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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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allein lebt, Vater oder Mutter wird oder nie die Chance dazu bekommt.
    »Geh zu ihr zurück, Owen.«
    »Annie.«
    »Du hast dich einmal entschieden, du kannst es wieder tun.«
    »Ich konnte nicht klar denken.«
    »Du denkst auch jetzt nicht klar.«
    »Wovon redest du da?«
    »Du kannst zwei Menschen gleichzeitig lieben.«
    »Aber das tue ich gar nicht«, sagt er, und sie sieht Zweifel in seinen Augen aufblitzen. Er zupft an seinem Ohrläppchen, dann lässt er schnell die Hand sinken.
    Sie sitzt auf dem Stuhl ihm gegenüber. Das Feuer ist aus. Ihr schwerer Atem ist das einzige Geräusch im Zimmer. Sie lässt ihre Hand neben dem Stuhl herunterhängen und zupft sanft das tiefe E auf ihrer Gitarre. »Irgendwo habe ich gelesen, dass viele Männer panisch werden, unmittelbar bevor ihre Babys geboren werden. Manche töten sogar ihre Frauen.«
    »Mein Gott, Annie.«
    »Das ist wahr.«
    »Ich bin nicht panisch.«
    »Solltest du aber sein. Du bist hier, und dieser ganze Schnee liegt zwischen dir und deiner Frau. Euer Kind könnte jeden Augenblick kommen.«
    »Darum geht es gar nicht.«
    »Sondern?«
    »Keine Ahnung.«
    »Doch, die hast du. Wir haben doch immer gescherzt, wir würden heiraten, falls wir je die Zeit dafür fänden. Aber dafür braucht man doch offensichtlich gar nicht viel Zeit. Das hast du mit Tess bewiesen.«
    »Das war anders.«
    »Stimmt. Aber nicht so, wie du denkst.«
    Er wendet den Blick ab, dann sieht er zu Boden und wippt nervös mit der Hacke. »Weißt du noch, wie wir uns nackt in die Cypress Springs geschlichen haben?«, fragt er.
    Annie reckt nachdenklich das Kinn.
    »Der Parkranger ist gekommen und hat uns rausgeworfen.«
    »Ich erinnere mich dunkel.«
    »Wir haben uns im Wasser geküsst. Deine Beine waren um meine Taille geschlungen. Du hast gesagt, dass du mich liebst. Ich weiß nicht, warum das diese Wirkung auf mich hatte. Du hast es nur so im Spaß gesagt, aber ich schwöre, dass ich nie im Leben so viel Liebe für jemanden empfunden habe wie damals für dich. Nicht vorher und nicht hinterher.«
    Annie nickt in Richtung Fußboden.
    »Es war wie ein Schuss ins Herz. So stark. Ich wollte es dir gerade sagen, aber da kam der Ranger, und wir mussten weg. Danach hätte es zu verkrampft geklungen oder so. Keine Ahnung. Fehl am Platz. Zu zusammenhanglos, um es zu erwähnen und ihm gebührenden Platz einzuräumen.«
    Annie schüttelt den Kopf. »Bedaure. Ich erinnere mich kaum daran.«
    »Wir konnten an unseren Füßen vorbei bis auf den Kalkstein sehen.«
    »Drei Tage, nachdem du mich verlassen hattest, habe ich das Baby verloren.«
    Die rote Farbe weicht aus seinem Gesicht. Er steht auf, geht in einem weiten Bogen durch die Küche und reibt sich den Nacken. »Es tut mir leid, Annie. Allmächtiger! Wenn ich doch nur mehr als das sagen könnte! Das reicht nicht. Das war meine Schuld, so wahr ich hier stehe.«
    »Das hab ich auch gedacht.«
    Er kickt einen von seinen eigenen Baumanhängern über den Fußboden.
    »Andererseits passieren solche Dinge«, sagt sie. »Wir können nicht wissen, wie sie sich entwickeln.«
    »Die Entscheidung liegt bei uns, wir können ändern, was hier geschieht, Annie. Hier und jetzt. Wir können über die Zukunft bestimmen. Schick mich nicht weg.«
    »Es tut mir leid«, sagt sie.
    »Was tut dir leid?«
    »Dass ich dich reingelassen hab. Es tut mir leid, dass ich das Tor geöffnet habe. Und deine Frau tut mir auch leid.«
    Das schien Owen schwerer zu treffen als alles andere, was sie heute gesagt hatte.
    »Kehr zurück, Owen.«
    »Annie.« Sein Kinn zittert.
    Sie kann ihn noch an ihren Händen riechen. »Das ist deine zweite Chance«, sagt sie und erinnert sich an den Morgen im Frühling in allen Einzelheiten.

ACHTUNDZWANZIG
    In dem Sommer bevor Joshua wegging, entdeckten er und Annie Orte an Landstraßen, in denen sie vorher noch nie gewesen waren. In Wentzville Springs gab es besonders viele davon. Einmal waren sie in ein kleines Museum gegangen und konnten den Blick nicht von einem alten kornblumenblauen Kleid abwenden, das neben einem Waschbrett hing, an dem man es früher sauber rubbelte. An der Wand hing sonst nichts, und was hier so offenkundig fehlte, war die Frau, die seit hundert Jahren nicht mehr in dem Kleid steckte. Joshua sagte, es sei eines der traurigsten Dinge, die er je gesehen habe. Annie fand das auch. Bevor sie gingen, kaufte er ihr eine Ansichtskarte mit dem Foto von dem Kleid. Er sagte, sie könne etwas auf die Rückseite schreiben und sie ihm im

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