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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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angezündet.«
    »Was hast du getan?«, schrie ihre Mutter. Stückchen von bronzefarbener Zwiebelschale klebten an ihrem Finger. »Du hättest das Haus niederbrennen können!« Sie starrte auf die Flamme auf dem Grill und dann zur Birke hoch. Ihr Blick folgte der Linie der Äste über dem Dach.
    Es donnerte im Süden, als ob Gott selbst zur Ordnung riefe. Der aufkommende Wind brachte feuchte Luft, die sich mit demGeruch des Flüssiganzünders vermischte. Eidechsen huschten ins Gebüsch; Mücken summten um die Lichterkette, die zwischen Haus und Baum gespannt war.
    »Kearney.«
    Er drehte sich nicht um.
    Die Flamme wurde allmählich kleiner. Er legte den Rost auf die Holzkohle, schloss den Deckel und rieb sich die Hände.
    Dann drehte er sich um. »Seht doch mal«, sagte er, machte einen Satz nach vorn und fing ein Glühwürmchen mit beiden Händen. »Ein elektrisches Würmchen«, sagte er und hob einen Finger an, um den Schein aus seinen Händen leuchten zu lassen. Aber das war wie Feuer und Annie wich zurück. Sie wusste sehr wohl, dass selbst erwachsene Männer Ängste hatten, und ihr Vater hatte immer viel Respekt vor dem Feuer gehabt.
    Die Mutter ging weinend ins Haus zurück.
    Zehn Minuten später traf Onkel Calder ein.
    Annies Mutter schwirrte mit Krügen voller Limonade und Eistee um den Picknicktisch. Feuchte Löckchen klebten an ihrer Stirn. Die Terrassenlichter spiegelten sich in einem Stückchen Zwiebelschale, das in ihrem Haar klebte. Als sie Onkel Calder sah, strich sie sich das Haar mit dem Arm zurück und wischte sich die Hände vorn an der Schürze ab. Ihr Lächeln leuchtete wie ein eigenes Feuer.
    »Hallo!«, sagte sie. Onkel Calder hob sie mit einer Riesenumarmung hoch in die Luft. Sie war knapp fünfzehn Jahre jünger als er, und die Art wie er sie hielt, ließ sie noch jünger wirken. Er setzte sie ab und zog den Zimtzahnstocher aus dem Mund, bevor er sie auf die Wange küsste. Lächelnd lehnte sie sich an ihn und klatschte ihm auf seine breite Brust. Dann sah sie auf, und für den Bruchteil einer Sekunde schien es, als würden sie sich auf den Mund küssen. Doch dann sah jeder in eine andere Richtung, als ob plötzlich ein Geräusch ihre Aufmerksamkeit geweckt hätte, und Calder zückte spontan die Kamera und brüllte: »Lächeln!« Und sie lächelten zeitgleich mit dem grellen Blitz.
    »Riecht gut da hinten«, sagte Onkel Calder.
    »Das war ein Riesenfeuer«, sagte ihre Mutter, womit sie offensichtlich etwas beendete, was sie am Telefon nicht hatte sagen können. Sie goss sich ein Glas Eistee ein. »Er muss eine ganze Flasche Flüssiganzünder verbraucht haben. Er grillt gerade. Es ist, als hätte er so ungefähr das Einzige vergessen, vor dem er immer Angst gehabt hat.«
    Onkel Calder schnappte sich seinen Zahnstocher, zerknickte ihn zwischen den Fingern und warf ihn in den Garten. »Weigert er sich immer noch, zum Arzt zu gehen?«
    »Das kann man wohl sagen.« Sie reichte Calder und Annie Pappbecher mit Limonade. »Warum studiert ihr beide nicht vor dem Essen euren Song ein?«
    Keiner rührte sich.
    »Geht jetzt.«
    Annie spitzte die Ohren, während sie die Terrasse überquerte.
    »Hey!« Ihr Vater trat heraus, als sie gerade die Tür erreicht hatten. »Seht doch mal, wer da ist«, sagte er und ging Onkel Calder entgegen. Die beiden Männer klatschten sich auf den Rücken, und ihr Vater drehte sich rasch zur Mutter und zum Grill um und fragte: »Was riecht denn bloß so gut?«
    Sie rührte sich nicht. »Ich ertrage das nicht länger«, zischte sie Onkel Calder zu. »Du musst etwas unternehmen.«
    Ein flaues, ungewisses Gefühl brandete in Annies Magen auf und verflüchtigte sich wieder. Das ging schon seit ein paar Wochen so. Irgendwas war im Anzug – und was es noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass jeder so tat, als ob nichts wäre.
    »Hör mal, Kearney«, fing Onkel Calder an.
    »Der Grill!«, schrie Annie. Sie gab Calder ihre Limonade und rannte zu ihrem Vater. »So ein riesiges Feuer!«
    Er rieb sich die Stirn und lachte ein bisschen.
    »Annie, bitte!«, sagte ihre Mutter. »Geh auf dein Zimmer. Spiel Gitarre oder irgendwas. Ich dachte, du und Calder wolltet noch üben.«
    »Als Kind hätte ich mal beinahe alle meine Haare verloren, als ich mich an einem Lagerfeuer geprügelt habe. Sie kennt die Geschichte.Weißt du noch, Calder?«, fragte er Onkel Calder. »Du hast es gelöscht.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Onkel Calder.
    Ihr Vater fasste sich mit beiden Händen an den Kopf,

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