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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Nägel.«
    Holly Grace mußte schon wieder lachen, und Francesca fühlte sich auf merkwürdige Art mit ihr verbunden. Das letzte Stück gingen sie zusammen und redeten nur noch vom Wetter. Das Baby strampelte wie verrückt.
    Plötzlich überfiel sie eine heftige Wehe, der Schmerz war so überwältigend, daß ihr die Knie zitterten. Instinktiv suchte sie Halt an Holly Grace. »Ach, du Schreck …«
    Holly Grace ließ ihr Eis fallen und packte sie am Armgelenk. »Halt dich fest!«
    Stöhnend schnappte Francesca nach Luft. Etwas Nasses floß ihr an den Beinen herunter. Sie lehnte sich an Holly Grace, als die Flüssigkeit in ihre Sandalen sickerte. Sie hielt sich den Unterleib und stieß keuchend hervor: »Oh, Natalie … das ist aber nicht die feine englische Art!«
    Aus der Ferne klangen Zimbeln herüber, und der Junge mit der Trompete hob sein Instrument der gleißenden Sonne entgegen und spielte aus vollem Hals:
    Yankee Doodle pfiff sich eins,
die Vögel ihn umschwirrten.
Er feierte Geburtstag heut’,
gebor’n im Juli, am vierten.

Die Fackel wird entzündet

23
    Er drückte sich an die Wand und hielt das Messer fest umklammert, jederzeit bereit zuzustoßen. Er wollte nicht töten, schon gar keine Frauen. Aber immer wieder gab es Situationen, in denen es sich nicht vermeiden ließ. Er warf den Kopf zur Seite, hörte das Geräusch, auf das er gewartet hatte, das leichte »Ping« der Fahrstuhltür. Sobald die Frau heraustrat, würde der dicke hellgrüne Teppich ihre Schritte schlucken. Leise fing er an zu zählen, jeder Muskel in seinem Körper war zum Zerreißen gespannt, er war sprungbereit.
    Sanft strich er mit dem Daumen über die Klinge. Die Stadt war ein Urwald und er eine Raubkatze – ein starkes Raubtier auf leisen Sohlen, das tat, was es tun mußte.
    Niemand erinnerte sich mehr an seinen Taufnamen – Jahre der Brutalität hatten ihn ausgelöscht. Die Welt kannte ihn unter dem Namen »Der Rächer«.
    Der Große Rächer.
    Er zählte weiter, hatte genau berechnet, wie lange sie brauchen würde, um vor ihm aufzutauchen. Und dann nahm er den zarten Hauch ihres Parfüms wahr. Er setzte zum Sprung an. Sie war schön und berühmt … und gleich würde sie tot sein!
    Ein blutrünstiger Schrei entrang sich seiner Kehle, als er sprang.
    Sie kreischte auf und taumelte, ließ ihre Tasche fallen. Er richtete die Klinge auf sie und schob sich mit der Linken die Brille auf die Nase zurück. »Du bist tot, China Colt!« sagte er drohend.
    »Und du bist ein Vollidiot, Theodore Day!« Sie schlug ihm
mit der flachen Hand auf den Hosenboden und legte sich die andere Hand aufs Herz. »Mein Gott, Teddy! Mach das noch einmal, und ich nehme dir das Messer weg und stoße zu.«
    Teddy, dem in seiner früheren Schule in der Nähe von Los Angeles ein IQ von einhundertsiebzig attestiert worden war, glaubte Holly Grace kein Wort. Vorsichtshalber umarmte er sie aber. Da er sie fast so liebte wie seine Mutter, mußte er sich nicht einmal dazu überwinden.
    »Deine Show gestern abend war toll, Holly Grace!« Jeden Dienstagabend durfte er lange aufbleiben und »China Colt« sehen, obwohl seine Mutter die Serie wegen der gewalttätigen Szenen für ein neunjähriges Kind unpassend fand. »Guck dir mal mein neues Taschenmesser an, Holly Grace. Mom hat’s mir letzte Woche aus Chinatown mitgebracht.«
    Holly Grace nahm es ihm aus der Hand, sah es sich genau an und kämmte ihm damit durchs kastanienbraune Haar. »Wieso denn Taschenmesser? Taschenkamm meinst du wohl, Sportsfreund.«
    Mit Todesverachtung nahm Teddy die Waffe wieder an sich. »Komm, guck dir mal mein Zimmer an! Ich hab’ jetzt ’ne Tapete mit Raumschiffen.« Und schon sauste er los, quer über den Korridor. Er trug das Rambo-T-Shirt in der Militärhose.
    Holly Grace sah ihm schmunzelnd nach. Wie sehr sie den kleinen Jungen liebte! Er hatte die Lücke gefüllt, die Dannys Tod gerissen hatte, etwas, das sie nie für möglich gehalten hatte. Aber jetzt nagte ein anderer Kummer an ihr. Es war Dezember 1986. Vor zwei Monaten hatte sie ihren achtunddreißigsten Geburtstag gefeiert. Wie hatte sie nur achtunddreißig werden können, ohne noch ein Kind zu bekommen?
    Sie hob die Tasche vom Boden auf und wanderte in Gedanken zu dem turbulenten vierten Juli zurück, an dem Teddy geboren wurde. Die Klimaanlage in der Entbindungsklinik hatte nicht funktioniert, und im Kreißsaal hatten schon fünf andere schreiende, schwitzende Frauen gelegen. Francesca lag
auf dem schmalen Bett, bleich

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