Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
achselzuckend.
»Ich hatte gehofft, dass Sie mir das sagen würden, Dr. Kennedy. Sie sind hier der mit der Fantasie.«
Kennedy lächelte. »Mit dem psychologischen Sachverstand, meinen Sie. Denken Sie nur an Aschenputtel. Wenn der Schuh nicht passt, passt er nicht, da kann man machen, was man will.«
Tartaglia schaute weg und widerstand dem Bedürfnis, ihn zu schlagen. Dennoch gab ihm der Umstand, dass Kennedy es kategorisch ablehnte, sich mit Marion Spears Tod zu befassen, neue Hoffnung. Kennedy hatte sich schon damals geirrt, und die Chancen standen gut, dass er sich auch dieses Mal irrte. Schon bevor er Kennedys Meinung gehört hatte, hatte Tartaglia beschlossen, sich weiter mit ihr zu befassen, solange es keine guten Gründe gab, sie von der Liste zu streichen. Er hatte die Telefonnummer ihrer Mutter bekommen, und er würde sie anrufen, sobald er wieder im Büro war, egal, was Kennedy dazu sagte. Er hoffte nur, dass Kennedy ihm nicht über Steele Steine in den Weg legte.
»Ich glaube dennoch, wir sollten das weiterverfolgen«, sagte er ruhig und sah Kennedy in die Augen. »Das ist alles.«
Kennedy schüttelte den Kopf. »Der Deckel passt nicht auf den Topf. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit.«
Wieder schaute Tartaglia weg und beobachtete den Wirt, der anscheinend gerade ihr Essen aus dem Speiseaufzug holte. Entspann dich und hör zu, keine Diskussionen, sagte Tartaglia sich, als der Wirt mit den Tapas-Tellern zu ihnen kam. Die Sache war es nicht wert, den dritten Weltkrieg heraufzubeschwören.
»Konzentrieren wir uns auf die drei Opfer, von denen wir mit Sicherheit wissen«, sagte Kennedy und lud sich Schinken und mehr als seinen Anteil Tintenfisch in Tomatensoße auf den Teller, ohne auf Tartaglia zu warten. Er steckte sich eine Gabel voll in den Mund und verkündete, der Tintenfisch sei köstlich. »Die Tatsache, dass sie alle in einer Kirche gestorben sind, ist für unseren Mörder von besonderer Bedeutung. Nennen wir ihn Tom, auch wenn das natürlich nicht sein richtiger Name ist.« Er stopfte sich noch mehr Tintenfisch in den Mund.
»Meinen Sie nicht, dass das nur ein Teil der Inszenierung ist; dass er die Mädchen damit anlockt, um sie glauben zu machen, dass er eine Art religiöser Zeremonie mit ihnen vollziehen will?«
Kennedy schüttelte den Kopf und versuchte mit vollem Mund zu sprechen. »Nein. Ich glaube... tatsächlich... das hat für ihn eine besondere Bedeutung … so etwas wie ein Stinkefinger an die Kirche und das Establishment. Ich bin sicher, dass er religiös erzogen wurde, und ich glaube, gerade die Blasphemie macht ihn an. Eine Art persönlicher Witz.«
Tartaglia selbst hatte die Theorie, dass Tom die Kirchen gewählt hatte, um die Mädchen in falscher Sicherheit zu wiegen, aber Kennedys Meinung war interessant und durchaus plausibel. Er tat sich Garnelen in Knoblauch auf den Teller und wartete, dass Kennedy weiterredete.
»Wir haben drei Mädchen, alle ungefähr im gleichen Alter«, sagte Kennedy zwischen zwei Bissen. »Wir müssen uns die Frage stellen, warum sucht er sich gerade die aus? Was macht sie verwundbar? Warum fallen sie ihm zum Opfer?«
Tartaglia zuckte mit den Schultern und nahm ein paar kleine Scheiben Schinken und Oliven. »Sagen Sie’s mir.«
Kennedy schwieg einen Moment, als müsse er seine Theorie noch in Worte fassen. »Natürlich geht es um Sex. Um Dominanz und Kontrolle. Diese armen kleinen Mäuschen sind leichte Beute. Bestimmt glaubt er, dass sie ihr Schicksal verdient haben. Obwohl er sie nicht tatsächlich sexuell missbraucht, sie zu töten, sie sterben zu sehen, ist sein Ersatz. Vielleicht kommt er dabei sogar zum Orgasmus, obwohl ich vermuten würde, dass er impotent ist.«
»Am Tatort wurden keine Spermaspuren gefunden.«
»Das muss nichts bedeuten. Ob er sich nun einen runterholt oder nicht, es geht auf jeden Fall um Sex. Er ist wie die Perversen, die sich Snuff-Movies ansehen. Nur dass er es live erleben will. Und jetzt, wo er auf den Geschmack gekommen ist, will er mehr, und wahrscheinlich wird er seine kleine Fantasie weiterentwickeln und sein Vorgehen perfektionieren. Natürlich hält er sich für so clever, nicht gefasst zu werden.«
»Wirklich?«, bemerkte Tartaglia trocken und kostete von dem wenigen Schinken, den Kennedy übrig gelassen hatte. Kennedy gab die üblichen Serienmörder-Klischees von sich, die man in jeder Bahnhofsbuchhandlung nachlesen konnte.
»Und er ist verdammt mutig«, sagte Kennedy und stieß mit dem Messer in die
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