Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
ließ, Gesundheitsrisiko womöglich treffender, und er benutzte die Küche so selten wie irgend möglich und holte sich seinen Kaffee und sein Essen lieber in einem der schicken Cafés, die es in der Gegend zuhauf gab. Er machte den Kühlschrank auf, fand aber keine Milch, nur eine uralte Margarine und eine angebrochene Dose Tomatensuppe. Aber er hatte keine Zeit, aus dem Haus zu gehen, also stellte er den Wasserkocher an und braute sich einen starken, schwarzen Instantkaffee. Der Zustand der Küche widerte ihn an, und so trug er die Tasse zurück in Clarkes Büro, wo er verzweifelt einen sicheren Platz suchte, um sie abzusetzen. Er schob mehrere Unterlagen und Akten zu schiefen Stapeln zusammen und verputzte einen Schokoriegel, der in einer Akte als Lesezeichen diente.
Dann zog er den duchgesessenen braunen Cordstuhl heran, den Clarke mitgebracht hatte, und ließ sich am Schreibtisch nieder, um die Papiere durchzusehen. Als er die Beine ausstreckte, trat er gegen etwas Hartes. Er kroch unter den Tisch und förderte einen großen Pappkarton mit alten, schlammverkrusteten Turnschuhen, einer Lebendfalle für Mäuse und einem Heizlüfter zutage. Hinter dem Karton lag ein zusammengerollter Schlafsack, den Clarke benutzte, wenn er die Nacht durcharbeiten musste. Wenigstens den würde Tartaglia nicht brauchen. Seine Wohnung in Shepherds Bush lag nur fünfzehn Minuten mit dem Motorrad entfernt. Nachdem er den Heizlüfter getestet hatte, der anscheinend kaputt war, verfrachtete er ihn zurück in den Karton, stopfte den Schlafsack obendrauf und stellte alles in den Flur, um es später wegzuräumen.
Er wollte sich gerade wieder setzen, als sein Handy klingelte. Es war Donovan.
»Ich bin auf dem Weg zurück. Habe gerade mit Gemmas Stiefvater gesprochen, Dennis Kramer.«
»Stiefvater?«
»Freu dich nicht zu früh. Die Beschreibung der Zeugin passt nicht auf ihn, und wenn sein Alibi bestätigt wird, ist er raus aus dem Spiel. Ich habe Gemmas Computer mitgebracht. Ist Dave da?«
DC Dave Wightman hatte einen Uniabschluss in irgendetwas, das mit Computern zu tun hatte, und galt als hauseigener Experte für alles Technische.
»Er ist gerade aus Ealing zurückgekommen.«
»Sag ihm, ich bringe ihm das Ding in zehn Minuten vorbei. Es muss nach Newlands Park zur Analyse, aber er kennt sich ja aus mit Computern. Ich hoffe, dass er vorher schnell einen Blick drauf werfen kann. Ansonsten habe ich in ihrem Zimmer nichts Interessantes gefunden. Aber es gibt da ein paar Freunde von Kramer, die überprüft werden wollen.« Sie nannte ihm die Namen und Adressen, und er schrieb mit. »Ich treffe mich später mit einem Mädchen namens Rosie Chapple. Anscheinend war sie Gemmas einzige Freundin.«
»Hast du mit Gemmas Mutter gesprochen?«
Sie gab einen langen, asthmatischen Seufzer von sich. »Nein. Sie lag ausgezählt im Bett. Kann ich dir den Rest erzählen, wenn ich etwas gegessen habe? Ich hab’ das Mittagessen verpasst, und wenn ich nicht bald was in den Magen kriege, falle ich in Ohnmacht.«
Er warf einen Blick auf die Uhr, er hatte heute selbst noch nicht viel gegessen. Es würde noch eine Weile dauern, bis alle aus Ealing zurück waren, die Zeit müsste reichen, um kurz auf einen kleinen Imbiss zu verschwinden. So schnell würde er nicht mehr die Gelegenheit haben, eine Pause einzulegen. »Wir treffen uns in zwanzig Minuten im Bull’s Head. Ich kann schon mal für dich mitbestellen. Was hätten wir denn gern?«
»Mir egal. Nur viel soll es sein.«
Er machte einen Abstecher ins Großraumbüro, um DC Dave Wightman von dem Computer zu berichten, dann holte er seine Jacke aus seinem alten Büro und ging nach unten. Über den Parkplatz hinter dem Gebäude trat er hinaus auf die Straße. Die Luft war eisig kalt, und von der Themse rollten dichte Nebelschwaden herauf. Feuchtigkeit legte sich auf sein Gesicht, es roch nach moderndem Laub und Holzrauch, als hätte jemand in der Nähe ein Feuer gemacht. Als er auf die Station Road einbog, konnte er in der Ferne die schwarze Wildnis des Barnes Common ausmachen, eingefasst von einer langen Kette orangefarbener Straßenlaternen.
Als er kurz nach seinem Uniabschluss aus Edinburgh nach London gekommen war, hatte er sich von der Größe der Stadt, dem fehlenden menschlichen Zusammenhalt und dem frenetischen Lebensrhythmus überrannt gefühlt. Er erinnerte sich an ein Streitgespräch mit einem lebenslustigen Londoner in irgendeinem Pub, der ihn zu überzeugen versucht hatte, dass die Stadt
Weitere Kostenlose Bücher