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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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weiß, es ist schwer zu glauben, aber das ist vieles im christlichen Glauben auch, wenn man nicht damit aufgewachsen ist. Die Jungfrauengeburt zum Beispiel … und Wasser, das zu Wein wird. Ich habe meinen Eltern erzählt, was Luis gesagt hat. Daraufhin hat Dad hat mir diesen Begriff genannt: Astralreise. Luis hat das nicht so bezeichnet. Dad sagt, es gibt Wissenschaftler, die solche Sachen untersuchen. So verrückt kann es also nicht sein.«
    Â»Vielleicht nicht«, lenkte ich ein. »Trotzdem, mit mir hat das nichts zu tun. Ich bin nirgendwohin gereist in jener Nacht. Ich war total fertig.«
    Â»Okay, ich glaub dir«, sagte Helen. Sie schaute zur Sonne hoch. »Meinst du nicht, wir sollten uns bald mal auf den Rückweg machen? Ich würde das Dorf wirklich noch gern sehen.«
    Â»Das liegt auf dem Rückweg«, sagte ich. »Die meisten Touristenläden sind noch offen. Es gibt sogar eine Kunstgalerie. Mom hat dort einige Arbeiten ausgestellt, die Bilder, die sie nicht nach New York geschickt hat.«
    Wir standen auf, bürsteten uns den Sand ab, so gut wir konnten, und schoben die Räder zurück zur Straße. Helen hatte recht, es war viel später, als ich gedacht hatte. Beim Reden hatte ich das Zeitgefühl verloren und die Sonne stand jetzt schon tief am Himmel.
    Am Rand des Dorfes kamen wir am Haus der Rankins vorbei. Jeff stand im Vorgarten und klatschte blaue Farbe auf die Fensterläden. Er hatte sich eine Schirmmütze tief in die Stirn gezogen, um sein Gesicht vor der Sonne zu schützen.
    Ich winkte ihm beiläufig zu, und Helen rief: »Hi!«
    Ãœberrascht drehte Jeff sich zu uns um und hob den Pinsel zum Gruß.
    Â»Was machst du denn hier?«
    Â»Bin zu Besuch bei Laurie«, rief Helen zurück. »Ich bin mit der Fähre gekommen.«
    Â»Da wär ich ja nie draufgekommen. Ich dachte, du wärst rübergeschwommen.«
    Â»Na klar.« Helen lachte.
    Â»Woher kennst du ihn?«, fragte ich, als wir weiterradelten. »So freundlich hab ich ihn ja noch nie gesehen.«
    Â»In der zweiten Stunde sitzt er immer vor mir. Rankin-Tuttle, du weißt schon, in alphabethischer Reihenfolge. Wir albern herum. Ist das da drüben ein Hotel?«
    Â»Ja, das Brighton Inn«, sagte ich. »Es gehört Natalies Vater. Du musst es dir unbedingt von innen ansehen. Das Meerwasser fließt mitten durch, wie ein Fluss, und sie haben eine kleine Brücke drübergebaut. Auf der anderen Straßenseite ist die Galerie. Das Bild im Fenster ist von meiner Mutter.«
    Es war schon ziemlich spät, als ich mit meiner Führung durchs Dorf fertig war, und so schnell wir konnten, radelten wir zurück zum Cliff House, um vor Einbruch der Dunkelheit da zu sein. Wir stellten die Räder weg und betraten das Haus durch die Küche. Dad saß am Tisch und machte sich bereit, den Wein einzuschenken, während Mom das Hähnchen unterm Grill verkohlen ließ. Alle beide waren bester Laune, es war gut gelaufen mit ihrer Arbeit, und Mom konnte uns ein Bild von Neal zeigen. Es war ein wirklich seltsames Ding mit Felsen in Drachenform.
    Â»Gut, nicht?«, sagte sie zufrieden.
    Â»Er ist wirklich unser Junge«, meinte Dad, »halb Künstler, halb SF -Verrückter.«
    Â»S…F?« Helen schien nicht zu wissen, was das war.
    Â»Science-Fiction«, sagte Mom. »Manche sagen auch Sci-Fi, aber nimm das bloß nicht in den Mund in diesem Haus, du würdest dich unbeliebt machen. Nur ein anderer Autor darf diesen Begriff benutzen, soweit ich verstanden habe.«
    Dad machte eine schlagfertige Bemerkung über Künstler und die Kleinen hörten uns lachen, sie kamen die Treppe runtergerannt, weil sie sehen wollten, was sie verpassten. Mom drehte das Hähnchen um, damit es auch auf der anderen Seite schwarz werden konnte, und alle machten es sich gemütlich, so wie ganz normale Familien es am Abend eben tun.
    Meine Eltern mochten Helen. Das merkte ich daran, wie sie mit ihr herumalberten.
    Â»Du bist also aus Arizona«, sagte Dad. »Der Staat der Steppenhexe und der Sandstürme. Wir haben auch mal eine Reise dorthin gemacht und sind eingetrocknet und runzlig geworden wie Dörrpflaumen.«
    Â»Das gilt wohl nur für dich, Jim«, sagte Mom. »Mir hat es da wirklich gefallen. Weißt du noch, wir wären beinahe dort hingezogen. Wenn wir es getan hätten, würde ich jetzt statt des Meeres Wüste und Berge

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