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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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noch nicht alles.«
    »›So isses‹? Lass das bloß Mom nicht hören.«
    »Die armen Dauersängerknaben leben am kürzesten. Sie sterben lange vor den stillen Wässerchen, die ihnen die Frauen wegschnappen.«
    »Das ist die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte sie und lachte ein bisschen, weil es so absurd war. »Ich will nichts von der Welt wissen, wenn die so funktioniert. Das nächste Mal lass mich darüber lieber im Dunkeln.«
    Calder räusperte sich. Es wirkte eher wie ein Tic als eine Notwendigkeit, den Hals frei zu bekommen, und obwohl sie fragen wollte, ob etwas los war, klimperte sie auf der Gitarre herum und fing zufällig den Rhythmus einer Melodie ein, den sie den ganzen Tag gesucht hatte. »Das ist es!«, rief sie, und ihr ganzer Körper war elektrisiert, ihre Finger zupften weiter, während der Moment, in dem sie nachfragen wollte, zu dem Lied wurde, das Calder von ihr hatte hören wollen.
    Der Wind peitscht die Klettertrompete gegen die Glastür in der Küche. Annie muss nach Hause zu Detour. Er mag es nicht, wenn Zweige an der Hauswand kratzen. Sie glaubt auch nicht, dass sie zu Hause irgendwo Licht angelassen hat. Detour wird jaulen, von einem Zimmer ins andere hoppeln, wenn er die Kraft dazu aufbringt.
    Ohne nachzudenken, klappt sie ihr Handy auf und ruft ihre Mutter an.
    »Ich besorge ihm einen Anwalt«, sagt sie.
    »Hast du ihn schon besucht?«
    »Nein. Mach ich aber.«
    »Das hast du schon letzte Woche gesagt.«
    »Muss ich einen Termin mit dem Gefängnis vereinbaren? Wen rufe ich denn da an?«
    Ja, sie muss einen Termin vereinbaren. Ihre Mutter erklärt, wie sie sich anziehen soll und wie nicht. Was sie mitbringen darf und was nicht. Alles davon scheint logisch. Trenchcoats, Feuerwaffen, Messer, Brote, in denen das Erwähnte zu verstecken wäre. »Du erinnerst dich doch an die Szene in dem Film«, sagt ihre Mutter, »in der er eine riesige Feile im Brot versteckt hat.« Aber Annie denkt an das Steakmesser, das sie in ihrer Tasche versteckt hatte, als sie zwölf war.
    »Wer weiß?«, sagt ihre Mutter. »Vielleicht ist er schon wieder draußen, bevor du Gelegenheit hattest, ihn zu besuchen.«
    »Mom, denk doch mal nach! Bereite dich auf das vor, was passieren könnte. Der Mann wurde in Calders Stammkneipe umgebracht.«
    »Ja und?«
    »Und zufällig ist der Mann auch noch mit Calders Freundin verheiratet.« Erschöpft reibt sich Annie die Augen. Ihre Stimme wird schwächer. »Bitte. Leugnen wir nicht länger die Tatsachen.«
    »Es gibt nichts zu leugnen.«
    »Ich habe heute Onkel Calder besucht«, sagt sie, ohne das als schallende Ohrfeige zu meinen. Doch natürlich ist es genau das.
    Die Mutter legt auf.
    Annie wirft das Telefon auf die Arbeitsplatte. Die Palme, die sie hereingeschleppt hat, bildet einen Bogen über ihrem Kopf, und sie denkt daran, wie sie mal mit Calder unter einem Pfirsichbaum fotografiert wurde. Ihre gelben Overall-Shorts. Seine abgeschnittenen Jeans und das Regenbogen-T-Shirt. Calder hatte sich von seinem eigenen Geld eine Kamera gekauft, und sie posierten dämlich grinsend für Mr Peterson, eng umschlungen und Kopf an Kopf. Damals waren sie unzertrennlich. Vollkommen glücklich, wie es Kinder sind. Der Vater war noch nicht tot. Würde es erst zwei Wochen später sein. Sie konnten nicht ahnen, wozu sie fähig waren. Sie konnten nicht wissen, was kommen würde.
    Ein Schlüssel klimpert im Schloss, und die Haustür springt auf. Eine Frau, die nur Sidsel sein kann, schiebt sich rückwärts mit einer Tasche voller Lebensmittel und zwei sperrigen Gepäckstücken in die Wohnung. Sie murmelt etwas, offenbar auf Dänisch. Annie kann sich nirgendwo verstecken.

DREIZEHN
    Wusch!
Ein riesiger Feuerball erhellte den dämmerigen Garten. Kurz zuvor hatte Annie ihren Vater beim Grill gesehen, wie er einen Beutel Holzkohle an die Brust presste. Er schüttete die Hälfte des Beutelinhalts in den Grill und begoss die Holzkohle mit so viel Flüssiganzünder, wie in einen Hundenapf gepasst hätte.
    Und dann warf er das brennende Streichholz darauf.
    Annie huschte an den Rand der Terrasse, doch selbst dort noch spürte sie die Hitze auf Gesicht und Armen. Sie bedeckte ihr Haar.
    Ihre Mutter kam aus der Küche gerannt und schrie den Namen des Vaters. Calder sprang mit geballten Fäusten hinter ihr her und zwinkerte und zappelte weiter, auch nachdem er schon stehen geblieben war.
    Ihr Vater befühlte seinen Kopf und lachte. »Habt ihr das gesehen? Hätte fast den Himmel

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