Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Nordlondon für uns gearbeitet hat, war die reinste Katastrophe, dabei hat er eine armlange Liste von Titeln, und er gilt als einer der besten Kriminalpsychologen des Landes. Er …«
»Aber es gibt ganz tolle Bücher über Kriminalpsychologie«, fiel Dickenson ihm ins Wort. »Die können doch nicht alle schlecht sein.«
»Das sage ich auch gar nicht, auch wenn manche Fallstudien im Nachhinein umgeschrieben wurden. Ich will nur sagen, dass das eine Ablenkung ist, die wir nicht brauchen. Um noch mal auf den Würger von Nordlondon zurückzukommen: Der Kriminalpsychologe, den man ja heutzutage auch forensischen Verhaltensanalytiker nennt, weil es wissenschaftlicher klingen soll, lag meilenweit daneben. Seinetwegen haben wir ohne Ende Zeit verloren. Er hat uns erzählt, der Mann, den wir suchen – ein brutaler Vergewaltiger, der zum Mörder wurde -, sei Anfang bis Mitte zwanzig, sexuell gestört, lebe allein und habe Schwierigkeiten, Freunde zu finden. Michael Barton jedoch war Ende dreißig, bei seinen Kumpels beliebt und ein echter Frauenheld. Seine Frau war mit seinen Leistungen im Bett dermaßen zufrieden, dass sie keine Fragen stellte, wenn er mitten in der Nacht aufstand, um angeblich mit dem Hund rauszugehen.«
»Aber ihr habt ihn gefasst«, bemerkte Donovan.
»Was wir nicht dem Psychologen zu verdanken hatten. Wären wir seinem Rat gefolgt, wären wir heute immer noch auf der Suche nach dem Mörder, und es hätte ganz bestimmt weitere Opfer gegeben.«
»Wie haben Sie ihn denn gekriegt?«, fragte Wightman.
»Alle Taten wurden in einem eng umgrenzten Gebiet verübt, was sehr auffällig war. Die meisten Mörder haben nicht ohne Ende Zeit. Und sie haben das Bedürfnis, sich in der jeweiligen Umgebung sicher zu fühlen, sie wollen das Risiko minimieren, gestört zu werden, und sie wollen möglichst schnell abhauen können. Bei Barton haben wir unsere eigenen Schlussfolgerungen gezogen, basierend auf gesundem Menschenverstand. Wir haben alle Anwohner unter die Lupe genommen, unabhängig von Alter und Lebensumständen, die schon einmal wegen Gewaltdelikten, insbesondere sexueller Gewalt, verurteilt worden waren. Barton ist auf dem Radarschirm aufgetaucht, weil er einige Jahre zuvor wegen zwei voneinander unabhängigen Anzeigen wegen versuchter Vergewaltigung festgenommen worden war. Beide Opfer haben sich letztendlich entschieden, nicht vor Gericht zu gehen, weshalb die Anklagen fallen gelassen wurden und es auch keine DNS von ihm gab. Das war noch vor der Gesetzesänderung.«
Dickenson blickte immer noch skeptisch drein. »Aber Gemma Kramer, Ellie Best und Laura Benedetti sind alle unter zwanzig. Das sagt doch etwas aus über den Täter.«
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Womöglich nimmt Tom alle möglichen Frauen ins Visier, aber die einzigen, die er erfolgreich verführen kann, sind nun mal in dieser Altersgruppe. Vielleicht wählen die sich sozusagen von selbst aus.«
»Weil sie jung, naiv und leicht zu beeinflussen sind«, sagte Donovan, anscheinend war sie seiner Meinung. »Und sie waren in einer verletzlichen Verfassung. Wir wissen, dass alle drei in der Schule schickaniert wurden und dass eine von ihnen auf Prozac war. Solche Leute denken nicht mehr klar. Wie sonst sollte er sie so weit bequatschen können, dass sie glauben, sie müssten jetzt losziehen und sich mit ihm umbringen?«
Tartaglia nickte. »Vielleicht sehen wir nur die Spitze des Eisbergs. Wie viele Fehlversuche kommen auf jedes Opfer, und was für eine Persönlichkeitsstruktur haben die, die davongekommen sind? Vielleicht macht er sich auch an ältere Frauen heran, aber die kaufen ihm seine Geschichten nicht ab. Es ist zu früh, irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen, wir wissen einfach noch nicht genug. Deshalb würde ich auch Marion Spear noch nicht von der Liste streichen.«
»Eine Frau von Ende zwanzig, Anfang dreißig, wie Marion Spear, fällt auf so einen Mist nicht herein. Und er müsste damit rechnen, dass sie ihn anzeigt«, sagte Dickenson mit Nachdruck, rückte sich ihren Stuhl zurecht und verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum sollte er das Risiko eingehen?«
Donovan schüttelte den Kopf. »Bis jetzt wissen wir noch gar nichts über sie. Kann doch sein, dass es einen Grund gibt.«
»Aber Marion Spear ist ganz anders gestorben als die anderen drei«, beharrte Dickenson gereizt. »Und es gab keinen Abschiedsbrief. Das Urteil lautete auf Unfalltod.«
»Das stimmt«, sagte Tartaglia. »Aber sie ist
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