Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Marion Spear könnte etwas mit unserem zu tun haben?«
Sie lächelte. Sie hatte noch nie erlebt, dass er derart an sich selbst zweifelte. »Nach allem, was ich heute gehört habe, lohnt es sich auf jeden Fall, der Sache nachzugehen. Darüber wollte ich auch mit dir reden.« Sie erzählte ihm von ihrem Gespräch mit Annie.
Tartaglia blickte enttäuscht drein. »Na toll, Angel war also nicht an einer Wohnung interessiert, sondern an Marion. Aufknüpfen können wir ihn dafür nicht.«
»Aber Annie hat praktisch zugegeben, dass er sie verfolgt hat. Und die Tatsache, dass er sein Interesse an Marion absichtlich für sich behalten hat, ist doch verdächtig.«
Er schüttelte den Kopf. »Eine Lüge ist noch lange kein Mord. Die Leute lügen uns ständig an, selbst wenn sie unschuldig sind. Das wissen wir doch alle.«
»Trotzdem finde ich, wir sollten das weiterverfolgen. Wenn er nichts anderes verbrochen hat, als hinter Marion her gewesen zu sein, warum macht er dann nicht reinen Tisch? Er weiß, dass wir die Ermittlungen wieder aufgenommen haben, das ist doch die ideale Gelegenheit, die Sache aufzuklären, vor allem, wenn er weiß, dass es auch um die anderen Morde geht.«
Sie hielt inne, nahm einen Schluck Bier und musterte ihn eingehend. Die Zweifel und die Anspannung in seinem Gesicht waren nicht zu übersehen. Wenn nur Clarke hier wäre, er würde wissen, was zu tun war. Aus dem Krankenhaus kamen nur gute Nachrichten, seit er aus dem Koma erwacht war, trotzdem würde es wohl noch einige Zeit dauern, bis er wieder auf dem Damm war. Bislang hatte keiner im Büro, schon gar nicht Tartaglia, den Gedanken in Worte zu fassen gewagt, dass Clarke womöglich nie zurückkommen würde. Als würden die Chancen, dass er eines schönen Tages wieder hereinspazieren, Steele beiseite schieben und mit seinem alten Humor und seiner Wärme wieder die Führung übernehmen würde, besser stehen, wenn man nicht darüber redete und einen großen Bogen um das Thema machte. Dabei war es wahrscheinlich, dass Clarke nie wieder würde arbeiten, geschweige denn eine Mordkommission leiten können, bei all dem psychischen und physischen Stress, den dieser Posten mit sich brachte. Tief im Herzen wussten sie das alle. Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit Tartaglia darüber zu reden, auch wenn sie fühlte, dass der Gedanke auch ihm nicht fern war. Nicht zum ersten Mal spürte sie, wie sehr er seinen Mentor brauchte.
»Du bist doch sonst nicht so, Mark«, sagte sie und berührte sanft seine Hand. »Hör nicht auf Steele und Kennedy. Denk dran, was Trevor sagen würde, wenn er hier wäre. Er würde dir raten, deinen Instinkten zu folgen, meinst du nicht? Er hat deinem Urteil immer vertraut und dir den Rücken gestärkt. Daran musst du immer denken, dich daran festhalten, und dir selbst vertrauen. Ich tu’s.«
Er verzog das Gesicht zu einem müden Lächeln. »Danke.« »Guck nicht so deprimiert. Ich habe vielleicht noch was für dich. Nach meinem Besuch bei Annie war ich bei Marion Spears Mitbewohnerin, Karen.«
»Ist das die, die nach ihrem Tod ausgesagt hat?«
»Genau. Sie hat mir die gleiche Geschichte erzählt, dass Marion einsam war und zurück in den Norden zu ihrer Mutter gehen wollte. Sie sagte, sie hat sie oft eingeladen, mit ihr und ihren Freundinnen auszugehen, aber Marion ist lieber zu Hause vorm Fernseher sitzengeblieben. Und ehrlich gesagt, nach allem, was ich über Marion weiß, und wie ich Karen kennengelernt habe, überrascht mich das nicht. Da würde ich auch lieber zu Hause bleiben und Big Brother gucken.«
»Und Angel? Weiß Karen was von ihm?«
»Nein. Sie erinnert sich an keinen Mann, mit dem Marion öfters zu tun hatte. Aber Karen sagte, sie sei oft weg gewesen und habe bei ihrem Freund übernachtet. Ich habe dann noch einmal nachgehakt, und da hat sie von einem anderen Mädchen erzählt, Nicola, die kurzzeitig bei ihnen gewohnt hat. Karen meinte, Nicola sei zwar nicht lange da gewesen, habe sich aber ganz gut mit Marion angefreundet. Anscheinend sind die beiden manchmal zusammen was trinken oder ins Kino gegangen.«
»In den Akten steht nichts von dieser Nicola.«
»Überrascht dich das? Nicola hat nur einen Monat da gewohnt und ist vor Marions Tod ausgezogen. Karen weiß nicht, ob die beiden nach Nicolas Auszug überhaupt noch Kontakt hatten. Wahrscheinlich waren die Kollegen der Meinung, Karens Aussage reicht, um sich von Marions Verfassung ein Bild zu machen, oder sie haben gar nicht erst nachgefragt,
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