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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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du hast geschlafen. Was danach passiert ist, weiß ich nicht. Er hat auf einmal wirres Zeug geredet. Irgendwas über Ratten mit Stahlfallen fangen und Pfefferminzbonbons alsKöder nehmen. Der Arzt hat ihn weggeführt. Mom hat mir aufgetragen, hierzubleiben. Dann ist Onkel Calder aufgetaucht.«
    »Wie lange hab ich geschlafen?«, fragte sie.
    »Ein paar Stunden.«
    Sie ließ den Blick schweifen, um alles in sich aufzunehmen. Wände in der Farbe von Milchglas. Alles weiß. Das Tischchen, Vorhänge und ein Bett. Silbern und weiß. Nur Onkel Calders Stuhl war aus schwarzem Kunstleder mit Holzlehnen und Beinen, als ob man ihn extra für ihn aus einem anderen Zimmer geholt hätte.
    »Hör mal. Du hast schon genug am Hals, Spatz«, sagte er. »Mach dir keinen Kopf um deinen Daddy. Er ist in guten Händen.«
    Langsam verschob sie ihren Kopf auf dem Kissen. Sie fuhr sich mit den Fingern hinten durchs Haar. Lauter kleine Pfirsichstückchen klebten darin. Wahrscheinlich sahen sie wie eine Kopfwunde aus, dachte sie. Eine Woge von Übelkeit überrollte sie, gleichzeitig musste sie an die Pinckneys denken. Ihre trockenen Lippen schmatzten, sie musste aufstoßen.
    Calder zuckte mindestens fünfmal mit den Achseln. »Mom hat vor einer Minute den Kopf reingesteckt und gesagt, sie wollen ein paar Tests mit ihm machen.« Er stand auf und wippte auf den Fußballen. »Wenigstens hat sie ihn endlich zum Arzt gekriegt. Hat sie gesagt.«
    Annie sah zur nassen Fensterscheibe hin. Ein Blitz erhellte das Zimmer. Eine Sekunde später grollte der Donner. Calder rieb sich seine Prellungen.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass du noch nie gestochen worden bist«, sagte Onkel Calder. »Du bist allergisch. Das ist los.«
    Sie sah auf ihre geschwollene Hand, dann zu Calder hin.
    »Du hast Schwein gehabt«, sagte Onkel Calder.
    »
Rattenköder?
«, fragte sie.
    Calder zuckte in schneller Folge mehrmals mit den Achseln. »Ob er wohl verrückt wird wie die alte Mrs Peterson, als sie damals bei uns an die Tür klopfte und behauptete, dass sie Ameisen unter der Haut hätte?« Das war kein Scherz. Seine Unterlippe zitterte. Er steckte sie zwischen die Zähne.
    »Na, na«, sagte Onkel Calder und zog den Zahnstocher aus dem Mund. »So ist das nicht. Dein Daddy ist doch fit wie ein Turnschuh.«
    Annie versuchte, sich aufzusetzen, und schaffte es schließlich mit Onkel Calders Hilfe. Sie entwirrte den Schlauch und streckte die Hand nach Calder aus. Er kam und setzte sich neben sie aufs Bett, lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. Sie schlang die Arme um seinen Rücken und spürte seine Wirbelsäule unter ihrem offenen Finger.
    Dann begann sein Rücken zu zittern, und sie brauchte einen Moment, um zu merken, dass er weinte. Ihr wurde noch flauer im Magen. Um ein Haar hätte sie sich erbrochen. Sie streichelte seine knochigen Schulterblätter und sprach beruhigende Worte wie so oft, als er noch klein war und sich ständig die Knie auf dem Schotter der Auffahrt aufschlug.
    »Er wird schon noch…« Onkel Calder beendete den Satz nicht. Er klopfte Calder auf die Schulter, räusperte sich und ging hinaus.
    Annie drückte Calder an ihre Brust, bis die rhythmischen Zuckungen seiner Schultern den unregelmäßigen seiner Tics wichen. Sie drückte ihn noch einmal, bevor sie losließ.
    Sie wischte ihm das Gesicht mit dem Zipfel ihres steifen Lakens ab. Ihr Blick fiel auf seine Arme und einen Kratzer an seiner Schläfe. Sanft strich sie mit dem Finger darüber. Er log, aber sie wusste nicht, warum. »Was hast du denn gemacht?«, fragte sie. »Hast du dich im Fallen am ganzen Baum aufgeratscht?«
    »Ja.« Er hörte sich genauso an wie ihr Vater, als der gesagt hatte: »Wie bei diesem Geduldsspiel, wo eine Kugel durch ein Labyrinth im Holzkasten rollt.«
    Wenn man durch den Wald ging, lag das Haus der Pinckneys weniger als anderthalb Kilometer von Annie und Calders Garten entfernt. Das Erste, was sie und Calder erspähten, war der rostige Wetterhahn auf der Scheune, der sich quietschend im Kreis drehte. Die Luft fächelte ihnen den sauren Geruch von Schweinen zu.Denselben Geruch, den auch Josh und Gabe verströmten. Niemand war draußen, als Annie und Calder am anderen Ende des Lattenzauns herumspionierten.
    Das große Scheunentor stand nach beiden Seiten offen. Annie war noch etwas schwach von dem Bienenstich vor zwei Tagen. Sie legte die Hände auf die Knie und spähte hinein.
    »Was die wohl mit dem Ding machen, das da vom Balken baumelt?«, fragte Calder.
    »Mit der

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