Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Luft. »Das muss ich ihm lassen. Er geht ein großes Risiko ein, bei der Tat ertappt zu werden, aber wahrscheinlich erhöht das nur den Kick. Er ist ein überaus organisierter Mensch, ruhig und methodisch bei allem, was er tut. Er plant die Morde bis ins letzte Detail. Und er ist ein guter Rhetoriker und extrem belesen, das wissen wir aus den Mails. Er trifft für jedes Mädchen genau den richtigen Ton.«
Ärgerlicherweise musste Tartaglia ihm schon wieder zustimmen, auch wenn er sich lieber schlagen lassen würde, als das zuzugeben. »Wahrscheinlich hat er eine gute Ausbildung genossen. Aber wie soll uns das helfen, ihn zu finden? Was ist mit seinem Alter, seinem Umfeld, mit prägenden Erlebnissen, der Schuhgröße und der Innenbeinlänge? So etwas wisst ihr Psychologen doch sonst immer. Was sehen Sie in Ihrer Kristallkugel?« »Kein Grund, spöttisch zu werden, Mark. Sie und ich sind alte Freunde. Wir können uns beide rühmen, Michael Barton gefasst zu haben.«
Ungläubig schüttelte Tartaglia den Kopf. »Sie meinen wirklich, das könnten Sie sich anrechnen?«
»Aber selbstverständlich«, antwortete Kennedy mit verlogenem Lächeln und wischte sich mit der Serviette eine Spur Tomatensoße von den Lippen. »Ich weiß, wir hatten unsere kleinen Differenzen, aber wir waren beide im Siegerteam, das die Kröte gefangen hat.« Er bemerkte Tartaglias Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Wie auch immer, verschwenden wir nicht unsere Energie darauf, in der Vergangenheit herumzuwühlen. Was diesen Fall angeht, brauche ich noch etwas Zeit für ein vollständiges Profil von Tom. Aber wir haben es mit einem ganz anderen Typ Mensch zu tun als bei Barton. Unser Tom ist ein klassischer Psychopath.«
Tartaglia seufzte. »Ja, ja. Er verspürt keinerlei Reue oder Mitgefühl mit den Opfern. Sie sind nur Mittel zum Zweck, und er hat kein Gewissen. Erzählen Sie mir etwas, das ich nicht weiß.«
Kennedy rang sich ein nachsichtiges Lächeln ab, er sah aus wie ein Lehrer, der es mit einem schwierigen Schüler zu tun hatte. »Nun, den Mails nach zu urteilen würde ich sagen, er war auf dem Gymnasium oder auf einer Privatschule. Das sollte Ihnen helfen, die Suche einzugrenzen, wenn Sie irgendwann ein paar Verdächtige gefunden haben.«
»Interessante Theorie«, sagte Tartaglia trocken. Er aß den letzten Rest Schinken, tat sich Limabohnensalat auf und versuchte, Kennedy aus seinem Bewusstsein auszublenden. Er bereute es, sich nicht ein Glas Wein gegönnt zu haben, um den Schmerz zu betäuben.
»Nun, Sie sind doch immer knapp besetzt, stimmt’s?«, fuhr Kennedy hartnäckig fort. »Nach Carolyns Auftritt bei Crimewatch heute Abend werden Sie mit Hinweisen überflutet werden. Sie wissen doch, wie das ist. Zu viele Informationen, die meisten davon unnütz, und Sie haben nicht genug Leute, und der Tag nicht genug Stunden. Sie werden sich auf eine Sache konzentrieren müssen. Und ich sage Ihnen, verschwenden Sie nicht Ihre Zeit mit der Parkhaus-Frau.« Mit wissendem Grinsen hob er den Zeigefinger. »Ich kenne Sie. Sie haben sie noch nicht aufgegeben, stimmt’s? Bleiben Sie bei den drei Mädchen und finden Sie heraus, was sie gemeinsam haben, wie Tom auf sie gestoßen ist.«
»Wir sind dabei«, sagte Tartaglia, kratzte die letzten Bohnen vom Teller und beschloss, sich von Kennedy nicht weiter reizen zu lassen.
»Es muss da Überschneidungen geben«, sagte Kennedy nachdrücklich. Er kippte den Rest Wein und schwenkte das leere Glas durch die Luft, bis der Wirt auf ihn aufmerksam wurde. »Sicher, dass Sie keinen wollen?«, fragte er Tartaglia, als der Wirt mit der Flasche kam.
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Und Sie sollten auch nicht mehr. Sie müssen noch fahren.«
»Immer locker, Mark. Einer mehr kann doch nicht schaden. Ich bin ein großer Junge, ich kann das vertragen.« Kennedy klopfte sich zufrieden auf die Brust und sah zu, wie der Wirt ihm bis zum Rand nachschenkte.
Als er wieder gegangen war, konnte Tartaglia sich die Frage nicht länger verkneifen. »Sie sind sich doch darüber im Klaren, dass Tom es noch mal versuchen wird, oder? Ich bin sicher, dass er schon mehrere Kandidatinnen im Visier hat.«
»Moment, Moment«, sagte Kennedy und kippte sich die letzten Überreste aus den kleinen Tapas-Schälchen auf den Teller. »Welches Mädchen bei klarem Verstand würde denn jetzt noch auf ihn hereinfallen, wo alle Zeitungen über ihn schreiben?«
Tartaglia ließ Messer und Gabel auf den Teller klirren. »Aber sie sind ja eben
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