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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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Seilrolle?«
    »Genau.«
    »Keine Ahnung. Bestimmt was Gemeines oder Dummes«, sagte sie.
    Calder zwinkerte mehrmals. »Willst du drinnen nachsehen?«
    »In der Scheune?«
    »Ja.«
    »Wozu?«
    »Vielleicht können wir rausfinden, was sie mit der Seilrolle machen.«
    »Was hast du denn vor?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Das frage ich dich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Calder Walsh. Was glaubst du wohl, mit wem du sprichst? Du hast noch nie im Leben eine Dummheit gemacht.«
    »So isses.«
    »›So isses‹? Das darf Mom aber nicht hören!«
    »So isses.«
    Annie sah ihn verstohlen von der Seite an. »Warum wolltest du denn unbedingt hier herumschnüffeln? Das war deine Idee.«
    »Tu bloß nicht so, als ob ich dich mitgeschleift hätte«, sagte Calder.
    Unter dem Gewicht ihres Körpers sanken ihre Hacken in den Sand. Sie dachte an ihre Mutter, die zu Hause die Hände rang und mit geröteten Augen das Telefon anstarrte, während sie seufzend und verwirrt in der Küche herumpusselte und darauf wartete, dassder Arzt sie wegen des Vaters aus dem Krankenhaus anrief. Annie wusste kaum, was sie zu Hause mit sich anfangen sollte. Sie konnte in keinem Zimmer frei atmen. Es war Sommer, wenn sie normalerweise tun konnten, was sie wollten, nachdem sie mit der Pfirsichernte fertig waren, und einem Teil von ihr widerstrebte es, so eingeschränkt zu sein.
    Die Schweine im Stall rechts von der Scheune suhlten sich quiekend im Schlamm. »Guck mal zum Haus rüber«, flüsterte Annie.
    Josh Pinckney wurde vom Küchenfenster umrahmt, nicht weiter als fünfzehn Meter von ihrem Standpunkt entfernt. Er beugte sich über die Spüle, wusch das Geschirr in der Sonne ab. Die große Schürze seiner Mutter hing ihm lose um den Hals.
    »Für den Anblick hat sich der Ausflug allemal gelohnt«, sagte Annie. Sie duckten sich hinter das Scheunentor und konnten sich das Lachen nicht verbeißen.
    »Glaubst du, er trägt auch ihre Pantoffeln? Die sie immer in der Stadt anhat?«, fragte Calder.
    Die Erwähnung der Pantoffeln von Joshs Mutter brachte einen Erinnerungsfetzen zurück. Im Pfirsichhain hatte sich Joshs Gesicht über ihres gebeugt, und jetzt dachte sie zum ersten Mal daran, wie es sich anfühlte, als seine Finger ihre Hand hochhoben. Sie erinnerte sich an seinen Geruch. Sie erinnerte sich an seinen Schuh neben ihrem Gesicht.
    »Was hat er gemacht, als du im Hain zu mir gekommen bist?«
    »Wer?«
    Sie deutete mit dem Kinn auf das Küchenfenster.
    »Warum glaubst du denn, dass er auch da war?«
    »War er denn nicht da?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich dachte nur, dass du bewusstlos warst.«
    »War ich auch. Aber bevor ich ohnmächtig wurde, habe ich ihn gesehen.« Die Erinnerung kam stückweise zurück wie ein Traum. »Er hat sich über mich gebeugt und was mit meiner Hand gemacht.«
    Calder zuckte einmal mit den Achseln, dann zog er immer wieder die Schulter ans Ohr. »Ich hab nichts gesehen. Ich habe nur den alten Peterson gerufen.«
    »Was hat er gemacht, Calder?«
    »Was meinst du denn? Das hab ich dir doch schon gesagt.«
    »Du bist der schlechteste Lügner im ganzen Seminole County.«
    »Gar nicht wahr!«
    Sie packte ihn am Arm.
    Die Haustür knallte zu. Annie ließ Calder los und winkte ihn in den hinteren Teil der Scheune, von wo aus sie das Haus nicht länger sehen konnten. Wieder knallte die Tür zu, und Annie dachte sich, dass jemand herausgekommen und wieder hineingegangen war oder zwei Leute nacheinander herausgekommen und draußen geblieben waren. Sie warf einen Blick zu den Dachsparren hinauf. Sperrholz war um die Querbalken herum genagelt, sodass eine Plattform entstanden war, die aussah wie das Anfangsstadium einer Festung. Dafür mussten sie die Seilrolle gebraucht haben. Sie sah sich nach einer Leiter um, fand aber keine. Ihr war nicht klar, wie sie da hochkamen, und es fiel ihr auch nichts dazu ein, bis sie etwas hörte, das nach Gabe und seinem Daddy klang.
    Annie und Calder hockten in der Ecke, halb hinter einem Stapel hölzerner Hühnerkisten.
    »Ich habs nicht gefunden«, sagte Gabe.
    »Es war genau da, wo ich dir erzählt habe«, sagte sein Daddy. »Warum gehst du überhaupt in die Schule? Was zum Teufel bringen sie dir da bei? Wie du deinen Daddy hier die ganze Arbeit allein machen lässt?« Annie hörte etwas, das wie die Hand eines Mannes klang, die Gabe schlug. Gabe brüllte, er solle aufhören.
    Der Wind musste gedreht haben, denn auf einmal wehte Verwesungsgestank durch die Scheune. Annie kniff sich die Nase zu und

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