Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
die Taucher, die den Leichnam geborgen hatten.
Zwei lange, schmale Binnenschiffe waren am Ufer festgemacht, eines ein schwimmendes Puppentheater, das andere ein Hausboot. Direkt dahinter war der Weg abgesperrt und neben einem leeren Ausflugsboot ein kleines Spurensicherungszelt aufgestellt worden. In der Nähe standen mehrere Männer, vermutlich Kollegen von der örtlichen Kriminalpolizei, der Leichenwagenfahrer und sein Assistent, sie plauderten und tranken Kaffee oder Tee aus Pappbechern. Ein junger Mann mit kurzem, dunklen Mantel trat aus der Gruppe heraus und stellte sich ihnen als Detective Sergeant Grant vor.
»Wir haben die Leiche vor ein paar Stunden unter dem Passagierboot herausgefischt, Sir«, sagte er zu Tartaglia und zeigte auf das Ausflugsboot.
»Wie ich hörte, handelt es sich um ein junges Mädchen«, sagte Tartaglia.
Grant nickte. »Sie hatte sich in der Schraube verfangen.« Er deutete zum Heck. »Sieht ziemlich übel aus. Dr. Blake ist mit ihr im Zelt.«
Es war ein Glück, dass Blake Bereitschaft gehabt hatte, als die Leiche gefunden worden war, und ihr war es zu verdanken, dass er zum Tatort gerufen worden war. Er trat ins Zelt und ließ Wightman und Grant draußen stehen.
Die Leiche lag in einem Leichensack auf dem Boden, um zur Gerichtsmedizin gebracht zu werden. Blake kniete daneben und sprach in ihr Diktiergerät. Sie schaute kurz zu ihm auf und lächelte flüchtig.
»Oh, gut. Schön, dass du da bist. Ich bin gleich fertig.«
»Ich habe deine Nachricht bekommen. Du sagtest, ihr wurde eine Haarsträhne abgeschnitten.«
Sie nickte und stand mühsam auf, als wäre sie steif vom langen Knien. »Genau wie bei den beiden anderen. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass man dir sofort Bescheid gibt. Aber einiges ist anders. Dieses Mädchen hier ist geschlagen worden, und soweit ich das sehen kann, ohne sie richtig untersucht zu haben, wurde sie auch vergewaltigt. Ziemlich brutal sogar.«
»Vergewaltigt? Das hat er noch nie gemacht.« Verwundert rieb Tartaglia sich das Kinn. Manche Mörder gingen immer mehr oder weniger nach dem gleichen Muster vor. Andere, wie Michael Barton, wurden im Laufe der Zeit immer brutaler, als bräuchten sie einen immer größeren Kick zur Befriedigung, was oft dazu führte, dass sie Fehler machten. Meist konnten sie nur deshalb überführt werden. Aber von einem so plötzlichen und extremen Umschwung hatte er noch nie gehört. Bei den anderen Mädchen hatte es nicht den kleinsten Hinweis auf irgendwelche Gewalttätigkeiten gegeben, geschweige denn auf sexuellen Missbrauch. Er stand vor einem Rätsel.
Sie sah ihn fragend an. »Meinst du, es könnte ein Nachahmer sein?«
Er schüttelte den Kopf. »Niemand weiß von der Haarsträhne. Das gehört zu den wenigen Details, die nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind. Hast du eine Ahnung, wie lange sie schon im Wasser lag?«
»Sie ist in ganz gutem Zustand, also noch nicht lang. Auf jeden Fall weniger als vierundzwanzig Stunden, wahrscheinlich eher zwölf.«
»Das hilft mir schon weiter. War sie bereits tot, als sie ins Wasser fiel, oder ist sie ertrunken?«
»Das weiß ich noch nicht genau. Ich muss sie im Labor untersuchen und sehen, wie viel Wasser in der Lunge ist. Aber auf jeden Fall hat sie sich heftig gewehrt, und bei den vielen Wunden stehen die Chancen ganz gut, dass wir ein DNS-Profil unseres Täters erstellen können.«
»Hat sie einen Ring getragen?«, fragte er.
»Nein, keinen Schmuck, nur ein goldenes Kruzifix um den Hals.«
Er starrte auf die Leiche hinab und wünschte nicht zum ersten Mal, dass Tote sprechen könnten. Vielleicht war ihr der Ring beim Kampf oder später im Wasser vom Finger gerutscht. Oder es hatte gar keinen Ring gegeben, was die Frage aufwarf, ob wirklich Tom der Mörder war. Die Sache fühlte sich nicht stimmig an. »Und du bist sicher, dass das Haar abgeschnitten wurde? Könnte es nicht sein, dass es sich in der Schraube verfangen hat?«
Blake schüttelte den Kopf. »Einige Verletzungen am Oberkörper sind definitiv post mortem und stammen von der Schraube. Aber der Kopf ist unverletzt, abgesehen von den Prellungen im Gesicht, die sie sich kurz vor ihrem Tod zugezogen hat, wahrscheinlich bei dem Kampf.«
Er schwieg einen Moment und dachte nach. Sie sah, dass er zweifelte, und fügte hinzu: »Wenn sich das Haar irgendwo verfangen hätte, wäre es an der Wurzel ausgerissen worden. Aber hier wurden die Haare mit einer scharfen Klinge abgeschnitten, genau wie bei den anderen,
Weitere Kostenlose Bücher