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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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Herbst schicken oder sie einfach behalten, als Erinnerung an ihn, an diesen Tag. Ständig schenkte er ihr Dinge als Andenken an ihn, als ob sie ihn je vergessen würde.
    Ein anderes Mal fanden sie ein Fischlokal am St. Johns River. Dort saßen sie und sahen den Alligatoren zu, die vom Ufer ins Wasser glitten wie riesige Matchbeutel aus Blei. Von der Terrasse aus konnte man Schlangen sehen, die von den Bäumen herabhingen. Alles roch nach gebratenem Wels, und sie stopften sich voll mit Maisbrot mit Butter und Honig und bekamen jedes Mal Cola nachgeschenkt, wenn die Kellnerin vorbeikam.
    Pappsatt vom Maisbrot, gerieten sie auf der Rückfahrt zum ersten Mal richtig in Streit.
    »›Lovely Rita‹ war nicht auf dem Sergeant-Pepper-Album«, sagte Annie.
    »Doch.«
    »Nein. Woher willst du das denn wissen?«
    »Ich bin nicht dumm«, sagte er.
    »Das hat keiner behauptet.«
    »Das zu wissen, erfordert keine besonderen Geistesgaben«, sagte er.
    »Ach, dann bin ich also die Blöde?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Und du bist wohl das Superhirn, was?«, fragte Annie.
    »Das hab ich nicht gesagt!«
    »War auch nicht nötig. Du bist derjenige, der auf so eine noble Privatschule und dann aufs College geht, ich nicht, und es erfordert keine besonderen Geistesgaben, sich auszumalen, wo wer in zehn Jahren landen wird.«
    Joshua hielt an.
    Sie fühlte sich elend und kindisch und unerträglich traurig. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sagte: »Versprich mir, dass du schreibst.«
    »Versprochen«, sagte sie, obwohl sie nicht sicher war, wie er das meinte, Briefe an ihn oder Lieder schreiben.
    Er küsste sie lange und fest. Dann hielt er gerade lange genug inne, um zu sagen: »Ich liebe jeden Zentimeter an dir, Annie Walsh.« Und lächelnd erwiderte sie: »Du musst es ja wissen.« Und sie küsste ihn auf den Nacken, denn das erregte ihn ganz besonders.
    Am letzten Tag ihres Sommers, im letzten Augenblick, bevor er wegfuhr, kam Calder heraus, um sich zu verabschieden. Die beiden umarmten sich und bekamen feuchte Augen, und Annie musste sich abwenden und ihr schon tränennasses Gesicht abwischen. »Dann also bis Thanksgiving, ja?«, fragte Calder.
    Joshua nickte.
    Calder berührte Annies Arm und ging ins Haus. Es war spät und Joshua hätte längst unterwegs sein müssen.
    Sie mussten sich ständig an den Händen halten. Wenn sie mal losließen, waren sie binnen Sekunden wieder zusammen.
    Joshua zog sie an sich, und sie spürte, wie er vor Tränen bebte. Ihr erging es ebenso, und sie hielten einander so, bis sie sich beruhigt hatten, und er flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich, Annie Walsh. Ich weiß, wir sind jung, und die Leute sagen ja, dass dabei nie etwas herauskommt, aber ich schwöre, ich werde nie jemanden so lieben wie dich. Denke daran, wenn du dich in deinem Zimmer einschließt und traurige Lieder schreibst.«
    Dann hielt er sie von sich weg und sah ihr tief in die Augen. Sie fragte sich nicht, ob ein anderer sie je so lieben würde wie er. Vielmehr, ob jemand sie je wieder so ansehen würde, als wäre die Welt nur wichtig, weil Annie darin war.
    Als er davonfuhr, krümmte sie sich fast vor Schmerzen. Doch selbst als seine Briefe kamen und sie diese las, bis sie alle auswendig konnte, und sie im Klassenzimmer verträumt aus dem Fenster starrte und sie im Geist immer wieder neu las, was schließlich dazu führte, dass sie das Klassenziel nicht erreichte – selbst da wusste sie bereits, dass die Nähte, die sie zusammenhielten, langsam aufgehen würden.
    Thanksgiving kam, und sie fielen sich in der Auffahrt in die Arme, aber er fühlte sich anders an. Er war wohlerzogen und still, und sie konnte sich seinen Tagesablauf nicht vorstellen, doch ab und zu bekam sie davon etwas mit, was ihm anscheinend peinlich war. Er erzählte zum Beispiel, wie er gerade für eine Klausur über die Klassiker büffelte und Soundso andauernd schwärmte, wie sehr er die Griechen liebte, und dann bemerkte er ihren abwesenden Blick und verstummte.
    Weihnachten war es ähnlich. Ihre Briefe begannen zu klingen, als ob sie für andere gedacht wären. Seine Tante war befördert worden, was mit dem Schulgeld half, und er hatte im ganzen Halbjahr nur Bestnoten bekommen und war so gespannt, wohin all dies führen würde, denn er spielte bereits mit dem Gedanken, Architektzu werden, was sie denn davon hielt? Sie war nicht mal mehr in die Schule gegangen, erzählte sie ihm, weil sie es nicht ertragen konnte, morgens aufzustehen, um in einem

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