Komm zu mir, Schwester!
zusammen.
»Hast du Ahearns Gesicht gesehen?«, fragte Jeff.
»Ja, und deins hab ich auch gesehen ⦠wie die Katze, die den Kanarienvogel verschluckt hat.«
»Na ja. Kann schon sein.« Seine Augen funkelten. Dann wurde er plötzlich ernst. »Also, was ist heute Morgen passiert? Hast du es versucht?«
»Ja, hab ich.«
»Hast aber kein Glück gehabt, oder?«
»Glück oder Begabung«, sagte ich. »Was es war, kann ich nicht sagen, aber ich habe Helen gesehen.«
»Du machst Witze!« Er blieb in der Kabinentür stehen und starrte mich an. »Du hast es geschafft? Es hat tatsächlich geklappt?«
»Hattest du denn was anderes erwartet?«, fragte ich. »Du warst es doch, der mich gedrängt hat, es zu versuchen.«
»Ja, schon klar, aber ich dachte, es würde eine Weile dauern, bis es klappt. Wenn man dich so hörte, klang das, als wärst du dir deiner Sache nicht so sicher.«
»War gar nicht nötig«, sagte ich. »Das klappte gleich beim ersten Anlauf. Es war wie ⦠wie â¦Â« Ich wollte das Gefühl beschreiben, doch das war mir nicht möglich. »Es war wie im Traum«, sagte ich stattdessen, »nur, dass es real war.«
»Bist du dir sicher? Wenn du geträumt hast â¦Â«
»Hab ich nicht. Ich war wirklich da im Duke Hospital. Ich habe Helen gesehen. Und sogar ihren Vater.«
Auf dem Weg zur Schule beschrieb ich ihm den Besuch, dabei versuchte ich mich an jedes Detail zu erinnern, damit Jeff die Erfahrung mit mir teilen konnte.
»Das sind groÃartige Neuigkeiten«, sagte er, als ich fertig war. »Hat sie ein Telefon im Zimmer?«
»Ein Telefon?« Ich überlegte. »Ja, ich glaube schon. Da war eins auf dem Nachttisch.«
»Dann rufen wir sie an.«
»Das halte ich nicht für so eine gute Idee.«
»Warum nicht? Du hast doch gesagt, dass es ihr wieder gut geht.«
»Sie ist bei Bewusstsein«, sagte ich. »Aber da ist was, das ich dir nicht erzählt hab. Sie erinnert sich nicht, Jeff, an gar nichts. Sie weià nichts mehr von New England und der Zeit, die sie hier verbracht hat ⦠und den Leuten, die sie gekannt hat. Ich habe gehört, wie sie mit ihrem Vater geredet hat. Sie kann sich nur noch daran erinnern, dass sie darüber gesprochen haben, hierher zu ziehen. Sie glaubt, ihre Eltern hätten es sich anders überlegt.«
»Kann doch nicht sein!«, rief Jeff laut. »Sie hat fast vier Monate hier gelebt. Das kann doch nicht einfach so gelöscht worden sein, als ob es nie geschehen wäre. Ich wette, sie muss nur unsere Stimmen hören, und alle Erinnerungen sind wieder da.«
»Vielleicht«, sagte ich. »Trotzdem, ich finde nicht, dass wir es versuchen sollten.«
»Warum nicht? Wir sind ihre besten Freunde.«
»Aber wir sind keine Ãrzte. Wir können doch nicht beurteilen, was für Helen das Beste ist. Mr Tuttle hat meine Telefonnummer. Ich hatte ihn gebeten, mich anzurufen, sobald es irgendwelche Veränderungen gibt. Er hat es nicht getan, das bedeutet doch wohl, dass ihm die Ãrzte davon abgeraten haben.«
»Du meinst also, wir sollen die Sache einfach auf sich beruhen lassen?«, fragte Jeff ungläubig. »Und sie kriegt ihre Erinnerung nicht zurück? Das heiÃt doch, dass wir sie für immer verlieren!«
»Nicht unbedingt.« Das sollte hoffnungsvoll klingen. »Eventuell findet sie selbst den Weg zurück zu uns. Und wenn nicht, dann erinnern wir uns ja immer noch. Jedes Mal, wenn ich die Halskette trage, die sie mir geschenkt hat, denke ich an â¦Â«
Ich brach den Satz ab, instinktiv ging meine Hand zum Hals. Die Kette! Seit dem Weihnachtsmorgen war so viel passiert, dass ich sie ganz vergessen hatte. Mom hatte mir gerade dabei geholfen, sie umzulegen, als der Anruf von Jeffs Vater gekommen war.
»Sie ist weg!«, keuchte ich. »Helens Geschenk für mich ist weg.«
»Beruhig dich«, sagte Jeff. »Du hast sie nicht verloren. Sie ist bei mir zu Hause.«
»Bei dir? Aber wie â¦Â«
»Der Arzt in der Notaufnahme hat sie gefunden, sie hatte sich im ReiÃverschluss von meinem Parka verhakt. Ich wollte es dir sagen, hab es aber immer wieder vergessen. Der Verschluss ist kaputtgegangen. Ich hatte vor, ihn zu reparieren, bevor ich dir die Kette wiedergebe.« Er hielt inne. »Sie ist hübsch. Hat Helen nicht auch immer so eine getragen?«
»Das ist
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