noch über die verdammte Brücke laufen. Wahrscheinlich müssen wir schon dankbar sein, wenn sie uns nicht wegen emotionalem Stress verklagen.«
    Tartaglia schüttelte mitfühlend den Kopf, auch wenn ihn, was menschliches Verhalten anging, nichts mehr überraschen konnte. »Sie sagten, die Leiche habe unter einer Plattform gelegen?«, fragte er, weil er sich mit Booten nicht auskannte.
    Sullivan nickte. »Sehen Sie da drüben, ganz links am Heck.« Er zeigte auf das Ausflugsboot am gegenüberliegenden Ufer. »Die Plattform hängt dicht über dem Wasser, vor dem Motorraum. Da stehe ich und steuere. Das Mädchen lag quer, eingekeilt zwischen der Plattform und der Schraube.« Als er Tartaglias ratlosen Gesichtsausdruck sah, erklärte er: »Ich zeig’s Ihnen.« Er holte einen Stift aus der Tasche und zeichnete eine Skizze auf eine Papierserviette.
    Tartaglia studierte die Zeichnung. »Danke. Das macht es mir leichter.« Er musterte Sullivans wettergegerbtes Gesicht und wunderte sich, wie wenig die Sache ihm nahezugehen schien. »Sie machen einen sehr gefassten Eindruck. Ist alles in Ordnung?«
    Sullivan wedelte nonchalant mit der Hand durch die Luft. »Oh, machen Sie sich um mich keine Sorgen. Das ist nicht das erste Mal.«
    »Wirklich?«
    Sullivan nickte ungerührt. »Ich habe auf einem Kanal in Oxford auf einem Schwimmbagger gearbeitet, da hat sich auch mal eine Leiche in der Schraube verfangen. Ein armer Student, der vom Fahrrad ins Wasser gefallen und ertrunken war. Er hatte erst ganz kurz auf dem Grund gelegen, als er vom Boot erfasst wurde. Man hat mir psychologische Betreuung und alles angeboten, aber mir ging’s gut. Man darf so was nicht an sich ranlassen, oder? Sonst wären wir ja alle die reinsten Nervenbündel.«
    »Stimmt«, sagte Tartaglia und war froh, dass Sullivan offensichtlich nicht nur nicht betroffen, sondern auch nicht im Mindesten neugierig war, wie das Mädchen überhaupt ins Wasser gelangt war. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass es sich wieder um einen Unfall handelte. »Sie sagten, der Motor sei ausgefallen, als sie unter der Brücke durchfuhren. Glauben Sie, das Mädchen ist dort ins Wasser gefallen?«
    Sullivan zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt. Könnte sein, dass sie vorher schon von einem anderen Boot mitgezogen worden ist, oder vielleicht haben wir sie irgendwo auf dem Weg aufgegriffen. Wir sind aus Camden gekommen und waren fast am Ziel, als der Motor ausfiel, es kann also sein, dass sie schon irgendwo vorher in die Schraube gekommen ist.«
    Tartaglia schüttelte müde den Kopf und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Blake hatte gesagt, die Leiche habe noch nicht lange im Wasser gelegen. Die Verwesung hatte kaum eingesetzt, und die Leiche hatte wahrscheinlich auf dem Grund gelegen und nicht an der Oberfläche. »Erklären Sie mir eines, Mr. Sullivan: Wie kann eine Leiche, die am Boden des Kanals liegt, von einem Boot erfasst werden? Da muss doch genug Platz sein, dass ein Boot drüberfahren kann.«
    Sullivan bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick, er war es anscheinend gewöhnt, dass die Leute von Booten und Kanälen keine Ahnung hatten. »Das ist das Boot, ja?«, sagte er und deutete auf seine Skizze. »Und hier ist die Wasserlinie.« Er zeichnete sie ein. »Hier ist das Ruder, okay? Und die Schraube und die Plattform, von der wir gesprochen haben. Die Kanäle hier sind höchstens einsachtzig tief, stellenweise weniger. Moderne Boote haben nicht viel Tiefgang, die fahren über fast alles

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