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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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geworden, und das Wissen, dass Steele und Kennedy zusammen mit Dave Wightman in einem anderen Raum per Videoschaltung zusahen, machte es nicht leichter.
    Sean Asher war unter Mordverdacht festgenommen worden und zeigte sich den üblichen Verhörtaktiken gegenüber unempfänglich. Er schien sich damit abgefunden zu haben, zur Not noch die ganze Nacht hier sitzen zu bleiben, wenn es denn sein musste. Was immer Tartaglia und Nick Minderedes ihm an den Kopf warfen, er beharrte darauf, Kelly Goodhart nicht getötet zu haben. Er sprach in ruhigem, eindringlichem Tonfall, ohne je laut zu werden. An einer Stelle hatte er gar seinen Rechtsbeistand höflich aufgefordert, den Mund zu halten, als dieser sich hatte einmischen wollen. In Anbetracht seiner Lage wirkte Asher erstaunlich ruhig und gelassen. Als ginge ihn das alles nichts an. Er war unschuldig, und er brauchte niemanden, der auf ihn aufpasste. Er besaß die Selbstgerechtigkeit eines Märtyrers.
    Im Zimmer war es heiß und stickig, und Tartaglia spürte, wie ihm das Hemd unter der Jacke am Körper klebte, der Kragen war unangenehm eng. Er fragte sich, wie lange Asher noch durchhalten würde. Der saß vollkommen ruhig und kerzengerade auf seinem Stuhl, angezogen wie ein Student in zerrissenen, ausgewaschenen Jeans, Turnschuhen und schwarzem T-Shirt mit kurzen Ärmeln, unter denen seine muskulösen Arme zu sehen waren. Der Geruch, der aus seiner Ecke kam, ließ vermuten, dass er sich seit Tagen nicht gewaschen hatte. Er war Anfang dreißig, groß und gut gebaut, das sehr kurze, stachlige braune Haar sah aus wie frisch geschnitten. Bis auf die Haarlänge entsprach er der groben Beschreibung des Mannes, der mit Gemma Kramer gesehen worden war. Doch sein rundes Gesicht hatte etwas Weiches, fast Mädchenhaftes, das nicht zu seinem muskulösen Körperbau passte, und die Nägel seiner nikotingelben Finger waren abgekaut, was auf ein nervöses, selbstzerstörerisches Temperament schließen ließ. Er war ganz anders, als Tartaglia sich Tom vorgestellt hatte.
    Ashers Fingerabdrücke waren im System gespeichert, weil er vor Jahren wegen einer kleineren Handgreiflichkeit bei einer Demonstration gegen den Irakkrieg festgenommen worden war. Mehr lag nicht gegen ihn vor – kaum der klassische Werdegang eines Serienmörders und alles andere als überzeugend. Tom war wohl kaum der Typ, der seine Zeit mit Idealen verschwendete. Tartaglia konnte sich nicht vorstellen, dass er für irgendjemand anderen als für sich selbst die Fahne schwang, und wenn doch, dann wäre er sicherlich nicht so dumm, sich wegen einer Banalität verhaften zu lassen.
    Vor dem Verhör hatte Steele Tartaglia einen Ausdruck der jüngsten E-Mail von Tom gezeigt. Sie hatte vollkommen sachlich darüber geredet, aber trotz der kühlen Oberfläche hatte er gespürt, wie sehr ihr das zusetzte, und als er an den Text der E-Mail zurückdachte, kamen ihm Zweifel. Es war ihm unmöglich, den Ton und die Wortwahl der Mail mit diesem weichgesichtigen Mann zusammenzubringen, der da vor ihm saß.
    Die Anwältin, Harriet Wilson, war eine müde aussehende Frau Mitte vierzig mit unordentlicher strohblonder Mähne und reichlich grauen Strähnen. Sie saß schweigend neben Asher, wedelte sich mit einem Notizbuch Luft zu und starrte in die Ecke, während Asher zum zigsten Mal die gleichen Fragen beantwortete. Ja, er hatte sich mit Kelly Goodhart auf der Hammersmith Bridge getroffen. Ja, sie hatten vereinbart, gemeinsam von der Brücke zu springen. Nein, er hatte nicht versucht, sie umzubringen. Vielmehr hatte sie versucht, ihn mit sich in die Tiefe zu reißen. Die Zeugin sagte entweder nicht die Wahrheit, oder sie hatte Tomaten auf den Augen. Das einzige, womit er nicht herausrücken wollte, war, warum er sich überhaupt hatte umbringen wollen.
    »Sie erwarten allen Ernstes von mir zu glauben, dass Kelly Sie mit sich übers Geländer reißen wollte? Was für ein Schwachsinn«, sagte Minderedes, drehte die Augen zur Decke und schüttelte den Kopf, als könne er es nicht fassen.
    Asher zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Es ist die Wahrheit. Sie war total neben der Spur, das kann ich Ihnen sagen. Wollte es nicht allein machen.« Für einen Mann seiner Größe hatte er eine überraschend nasale, fast piepsige Stimme, und er sprach mit leichtem nordenglischen Akzent.
    »Aber Sie sagten, Sie hätten sie springen lassen.«
    »Ich konnte nichts machen. Wie gesagt, als ich da ankam, hab ich Schiss gekriegt. Hab’s einfach nicht

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