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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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wie der Tod, und ließ die Wehen schweigend über sich ergehen. Dieses stille Dulden hatte Holly Grace zutiefst berührt. Sie entschied sich, Francesca beizustehen. Keine Frau sollte allein ein Kind zur Welt bringen, besonders dann nicht, wenn sie auf gar keinen Fall Hilfe wollte.
    Den ganzen Nachmittag und Abend hatte Holly Grace Francescas schweißnasse Stirn mit feuchten Tüchern gekühlt. Sie hielt ihr die Hand und wich nicht von ihrer Seite, als die Entbindung unmittelbar bevorstand. Endlich – am Ende dieses schier endlos scheinenden vierten Juli –, kurz vor Mitternacht, kam Theodore Day auf die Welt. Die beiden Frauen hatten das runzelige kleine Bündel angeschaut und sich angelächelt. Dieser Augenblick hatte ihre jetzt fast zehnjährige Freundschaft begründet.
    Francesca war in Holly Graces Achtung ständig gestiegen. Es gab keinen Menschen, den sie mehr bewundert hätte. Obwohl Francesca so viele schlechte Charaktereigenschaften in die Wiege gelegt worden waren, hatte sie alles erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. Sie hatte sich vom Rundfunk zum Fernsehen hochgearbeitet, aus kleineren Städten bis nach Los Angeles. Dort hatte sie mit ihrem Vormittagsprogramm endlich den großen Durchbruch geschafft. Jetzt war sie der Star einer New Yorker Sendung mit dem Titel »Francesca (To)Day«, eine Mittwochabendshow, die seit zwei Jahren wachsende Einschaltquoten für sich verbuchen konnte.
    Francesca entzückte die Zuschauer mit ihrer unkonventionellen Art zu interviewen, was wohl in ihrem völligen Desinteresse an journalistischer Ausgewogenheit begründet lag. Obwohl sie atemberaubend schön und der britische Akzent immer noch herauszuhören war, konnten sich die Zuschauer mit ihr identifizieren. Die anderen – Barbara Walters, Phil Donahue und sogar Oprah Winfrey – blieben immer kühl distanziert. Francesca blieb nie unbeteiligt, genausowenig wie Millionen
ihrer amerikanischen Mitbürger. Sie stürzte sich immer direkt ins Kampfgetümmel und versuchte, sich zu behaupten. Dabei kam die spontanste Interviewshow heraus, die Amerika je erlebt hatte.
    Teddys Stimme scholl aus dem Apartment. »Beeil dich, Holly Grace!«
    »Ich komm ja schon.« Holly Grace dachte daran, wie Francesca ein halbes Jahr nach Teddys Geburt im Stadtradio von Dallas angefangen hatte. Dort hatte sie sich zum ersten Mal seit der Entbindung mit ihr getroffen. Francesca hatte sie überschwenglich begrüßt und ihr voller Stolz das kleine strampelnde Bündel in den Arm gelegt. Als sie das ernste kleine Gesichtchen sah, verflogen auch ihre letzten Zweifel bezüglich Dallies Vaterschaft. Nicht einmal in ihren wildesten Träumen konnte dieses Kind mit ihrem phantastisch aussehenden Ehemann verwandt sein. Sie war diesem Kind ja von Herzen zugetan, aber es war und blieb doch das häßlichste Baby, das ihre Augen je erblickt hatten. Mit Danny hatte er nicht die entfernteste Ähnlichkeit. Wer auch immer der Vater dieses häßlichen kleinen Würmchens sein mochte, Dallie Beaudine war es mit Sicherheit nicht.
    Im Laufe der Jahre hatte sich Teddys Aussehen gebessert. Der Kopf war wohlgeformt, nur etwas zu groß für seinen Körper. Sein Haar war rotbraun, ganz fein und glatt, die Augenbrauen und Wimpern waren so hell, daß sie fast unsichtbar waren, die Wangenknochen wirkten zu groß für sein Alter. Wenn er den Kopf in einer bestimmten Stellung hielt, konnte Holly Grace sich vorstellen, wie er als Mann aussehen würde – markant und nicht unattraktiv. Aber bis es soweit wäre, prahlte nicht einmal die eigene Mutter mit Teddys gutem Aussehen.
    »Los, Holly Grace! Mach endlich Beine!« rief Teddy.
    »Ich mach’ dir gleich Beine«, brummte sie. In der Wohnung zog sie zuerst die Daunenjacke aus und zog sich die Ärmel ihres schneeweißen Jogginganzugs zurecht. Ihre Füße steckten
in italienischen Stiefeln mit gehämmertem Blumendekor. Das blonde Haar, ihr bestes Aushängeschild, fiel ihr bis über die Schultern. Es war durchzogen von kleinen silbergrauen Strähnchen. Ihr Make-up war spärlich – nur ein bißchen Mascara und eine Spur von Rouge. Die kleinen Fältchen, die sich um die Augen herum bildeten, betrachtete sie als Charakterlinien. Außerdem hatte sie ihren freien Tag und scheute die Mühe.
    Francescas Wohnzimmerwände waren in blassem Gelb gehalten, mit pfirsichfarbenem Stuck, und ein exquisiter Läufer von Heriz in Marineblau bildete den nötigen Kontrast. Baumwollchintz und Seidendamast gaben dem Zimmer seine englische Note, es

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