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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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per Handschlag spalten. Ich habe das bei meinem Neffen gesehen. Zehn Jahre alt. Mit lila Gürtel in Karate.«
    Calder lupft eine Braue. »Also, Sidsel kann kein Karate.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das weiß ich eben.«
    »Wie gut kennen Sie sie eigentlich?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Damit Sie’s nur wissen, gegen sie wird auch ermittelt.«
    »Nein!«
    »Doch. Es wird in alle Richtungen ermittelt. Die Presse hängt sich da richtig rein. Die Staatsanwaltschaft verfolgt die Sache jetzt bis nach Dänemark zurück.« Sie stößt einen tiefen Seufzer aus, legt die Hände flach auf den Tisch und beugt sich vor. »Ich glaube, Sie könnten in eine Falle geraten sein. Und unter den Umständen sollten Sie besser darauf hoffen, dass dies der Fall ist, denn die Staatsanwältin liebt nichts mehr als eine Hinrichtung. Ob Sie das nun sind oder Ihre Freundin Sidsel. Das spielt für sie keine Rolle. Ja, und wenn sie gleich zwei zum Preis von einem haben kann, schläft sie nachts besser.«
    Calder zuckt zusammen.
    »Ich sage Ihnen nur, wie es ist. Die Frau ist ganz schön blutrünstig. In ihrer Kanzlei witzelt man, dass sie sich eine Python hält, damit sie dieser Kaninchen zum Fraß vorwerfen kann.«
    Calder sieht sich im Zimmer um und versucht ruhig zu bleiben. »Ich brauche Medikamente gegen die Tics. Sie müssen mir Haldol besorgen.«
    Sie notiert etwas auf ihrem Block.
    »Hören Sie mal, Sidsel hat keinen schwarzen Gürtel in Karate. Sie hätte sich gegen Magnus nicht wehren können«, sagt er, obwohl er sich ausmalt, wie ihre graziöse Hand durch einen Holzklotz saust. Ohnehin hält er für möglich, dass sie alles tun oder sein könnte, was sie nur will.
    Seine Augen brennen darauf zu zwinkern. Seine Schulter juckt es zu zucken. Er unterdrückt den Impuls, aber das ständige Knieschlagen kann er nicht steuern.
    »Alles, was ich gerade gesagt habe, stimmt. Die Python habe ich nur hinzugefügt, um selbst zu sehen, was mit Ihnen unter Stress geschieht. Wir dürfen das nicht vor Gericht bringen.«
    »Ich hab das nicht getan und sie auch nicht«, sagt Calder.
    »Bis fünf besorge ich Ihnen das Haldol.«

SECHZEHN
    Sonnenlicht flutete durch das Laub und reflektierte das Bernsteinleuchten reifer Pfirsiche. Annie umklammerte eine Leiter hoch im Baum und bekam einen Pfirsich zu fassen. Ihre Finger sanken in das überreife Fruchtfleisch, und da waren noch andere feuchte Stellen aus bräunlichem Orange, wo die Insekten schneller gewesen waren.
    Zwei Reihen über ihr sang Calder: »
Don’t go breaking my heart
« von Elton John und Kiki Dee.
    »
I couldn’t if I tried
«, sang Annie als Antwort, und Calder lachte darüber, wie sie Kikis Stimme parodierte.
    Gerade wollte sie den Pfirsich in den Eimer mit den »faulen« werfen, als eine Biene zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger landete. In den Bäumen hörte sie noch mehr Summen. Mr Peterson warnte sie immer davor, die Bienen zu verscheuchen. »Die kommen wieder zurück«, pflegte er zu sagen. »Man dreht sich um, und sie kommen wieder von hinten heran, das garantiere ich euch.«
    Annie war noch nie gestochen worden. Nicht einmal in diesem Land mit solch üppigem Wachstum und ebenso üppiger Verwesung.
    Sie versuchte, die Biene sanft abzuschütteln, doch diese blieb förmlich an ihr kleben. Annie sah zu, wie der Kopf der Biene insfeuchte Innere des Pfirsichs eintauchte, ohne ihre Haut zu verlassen. Sie wollte die Hand mitsamt der Biene an einen Zweig legen. Dann würde sie doch sicher einfach hinüberkrabbeln? Doch als sie die Hand nach dem Zweig ausstreckte, zuckte sie zurück und wäre beim Anblick von Josh Pinckneys wilder Mähne auf der anderen Seite des Baums fast von der Leiter gefallen.
    »
Don’t go breaking my heart
«, sang Calder.
    Ein schmerzhafter Stich zwischen den Fingern zog ihren Kopf nach unten. Sie schlug nach der Biene und ließ den Pfirsich fallen. Der Stachel steckte wie ein Splitter in ihrer gelb verfärbten Haut. Ein Schmerz schoss durch ihre Hand. »Ey, Kiki!«, rief Calder. »Was ist denn da los?« Der Schmerz breitete sich bis ins Handgelenk aus. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wie sie die Leiter heruntergeklettert war, wusste sie nicht mehr, doch das hatte sie offensichtlich getan, denn als Nächstes schlug ihr der widerliche Geruch der in der Hitze faulenden Pfirsiche entgegen.
    Sie setzte sich auf den Boden und wiegte den Schmerz tief in ihrem Arm von einer Seite zur anderen. Fliegen summten um ihren Kopf. Die Wiese hinter dem Hain

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