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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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Straßenschild knallte.
    Ich wusste, es war riskant, war aber überzeugt davon, dass keine andere Möglichkeit bestand, ihn zu schnappen. Deswegen setzte ich meine schlaueste Idee in die Tat um: Ich blieb stehen. Klar, nach ein paar weiteren Schritten blieb auch Como stehen. Er drehte sich zu mir, um zu sehen, was ich als Nächstes tun würde. Solange ich es aushielt, tat ich nichts. Ich behauptete meinen Platz und versuchte, so unbeschwert und unbedrohlich auszusehen wie möglich, ließ die Arme seitlich herabhängen und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. Was als Hochgeschwindigkeitsrennen angefangen hatte, aus dem ich als klarer Verlierer hervorgegangen wäre, hatte sich zu einem Spiel gewandelt, das eher zu einer Mischung aus » Fangen«, » Erobere die Fahne« und » Alle Vögel fliegen hoch«, wobei Como die Regeln festlegte, zu werden versprach. Allerdings hatte ich keine Ahnung– vielleicht genauso wenig wie er–, wie diese Regeln aussahen. Doch zumindest bietet ein Spiel immer auch eine Gewinnmöglichkeit, so bescheiden sie auch sein mag.
    Ich wartete noch einen Moment und nutzte die Gelegenheit, wieder zu Atem zu kommen, bevor ich den nächsten Schritt unternahm. Der allerdings etwas riskant war. Statt weiterzugehen, drehte ich mich um und ging langsam fort, hoffte aber, seine Neugier zu wecken und unser Unentschieden in ein » Folge dem Anführer« zu verwandeln. Ich huschte um die Ecke und wartete etwa eine Minute, bevor ich nachsah. Als ich es tat, war er mir bereits die halbe Strecke den Hügel hinunter gefolgt. Meine Hoffnung stieg, wenn auch nur minimal.
    » Como«, rief ich munter, » du hast gewonnen. Ich gebe auf. Lass uns jetzt wieder nach Hause gehen. Ich wette, da finde ich noch ein Leckerli für dich.«
    Trotz der angespannten Situation ärgerte mich diese Strategie ein bisschen. Como sollte nicht dafür belohnt werden, dass er abgehauen war. Doch Persönlichkeitstraining gehörte im Moment zu meinen geringsten Problemen. Irgendwie musste ich ihn zu fassen kriegen und nach Hause schleifen. Ich überlegte, zurückzukehren und ein paar leckere, gut riechende Köder zu holen, hatte aber Angst, ihn aus den Augen zu lassen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war meine beste und einzige Waffe, ihn zu überzeugen, mich als völlig harmlos wahrzunehmen. Und so sank ich hier und jetzt mitten auf der Eleventh Avenue auf die Knie.
    Der verzweifelte Tanz, der folgte– mein Flehen und mein gespielter Zusammenbruch auf der Straße, Comos Neugier, die ihn so nah zu mir geführt hatte, unsere Parallelsprünge den Hügel hinauf, der über die Ortega Street polternde Transporter der Gärtnerei, woraufhin Como endgültig ausbüxte–, nahm kein gutes Ende. Viel länger hätten meine Beine und Lungen sicherlich nicht mehr durchgehalten, und ich wäre wie die Kleider aus der Reinigung zu einem Häuflein zusammengesackt. Das dicke Ende war unausweichlich, sollte ich keine himmlische Unterstützung erhalten.
    » Steigen Sie ein«, forderte mich jemand auf. Neben mir stand eine Wagentür offen. Ich folgte der Aufforderung. » Ich habe alles beobachtet«, erzählte der Fahrer. » Wir überholen ihn und schneiden ihm den Weg ab.«
    Wo war er gewesen? Warum hatte ich ihn nicht gesehen? Auch egal. Er war mein schroffer Samariter, der ebenso plötzlich und unerwartet aus dem Nichts aufgetaucht war wie der Transporter der Gärtnerei. Wir preschten über die Kreuzung und weiter Richtung Pacheco. Ich wusste zwar nicht, wo Como steckte, doch der Samariter war im Bilde. » Da!«, rief er und deutete mit einer Hand auf den Hund, während er mit der anderen das Lenkrad herumriss. Ich kam mir vor wie in einer Polizeikomödie oder einer James-Bond-Parodie samt einem Stuntman als Fahrer. Quietschend bremste er und sprang aus dem Wagen. Er hatte Como, der in der nächsten Einfahrt geduckt auf der Erde kauerte, in die Enge getrieben. Der Fahrer reichte mir etwas, als ich ausstieg. » Nehmen Sie das«, sagte er.
    Es war ein halb abgebissener Energieriegel, bei dem das Papier nach unten gezogen war. Der Samariter schien davon gegessen zu haben, als er mich aufgelesen hatte. Er hielt den Hund auf der einen Seite der Einfahrt in Schach, während er mir bedeutete, Stücke des Energieriegels als Köder abzureißen. Ich hatte alle Gedanken und Pläne beiseitegeschoben und tat nur das, was von mir verlangt wurde. Ich zog ein klebriges Stück von dem Energieriegel ab und wedelte damit in Comos Richtung. Ich wusste nicht, ob er in Panik oder

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