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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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Kaffeetasse quer durch das Wohnzimmer auf den Baum. Kaffee läuft an ihrem Arm herunter und über den Tisch. Er sickert auf den Fußboden und in die Lichter.Er spritzt auf die Holzornamente, und es kümmert sie nicht, dass er noch ein Junge war, als er sie bemalt hat.
    »Hau ab!«
    Owen erhebt sich langsam von seinem Stuhl. »Annie. Ich will nicht weg. Bitte. Hör mich an.«
    »Hat deine Frau diese Nummer?«
    »Was?«
    »Hast du ihr meine Nummer gegeben?«
    »Nein. Warum?«
    »Sie kann dich nicht mal anrufen, wenn sie dich braucht?«
    »Daran hab ich nicht gedacht …«
    »Was, wenn sie ihre Wehen kriegt?«
    »Darum kümmere ich mich schon, Annie. Das geht dich nichts an.«
    »
Daran
hast du nicht
gedacht
? Das geht
mich
nichts an? Warst du schon immer so dumm, Owen? Warst du immer so dämlich und herzlos, oder bist du erst am Ende so geworden?« Ihre Stimme kriecht ihr aus dem Hals, während sie versucht, ein Weinen zu unterdrücken. »Denn ich muss dir sagen, dass mir übel wird bei dem Gedanken, dass ich dich je geliebt habe. Ich kann nicht glauben, dass ich dir erlaubt habe, mich anzufassen.«
    Die Kränkung steht ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Du bist durcheinander. Das kann ich dir nicht verdenken. Ich garantiere dir, wenn du dich beruhigt hast, siehst du die Dinge anders.«
    »Du kennst nicht mal die halbe Geschichte. Es hat mich sechs verdammte Monate gekostet, bevor ich überhaupt
anfing
, mich zu beruhigen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich war schwanger.«
    »
Was

    »Ich war schwanger, als du mich verlassen hast.«
    Owen sieht sich suchend im Zimmer um wie nach einem Baby. »
Was?
«
    Sie hebt die Hand, um zu sagen: »Es reicht.«
    Owen fällt auf den Stuhl zurück und schlägt die Hände vor sein Gesicht. Wenn es überhaupt etwas gibt, das ihm für den Rest seines Lebens leidtun sollte, dann dies.
    »Mein Gott, Annie!«
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Hast du abgetrieben?«
    Annie lacht. »Ich bin mit dem Schwangerschaftstest vom Einkaufen zurückgekehrt, während du mit deiner Freundin in den Sonnenuntergang gefahren bist.«
    Er lässt die Hände vom Gesicht fallen.
    »Du musst gehen«, sagt sie.
    »Was ist passiert?« Er sieht sie flehentlich an. Dann hustet er so stark, dass sie nicht sagen kann, ob ihm davon die Augen tränen, doch es kümmert sie nicht, denn das Geräusch von Schleim in seiner Kehle treibt sie beinahe dazu, ihn zu hassen.
    »Schön. Wenn du nicht gehst, dann gehe ich.« Sie schlüpft in Jacke und Stiefel und sucht nach ihrer Handtasche, während Owen ihr durch das Haus folgt. »Bitte«, sagt er. »Ich flehe dich an, zu bleiben und mit mir zu reden.« Je länger er spricht, desto manischer klingt seine Stimme. Er ist wie ein aufgebrachter Freund, der ihr in jedem Zimmer den Weg versperrt. »Annie. Nein. Bitte. Sag mir, was mit dem Baby passiert ist.« Er tut so, als wäre er ruhig, dabei ist klar, dass er ihr an die Gurgel will. Sie hält ihre Schlüssel zwischen den Fingern in der Tasche. Sie wird ihm die Augen auskratzen, bevor er weiß, wie ihm geschieht.
    »Wenn du mir nicht aus dem Weg gehst, wächst dein kleines Mädchen mit einem blinden Daddy auf.«
    Er tritt beiseite.
    Sie nimmt die Handtasche von der Garderobe. »So ist’s recht. Jetzt ruf deine Frau an und sag ihr, dass du schon zu ihr unterwegs bist.«
    »Das kann ich nicht. Nicht mal, wenn ich wollte. Ich kann einen Miata nicht im Schnee fahren.«
    Sie tritt ins Freie in den Wind, der weiße Wellen in die Luft fegt, so weit das Auge reicht. Der Schnee hat die ganze Welt jenseits ihrer Auffahrt ausgelöscht.
    »Na, toll! Wie soll ich denn jetzt nach Hause kommen?«, fragt Owen, und zum ersten Mal seit Monaten hört Annie einen Song entstehen.
    Sie knallt die Tür zu, rührt sich aber nicht von der Stelle. Sie weiß, wenn sie sich umdreht und wieder hineingeht, findet sie ihn dort, wo sie ihn zurückgelassen hat. Wenn sie wieder hineingeht, sagt sie vielleicht nicht das, was sie sagen muss.
    Aber sie kann nirgendwohin, und sie will nicht länger den Erdhügel unter dem Weidenbaum anstarren. Sie dreht sich um und geht ins Haus zurück. Ihn noch genauso vorzufinden, wie sie es erwartet hat, raubt ihr irgendwie den Zorn. »Setz dich«, sagt sie.
    Er rührt sich nicht.
    »Los!«, sagt sie. »Sieh mich nicht so an.«
    Er geht zum Sofa und setzt sich widerwillig.
    Sie hat jetzt Oberwasser. Er hat nicht mehr das Sagen. Nicht er wird darüber entscheiden, wer geht oder bleibt, wessen Herz gebrochen wird und wer weitermacht, wer

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