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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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du nicht vergessen.«
    Sie trank noch einen Schluck. »Danke. Ich werd’s mir merken.«
    Warum machte sie ihm etwas vor? Ein Teil von ihr wollte ihm erzählen, was wirklich in ihr vorging, wollte sich alles von der Seele reden. Vielleicht würde es ihr dann besser gehen. Aber er würde das zu seinem Vorteil nutzen, das wusste sie, er würde ihr näherkommen, und es würde schwierig werden, ihn weiter auf Abstand zu halten. Also musste sie Distanz wahren. Die einfachste Taktik bestand darin, ihn reden zu lassen, ihn nicht in seinem Fluss zu unterbrechen und auf Durchzug zu stellen, als spielte das alles keine Rolle.
    Er schenkte ihr sein gewohnt warmes Lächeln. »Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest einen der Männer in Crimewatch auftreten lassen. Andererseits, vielleicht ist es gut, mit ihm ins Gespräch zu kommen.«
    »Gespräch? Ein Gespräch nennst du das? Ich habe ja wohl kaum die Möglichkeit, ihm zu antworten. Der Typ ist unauffindbar.«
    »Natürlich. Er diktiert die Bedingungen, und genau so will er es haben«, sagte er und sah sie über sein Glas hinweg wohlwollend, wenn auch ein wenig forschend an. Er nahm die halbleere Flasche und schenkte erst sich, dann ihr nach. »Er entspricht genau dem klassischen Muster. Er ist organisiert, hat ein übersteigertes Selbstwertgefühl, ist manipulativ und verschlagen. Und unfähig, Empathie, Schuldgefühle oder Reue zu empfinden. Andere Menschen sind für ihn nur Objekte, die er für seine Zwecke einsetzt. Auch wenn die Bezeichnung dir nicht wirklich weiterhilft: Er ist der klassische charismatische Psychopath.«
    »Charismatisch? Du machst Witze.«
    »Das ist eine klinische Untergruppe. Er ist überaus einnehmend, charmant und clever und sprachlich gewandt, wie wir aus den E-Mails an die Mädchen und der an dich wissen. Und er braucht die Aufregung, er liebt das Risiko und das gefährliche Leben, deshalb hat er dir geschrieben. Er hat das Tempo angezogen, und er hält sich für unbesiegbar.«
    Sie trank einen Schluck Wein und setzte das Glas mit einem Knall auf dem Tisch ab. »Er ist ein bösartiges Arschloch, das ist er.«
    »Mag sein, aber je mehr Risiken er eingeht, umso besser sind unsere Chancen, ihn zu kriegen.« Er setzte eine Lesebrille auf, faltete die ausgedruckte E-Mail auseinander und las sie noch einmal aufmerksam durch. Sie hatte ihn noch nie mit Brille gesehen, er sah ganz verändert aus, älter und mehr wie ein Professor. Sie fand es überraschend liebenswert, als würde die Brille ihn zugänglicher und menschlicher machen.
    »Interessant, wie er seinen Stil verändert hat«, sagte er, ohne den Blick vom Papier zu heben. »In den Mails an die Mädchen war er sehr viel blumiger. Natürlich hat er es bei dir mit einem ganz anderen Publikum zu tun. Er ist ein richtiges Chamäleon, findest du nicht?«
    »Und was um alles in der Welt soll das bedeuten?«
    Zu gern wäre sie so logisch und leidenschaftslos gewesen wie er, sie starrte auf die Tischplatte und bemühte sich, den Kopf wieder klar zu bekommen und ihre Wut zu unterdrücken. Aber es gelang ihr nicht. Für gewöhnlich trank sie nicht viel; ihr brummte der Schädel, und ihre Gedanken rasten, die Mail ließ sie einfach nicht los. Sie fühlte sich haltlos und fürchtete, jeden Moment in Tränen auszubrechen.
    Er missdeutete ihre Gedanken und fügte hinzu: »Du bist nicht sein Typ. Ich würde mir da keine Sorgen machen.«
    Sie sah zu ihm auf und wusste nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Richtig. Er steht auf junges Fleisch, stimmt’s?«
    »Nicht nur das. Klar, du bist natürlich sehr attraktiv. Aber du bist viel zu stark und zu beherrscht für ihn. Er sucht sich schwache Opfer, weil er es, bei allem großspurigen Gehabe, mit einer echten Herausforderung nicht aufnehmen kann. Die armen kleinen Mädchen kann er manipulieren, mit ihnen kann er machen, was er will, auch wenn er sie dafür umso mehr verachtet. Mit dieser E-Mail will er dich zu einer von ihnen machen. Aber das kann er nicht. Er weiß, dass du nicht so bist. Es ist interessant, dass dein Auftritt im Fernsehen ihn zu dieser Mail veranlasst hat. Wahrscheinlich hasst er starke Frauen noch sehr viel mehr als schwache. Wahrscheinlich hatte er eine dominante Mutter, die ihn drangsaliert und herumkommandiert hat, sie hat ihn unterdrückt und klein gemacht, sodass er sich in die Fantasiewelt in seinem Kopf flüchten musste. Nur da hatte er das Sagen, nur da konnte er er selbst sein und ungestört seine Spiele

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