Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
jemanden wie dich, richtig?«
Die Wärme in seinen Augen machte sie verlegen, sie zog ihre Hände weg und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich brauche keine Analyse, danke.«
»Und dass du dich in deinem Team alleingelassen fühlst, macht es nicht besser. Ich sehe doch, was da mit Tartaglia läuft. Er ist ein arroganter Dickkopf, und er ärgert sich zu Tode, dass man dich über seinen Kopf hinweg eingesetzt hat. Ich wette, er versucht bei jeder sich bietenden Gelegenheit, deine Autorität zu untergraben, vielleicht sogar das ganze Team gegen dich aufzubringen. Das ist der Latino-Macho-Quatsch, den er im Blut hat. Wahrscheinlich kann er es nicht leiden, von einer Frau Befehle entgegennehmen zu müssen. Dabei brauchst du in Zeiten wie diesen Unterstützung, keinen Bandenkrieg.« Er hielt inne und fuhr sich nachdenklich mit dem Finger über die Lippen, bevor er hinzufügte: »Ich weiß ja nicht, wie so etwas läuft, aber vielleicht könntest du mit Cornish reden, damit er von dem Fall abgezogen oder vielleicht sogar versetzt wird. Es muss sich doch ein Grund finden lassen, ihn disziplinarisch zu belangen.«
Sie schüttelte den Kopf, sie wollte das Thema nicht weiter diskutieren. Allein darüber nachzudenken tat weh. Auch wenn es ihr nicht gefiel: Was Kennedy über Tartaglia sagte, klang erschütternd richtig, und sie fühlte sich bedroht. Aber sie wusste, dass sie von Cornish kein Mitgefühl zu erwarten hatte. Stolz und Arroganz waren keine Kapitalverbrechen, und bei den entscheidenden Leuten in Hendon hatte Tartaglia einen ausgesprochen guten Ruf. Wenn sie mit ihm nicht fertigwurde, würde das auf sie selbst zurückfallen. Und solange keine Lösung des Falls in Sicht war, stand sie ohnehin schon auf wackeligen Füßen.
Sie spürte einen leichten Kopfschmerz und schloss die Augen, legte die Hände vors Gesicht und rieb sich die Schläfen und die Nasenwurzel, um die Tränen zurückzuhalten. Natürlich hatte er Recht mit allem, was er sagte. Doch die Wahrheit war alles andere als tröstlich, noch dazu ärgerte sie sich, dass er sie so sah. Sie musste jämmerlich und schwach wirken. Und die Tatsache, dass er sie verstand, dass er so deutlich sah, was in ihr vorging, machte sie noch zehnmal verwundbarer und sorgte dafür, dass sie sich gegen ihren Willen zu ihm hingezogen fühlte. Sie hatte sonst niemanden, mit dem sie reden konnte, der sie verstand, und er schien aufrichtig um sie besorgt. Dennoch fragte sie sich, warum er das tat, warum er sich um sie kümmerte. Wieder spürte sie die alte Skepsis aufkommen, sie misstraute seinen Motiven, ihr nah sein zu wollen, und fragte sich, worauf er wirklich aus war. Konnte sie ihm vertrauen?
»Um auf die Mail zurückzukommen: Du fühlst dich davon herabgewürdigt, richtig?«, sagte er.
Sie nickte langsam, sie konnte ihm nicht in die Augen sehen und starrte in die flackernde Kerzenflamme vor ihr.
»Aber genau das will er«, fuhr er fort. »Er will dich quälen, will deine Gedanken und Träume vergiften, will Psychospielchen mit dir spielen. Wenn du das zulässt, hat er gewonnen. Atme tief durch, behalt einen klaren Kopf und lass dich nicht verwirren.«
Wieder nahm er ihre Hand in seine. Sie fühlte sich kühl und stark an, und er streichelte sie sanft. Ein beruhigendes Gefühl, und diesmal zog sie ihre Hand nicht gleich wieder weg, auch wenn sie ihm noch immer nicht in die Augen sehen konnte.
»Ich bin bei dir, Carolyn. Vertrau mir. Ich pass auf dich auf, und zusammen nageln wir das Schwein fest, das verspreche ich dir.«
Tartaglia verabschiedete sich von Donovan und ging hinaus zu seinem Motorrad, das vor dem Pub an der Uferstraße stand. Ein leichter Wind wehte, die Nachtluft war kühl und feucht, der Himmel fast wolkenlos, und der Mond stieg gerade über dem Fluss auf. Tartaglia setzte den Helm auf und fuhr über die High Street davon.
Kurz vor der Kreuzung mit der Castelnau sah er vor einer Geschäftszeile auf einer doppelten gelben Linie einen Morgan gegen die Fahrtrichtung parken, der aussah wie der von Kennedy. Er ging vom Gas und sah im gleichen Moment Kennedy und Steele aus einem Restaurant kommen. Sie gingen dicht nebeneinander, fast Arm in Arm, anscheinend in eine Unterhaltung vertieft. Er fuhr vorbei, hielt hinter der Kreuzung an und beobachtete die beiden im Rückspiegel. Kennedy führte Steele zur Beifahrertür, schloss auf und reichte ihr die Hand, um ihr in den niedrigen Sitz zu helfen. Er sagte etwas, und bevor er die Tür zuschlug, legte er
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