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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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sie auch bei ihr übernachtet.«
    »Haben Sie ihre Nummer?«
    »Die steht bestimmt in ihrem Kalender.«
    »Kann ich den sehen?«
    Er zuckte mit den Schultern und stand langsam auf. »Das ist so ein elektronisches Ding. Es liegt oben in ihrem Schreibtisch.«
    »Hatte sie auch ein Mobiltelefon?«, fragte sie und folgte ihm in den Flur, um sich Gemmas Zimmer anzusehen. Ein Durchsuchungsteam würde sich den Raum genauer vornehmen müssen, aber vorher wollte sie sich selbst ein Bild machen.
    Kramer schüttelte den Kopf. »Wozu? Mary hat sie zu Fuß zur Schule gebracht und abgeholt, und sie hatte nicht viele Freunde, die sie hätte anrufen können.«
    Die meisten Mädchen in Gemmas Alter durften allein zur Schule gehen. Und sie hatten Handys. Seltsam, dass Gemma keines gekriegt hatte, und Donovan fragte sich, ob sie darunter gelitten hatte, ob sie sich unter ihren Altersgenossinnen als Außenseiterin gefühlt hatte.
    »Und einen Computer? Hatte Gemma Zugang zum Internet?«
    Er nickte. »Den brauchte sie für ihre Hausaufgaben. Er steht oben in ihrem Zimmer.«
    »Das würde ich mir gern ansehen.«
    Die Treppe war schmal, und Kramer wirkte überdimensioniert, als er schwerfällig die Stufen erstieg und sich so fest an das schmale Geländer klammerte, dass es knarrte und wackelte. Donovan folgte ihm an einer halb offenen Tür im ersten Stock vorbei und sah die dunkle Gestalt von Gemmas Mutter auf dem Bett liegen. Den gleichmäßigen Atemzügen nach zu urteilen schlief sie tief und fest. Gott sei Dank musste sie dieses Gespräch nicht mit ihr führen.
    Gemmas Zimmer lag im obersten Stockwerk und ging nach vorn hinaus. Auf dem Absatz blieb Kramer stehen und starrte auf den Fußboden, als könne er sich nicht dazu bringen, die Tür anzusehen.
    »Macht es Ihnen etwas aus, alleine hineinzugehen? Ich kann es nicht ertragen, ihre ganzen Sachen zu sehen.«
    »Natürlich, Mr. Kramer«, sagte sie. »Ich komme runter, wenn ich fertig bin, ja? Es wird nicht lange dauern.«
    Donovan wartete, bis er außer Sicht war, dann öffnete sie die Tür und trat ein.
    Von der Straße strömte Licht herein und warf lange Schatten über den Fußboden. Für den Fall, dass in den Häusern gegenüber jemand aus dem Fenster schaute, zog sie die Vorhänge zu, bevor sie das Licht anknipste. Das Bett war gemacht, keine Falte auf dem Oberbett und den Kopfkissen, der Bettbezug war mit kleinen Rosenblüten und Schleifen bedruckt. Über einem Stuhlrücken hing eine rote Strickjacke, unter dem Bett schauten zwei flache schwarze Schuhe hervor, daneben rosafarbene Hausschuhe. Es war, als wäre sie in eine Zeitblase geraten, die mit der wirklichen Welt nichts zu tun hatte, und sie spürte einen Kloß in der Kehle. In diesem Zimmer war die Zeit stehengeblieben, die Uhr an Gemmas Todestag angehalten worden, und das Kind würde nie wieder nach Hause zurückkehren. Das eigene Kind zu verlieren musste zu den schrecklichsten Dingen der Welt gehören, hatte sie schon oft gedacht, eine Narbe, die niemals verheilte, eine Erfahrung, die alles einfärbte und die Zukunft vergiftete. Sie fragte sich, was Kramer und seine Frau mit Gemmas Zimmer anstellen würden. Würden sie alles so belassen, wie es war, oder würden sie es verändern? Vielleicht würde es ihnen unmöglich sein, weiter in diesem Haus mit all den Erinnerungen zu leben.
    Sie schaute sich um. Fast alles im Zimmer war rosa: die Wände, die Vorhänge, der Teppich, das Bettzeug, selbst die Lichterkette in Form von kleinen Engeln, die über dem Bett hing. Das Zimmer eines kleinen Mädchens. Donovan hätte mit vierzehn um keinen Preis in einem solchen Zimmer gewohnt. Mit sechs vielleicht, wenn man selbst noch nichts zu melden hatte, aber niemals mit vierzehn. Ihre Wände waren mit Postern und Fotos tapeziert gewesen, Gemmas Wände hingegen waren kahl bis auf ein goldgerahmtes Bild von einem Mädchen auf einem Pony, das über einen Zaun sprang.
    Auch wenn Gemmas Entwicklung offenbar irgendwann zum Stillstand gekommen war, waren bei der Ausstattung des Zimmers keine Kosten gescheut worden. Neben einem nagelneu aussehenden Laptop besaß sie einen eigenen Fernseher und eine Mini-HiFi-Anlage. Die kleine CD-Sammlung, hauptsächlich Boy Groups und Ähnliches, war harmlos, nichts, was den Eltern hätte Sorgen bereiten können. Sie erinnerte sich an Kramers Worte: »Wir wollten nicht, dass sie zu schnell erwachsen wird«, und fragte sich, wovor die Eltern sie eigentlich hatten beschützen wollen. Zumindest von außen betrachtet

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