Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
ob es noch andere Mitbewohner gab.«
»Wir müssen sie finden.«
»Keine Sorge, ich bin an der Sache dran und werde Steele nichts davon erzählen. Karen wusste nicht, wohin Nicola gezogen ist, aber sie hat mir die Nummer des Vermieters gegeben. Vielleicht hat Nicola ihm ihre neue Anschrift hinterlassen. Ich werde ihn gleich morgen früh anrufen.«
Hinter Donovan ging ein Mann mit mehreren Gläsern Bier in der Hand zu seinem Tisch, und sie schnappte die Worte »großartig« und »wurde auch Zeit« auf, begleitet von heiserem Gegröle und Applaus. Sie horchte kurz und erfuhr, dass die Brücke wieder geöffnet worden war.
»Was für ein Glück«, sagte sie, wieder an Tartaglia gewandt. »Ich dachte schon, ich würde Stunden brauchen, um nach Hause zu kommen.«
Tartaglia leerte sein Glas. »Um auf Angel zurückzukommen: Was ist mit letztem Mittwochnachmittag? Erinnert sich einer seiner Nachbarn, ob er im Laden war?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe in mehreren Geschäften rechts und links von ihm nachgefragt, und keiner weiß, ob er da war oder nicht. Aber sie haben mir erzählt, dass er ziemlich unregelmäßige Öffnungszeiten hat. Es war nicht schwer herauszuhören, dass die ihn alle für ein wenig exzentrisch halten. Ich habe meine Visitenkarte hinterlassen für den Fall, dass doch noch jemandem etwas einfällt.«
Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. »Das mit Angel ist nur eine Vermutung, aber wir müssen dem nachgehen. Vielleicht erinnert sich Nicola an ihn, wenn wir sie denn finden. Im Moment ist sie unsere größte Chance.«
»Soll heißen: unsere einzige.«
Achtzehn
»Er spielt mit dir, meinst du nicht?«, fragte Kennedy und bediente sich von dem Berg Gnocchi alla Gorgonzola auf Steeles Teller, den sie kaum angerührt hatte. »Katz und Maus. Er will dir zeigen, wer die Hosen anhat, wer der Boss ist. Er hält sich für wahnsinnig schlau. Er will dich absichtlich klein machen, klar, er behandelt dich wie ein Sexobjekt. Andererseits sieht er alle Frauen als Objekte. Nur passen manche eben besser in seine Pläne als andere.« Er schob sich eine Gabel voll Gnocchi in den Mund.
Steele beobachtete ihn schweigend und wunderte sich, wie er bei den Mengen, die er aß, so schlank bleiben konnte. Sie hatte keinen Appetit, der Text der E-Mail ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie waren zusammen zur Hammersmith Bridge gefahren, um den Tatort in Augenschein zu nehmen, und sie hatte fast eine halbe Stunde geduldig in seinem warmen Auto gewartet, während er auf und ab lief, in sein Diktiergerät sprach und alle Einzelheiten der Brücke und der unmittelbaren Umgebung begutachtete. Als er fertig war, hatte er verkündet, es sei noch viel zu früh für eine Bewertung, ob der Vorfall nun ins Raster passte oder nicht. Einerseits war der Modus Operandi hier ein ganz anderer gewesen. Andererseits fand auch er, dass die räumliche Nähe zum Morddezernat auffällig war, fast eine Provokation. Sie war hungrig und genervt gewesen, dass er sie so lange auf so wenig hatte warten lassen, und hatte das Bedürfnis unterdrücken müssen, ihm zu sagen, dass Tartaglia bereits zu dem gleichen Schluss gekommen war.
Kennedy schien das alles unbekümmert hinzunehmen, im Auto hatte er sich in einem Zustand professionellen Überschwangs des Langen und Breiten über die E-Mail ausgelassen. Ihr war es unmöglich, das so distanziert zu betrachten. Sie war tief getroffen, fühlte sich von der E-Mail beschmutzt, und sie hatte große Lust, den verdammten Tom zu verprügeln, ihn zu Boden zu schicken und mit dicken Stiefeln auf seinen Schädel einzutreten. Wie konnte er es wagen? Verdammter Scheißkerl. Sie wusste, es war naheliegend, dass er sie ins Visier nahm, dennoch setzte die Sache ihr zu und nagte in jeder ruhigen Minute an ihr. Vor allem der Gedanke, dass er wusste oder irgendwie erraten hatte, dass sie allein lebte, machte sie fertig.
Kennedy streckte den Arm über den Tisch und tätschelte ihr die Hand. »Carolyn, du machst dir doch keine Sorgen, oder?« Um ihn nur ja in keinster Weise zu ermutigen und um ihre Verunsicherung zu überspielen, zog sie ihre Hand weg, griff nach dem Glas und trank einen Schluck Wein.
»Du darfst das nicht an dich heranlassen«, sagte er dickfellig wie immer und ignorierte die kleine Zurückweisung.
»Das tue ich auch nicht«, sagte sie mit Nachdruck.
»Genau das will er. Er will dir Angst machen. Er hat eine sehr hohe Meinung von sich, und für ihn ist es ein Spiel, mehr nicht. Das darfst
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