Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Frauen.«
Fassungslos starrte Tartaglia ihn an. »Sie?«
Kennedy tätschelte das Lenkrad und drehte grinsend den Schlüssel um. »Daisy, mein Auto. Mark, das ist Daisy«, sagte er mit ausholender Geste in Richtung der ratternden Motorhaube, als müsse er sie förmlich vorstellen.
Tartaglia schloss für einen kurzen Moment die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. »Wir sollten nach Barnes zurückfahren«, sagte er und versuchte, seinen beißenden Hunger zu ignorieren. Es war kurz vor zwei, und er hatte seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen, doch er wollte lieber sterben vor Hunger, als noch eine Stunde in Kennedys Gesellschaft zu verbringen.
»Ich muss etwas essen«, entgegnete Kennedy mit Nachdruck, als käme es gar nicht in die Tüte, mal eine Mahlzeit ausfallen zu lassen. »Carolyn wird sicher Verständnis haben, wenn wir nicht sofort zurückkommen. Ich kenne eine nette kleine Tapas-Bar hier um die Ecke. Geht auf meine Spesenrechnung«, fügte er hinzu, als wäre das Grund genug. Er legte den Gang wieder ein, und der Wagen rumpelte vom Bürgersteig.
Carolyn. Es war nicht das erste Mal, dass Kennedy ihren Vornamen fallen ließ, und Tartaglia hatte den Eindruck, dass er das sehr bewusst tat. Auch Steele hatte Kennedy beim Vornamen angeredet, offensichtlich kannten die beiden sich recht gut, was Tartaglia schon den ganzen Morgen zunehmend geärgert hatte.
Die Tapas-Bar lag in einer kleinen Geschäftszeile gegenüber dem Ealing Green. Offensichtlich war Kennedy ein gern gesehener Gast, denn der spanische Wirt begrüßte ihn wie einen lang vermissten Freund und spendierte ihnen ein Getränk auf Kosten des Hauses. Tartaglia kam sich ungehobelt vor, als er auf einem Glas Leitungswasser bestand, während sich Kennedy ein Jumboglas Hauswein, einen Rioja, geben ließ. Tartaglia hatte nichts gegen einen Wein zum Mittagessen, aber er hatte nicht vor, locker zu werden und mit Kennedy auf fröhlich zu machen. Während sie auf ihre gemischten Tapas warteten, tastete Tartaglia seine Taschen nach den Zigaretten ab, er wollte sich beruhigen und die Stille überspielen. Als er das Feuerzeug und die Marlboro Red herauszog, schüttelte Kennedy den Kopf und zeigte lächelnd auf das kleine »Rauchen verboten«-Schild, das direkt hinter Tartaglia an der Wand hing. Innerlich kochend, steckte er die Schachtel wieder ein und nahm einen großen Schluck Wasser. Das Verbot überraschte ihn, schließlich war der Spanier gemeinhin für seine Liebe zu gutem, kräftigem Tabak zu jeder Tages- und Nachtzeit bekannt. Aber Puritaner gab es eben in jedem Volk. Bald würde es überall so sein, wenn erst das Rauchverbot in Kraft trat. Für scheinheilige Schleimer wie Kennedy bestimmt ein großer Tag.
»Wollen Sie gar nicht wissen, was ich denke?«, fragte Kennedy.
»Natürlich«, sagte Tartaglia so freundlich wie möglich. Es sprach nichts dagegen, sich seine Meinung anzuhören. Bei ihrer Rückkehr nach Barnes würde Kennedy Steele ohnehin des Langen und Breiten von seinen Erkenntnissen berichten, und es war gut, vorbereitet zu sein. »Aber ich weiß doch, dass die Fachleute sich gern Zeit lassen und alles sorgfältig durchdenken, bevor sie eine Meinung abgeben.«
Kennedy lehnte sich lässig zurück. »Klar. Bisher habe ich ja nur ganz wenige Daten. Aber ein paar spontane Kommentare könnte ich Ihnen schon geben... Vielleicht hilft Ihnen das ja weiter. Ich war die ganze Nacht auf und habe die Akten gelesen, äußerst faszinierende Geschichte.« Bedeutungsvoll zog er die Augenbrauen in die Höhe, als wollte er gern noch einmal gebeten werden.
Tartaglia riss sich zusammen. »Also, was haben Sie herausgefunden?«
Kennedy atmete tief ein und schwieg einen Moment, als müsste er über die Antwort erst noch nachdenken. Dieses Gehabe hatte Tartaglia noch vom letzten Mal in Erinnerung. Schon damals hatte er es als aufgesetzt empfunden, und auch jetzt kam es ihm nicht echt vor, aber er verkniff sich einen Kommentar. Schließlich lehnte Kennedy sich vor, platzierte die Ellbogen auf der Tischplatte und faltete die Hände. »Nun, die Tatorte, die Kirchen, sind besonders aufschlussreich.«
»Und das Parkhaus?«
Kennedy schüttelte den Kopf. »Das können wir vergessen, glaube ich. Das passt vorn und hinten nicht ins Bild.«
»Aber Marion Spear ist wie die anderen zu Tode gestürzt, und das Parkhaus ist nicht weit von der Kirche, in der Gemma Kramer gestorben ist. Da lohnt es sich doch, genauer hinzusehen.«
»Wozu?«, fragte Kennedy
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