Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Show ist wirklich gut.« Die klaren blauen Augen sahen Francesca eindringlich an. »Dallie hat sich ziemliche Sorgen gemacht, als du einfach so verschwunden bist. Ich nehm’s dir zwar nicht übel, daß du meine Existenz so schwer verkraftet hast, aber du hättest wenigstens mit ihm reden sollen. Er ist so sensibel.«
Francesca ersann alle möglichen Erwiderungen darauf, verwarf sie aber alle. Das Baby strampelte heftig in ihrem Bauch.
»Weißt du, Francesca, Dallie und ich, wir hatten mal einen kleinen Jungen, aber er ist als Baby gestorben.« Holly Graces Gesicht war völlig emotionslos, sie gab nur eine nüchterne Tatsache wieder.
»Ich weiß. Es tut mir leid.« Es klang steif und unangemessen.
»Wenn das Dallies Baby ist und du ihm nichts davon sagst, finde ich das ganz schön gemein von dir.«
»Es ist nicht seins«, sagte Francesca. »Ich hatte eine Beziehung in England, bevor ich hierhergekommen bin. Das Baby ist von dem Mann, aber er hat eine Mathematikerin geheiratet, bevor er was von der Schwangerschaft wußte.« Diese Geschichte hatte sie sich im Auto ausgedacht, etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. Das müßte einigermaßen plausibel in Dallies Ohren klingen, falls es ihm weitererzählt würde. Sie sah Holly Grace hochmütig an. »Glauben Sie wirklich, ich bekomme ein Kind von Dallie, ohne Alimente von ihm zu fordern? Ich bin doch nicht dumm.«
Sie spürte, daß Holly Grace unsicher wurde. Francescas Eistee kam, sie rührte mit dem Strohhalm darin herum, um Zeit zu gewinnen. Sollte sie die Geschichte mit Einzelheiten ausschmücken?
»Dallie hat eine komische Einstellung zu Babys«, sagte Holly Grace. »Er ist strikt gegen Abtreibung, egal wie die Dinge
liegen. Das ist genau die Art von Heuchelei, die mich an Männern so ärgert. Aber immerhin, er würde sich vermutlich scheiden lassen und dich heiraten, wenn du ein Kind von ihm bekommst.«
Francesca ärgerte sich. »Ich bin kein Sozialfall. Ich habe es nicht nötig, von Dallie geheiratet zu werden.« Sie mußte sich zur Ruhe zwingen. »Und außerdem – egal was Sie von mir denken –, ich würde nie einem Mann ein Kind unterschieben.«
»Und warum hast du nicht abgetrieben? Ich an deiner Stelle hätte das gemacht.«
Francesca verwandelte sich blitzschnell in das verwöhnte reiche Mädchen, eine Fassade, hinter der sie sich verstecken konnte. Sie zuckte gelangweilt mit den Achseln. »Wer guckt schon dauernd auf den Kalender? Als ich gemerkt habe, was los ist, war es schon zu spät.«
Holly Graces Essen kam auf einem Riesenteller. »Möchtest du etwas davon haben? Ich soll eigentlich vier Pfund abnehmen, bevor ich nach New York zurückkehre.«
Unter anderen Umständen hätte Francesca über den Anblick lachen müssen. Das Essen schwappte über den Tellerrand und bildete eine Pfütze auf dem Tischtuch. Sie wollte das Thema wechseln und fragte Holly Grace daher nach ihrer Karriere.
»Hast du schon mal eine von diesen Talkshows gesehen, wo die berühmten Fotomodelle immer behaupten, es wäre harte Arbeit? Die lügen alle wie gedruckt, kann ich dir sagen. Noch nie im Leben habe ich so leicht so viel Geld verdient. Im September trete ich vielleicht im Fernsehen auf.« Sie taxierte Francesca. »Schade, daß du so kurz bist. Mindestens ein Dutzend schwule Modefotografen, die ich kenne, würden sich um dich prügeln, wenn du zehn Zentimeter größer wärst … und natürlich nicht schwanger.«
Darauf erwiderte Francesca nichts, nach einer Weile fing
Holly Grace wieder an: »Dallie und ich mischen uns nicht in unsere Affären ein, aber in diesem Fall muß ich das wohl. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du die Wahrheit sagst, wüßte aber keinen guten Grund, warum du lügen solltest.« Holly Grace stocherte in ihren Chilibohnen herum. »In puncto Kinder ist er sehr empfindlich. Wenn du mich anlügst …«
Francesca entschloß sich zu einem gewagten Schritt. »Vielleicht wäre es von Vorteil für mich, es als sein Kind auszugeben. Ich könnte ganz gut etwas Geld brauchen.«
Die Löwin Holly Grace zeigte ihre Krallen, um ihr Junges zu verteidigen. »Bilde dir bloß nicht ein, du kannst ihn in die Zange nehmen! Ich bin bereit, vor Gericht alles zu wiederholen, was du mir heute gesagt hast. Kapiert?«
Francesca verbarg ihre Erleichterung hinter einer gelangweilten Miene. »Mein Gott, ihr Amerikaner seid so melodramatisch!«
Holly Graces Augen wurden ganz hart. »Versuch nicht, ihn reinzulegen, Francie! Auch wenn wir eine offene Ehe
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