Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
fassen, was hier vor sich ging. »Wir haben zusammengearbeitet. Er würde das bestätigen, wenn er hier wäre.«
Cornish rang sich ein Lächeln ab. »Hören Sie, Mark, ich bezweifle das nicht. Sie sind verdammt gut in Ihrem Job. Deshalb hatte ich Sie ja gebeten, den Fall zu übernehmen.«
»Richtig, und ich bin derjenige, der herausgefunden hat, dass wir es hier mit einem Serienmörder zu tun haben. Ich kann diese Ermittlungen führen. Es ist nicht nötig, jemanden von außen hereinzubringen.«
»Doch, das ist es, nach allem, was passiert ist, wo die Dinge jetzt sehr viel …« Cornish stockte, suchte nach dem passenden Wort und zuckte dann entschuldigend mit den Schultern. »Na ja, sehr viel komplizierter sind, würde ich sagen, und von hohem öffentlichen Interesse. Das ist eine delikate Angelegenheit, verstehen Sie das nicht? Ich brauche hier vor Ort in Barnes jemanden mit sehr viel Erfahrung, der die Verantwortung übernimmt.«
»Ich könnte Ihnen weiter Bericht erstatten«, beharrte Tartaglia und schrie fast. »Das ist schon oft so gemacht worden.«
Cornish schloss kurz die Augen und sprach langsam mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich sagte doch bereits, ich habe keine Zeit.«
Oder nicht die Erfahrung, dachte Tartaglia verbittert. Das war der eigentliche Grund. Kein anderer Superintendent oder Chief Superintendent in Hendon würde zweimal darüber nachdenken, die Führung zu übernehmen und Tartaglia weiter als Ermittlungsleiter arbeiten zu lassen. Nicht so Cornish. Er war sich seiner Sache nicht sicher genug, es könnte ja schiefgehen. Es war so verdammt ungerecht. Der Fall hätte Tartaglias großer Durchbruch werden können, ein wichtiger Schritt auf seinem Weg zum Detective Chief Inspector. Er hatte die ganze Vorarbeit geleistet. Er hatte die anderen Morde ausgegraben. Und nur weil Cornish sich der Sache nicht gewachsen fühlte, würde jemand anders kommen, den Fall übernehmen und ihm die Schau stehlen.
»Und wer ist es?«, fragte Tartaglia und unterdrückte mühsam sein Bedürfnis, auf Cornish loszugehen.
Cornish antwortete mit ruhiger Stimme. »DCI Carolyn Steele. Sie sind ihr vielleicht schon mal begegnet.«
Carolyn Steele. Tartaglia hatte noch nie direkt mit ihr zu tun gehabt, aber er kannte sie vom Sehen. Es gab nicht sehr viele weibliche DCIs, die eine Mordkommission leiteten, und noch sehr viel weniger, die halbwegs attraktiv waren. Er schätzte Steele auf Anfang vierzig, sie war klein, sportliche Figur, dunkles Haar, fast leuchtend helle Haut und auffällige grüne Augen. Sie arbeitete schon eine Weile in Hendon und hatte einen recht guten Ruf, was es nicht besser machte. Davor hatte sie, soweit er wusste, eine Mordkommission im Osten Londons geleitet.
Noch ein Gedanke schoss Tartaglia durch den Kopf, der ihn noch wütender machte. »Wann haben Sie das entschieden? Das war doch nicht erst heute, oder? Sie machen das nicht nur wegen der undichten Stelle, stimmt’s?«
Cornish schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus, um sich einen winzigen Faden vom Ärmel zu klauben. »Als deutlich wurde, dass wir es mit einer Serie zu tun haben, musste ich handeln. Wie gesagt, ich bin sehr beschäftigt. Es tut mir leid, dass wir den Übergang nicht etwas sanfter hinbekommen haben.«
Bevor Tartaglia antworten konnte, klopfte es an der Tür, und Carolyn Steele steckte den Kopf herein.
»Man sagte mir, ich würde Sie hier finden, Sir«, sagte sie zu Cornish. »Haben Sie Zeit für mich?«
Cornish nickte. »Kommen Sie rein, Carolyn. Das ist Mark Tartaglia.«
Steele schloss die Tür hinter sich und drehte sich abrupt zu Tartaglia um. Sie hielt ihm ihre kleine, feste Hand hin, die ganz kalt war, und musterte ihn auf eine Art, die ihn augenblicklich wütend machte.
»Hallo, Mark. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Interessanter Fall, mit dem wir es hier zu tun haben.«
Elf
Carolyn Steele saß in Clarkes Büro und las die Akten. Tartaglia hatte ihr einen vollständigen Bericht über die bisherigen Ermittlungen erstattet, und bisher hatte sie an seinem Vorgehen oder den Schlussfolgerungen, die er gezogen hatte, nichts zu beanstanden. Bevor sie hergefahren war, hatte sie mit mehreren Leuten in Hendon über ihn geredet. Er war allgemein gut angesehen, aber eindeutig Clarkes Mann, und er galt als überaus eigensinnig. Doch als sie dieses winzige, klaustrophobisch enge Büro betreten und ihn zum ersten Mal gesehen hatte, waren ihr eher die Worte arrogant und aufgeblasen in den Sinn
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