Komm zurueck, Como
Tisch.« Sie nahm meinen Ellbogen und zeigte mir, was sie meinte. Sobald ich Como losließ, konnte ich auch meine Angst, die ich bisher im Zaum gehalten hatte, fließen lassen.
» Er wird sterben. O mein Gott, er wird sterben.« Ich schluchzte, schnappte nach Luft. » Er wurde von einem Wagen angefahren. Er wurde überfahren. Schauen Sie, er blutet überall.« Die Ärztin wusste nicht, ob sie sich zuerst um mich oder um den Hund kümmern sollte. » Mit mir ist alles in Ordnung«, versicherte ich ihr und hob zur Bestätigung meine Hände und straffte die Schultern. » Alles in Ordnung, alles in Ordnung.« Ich holte tief Luft. Eine andere, ebenfalls blonde Tierärztin, die den Aufruhr mitbekommen haben musste, betrat das Behandlungszimmer und musterte kurz meinen Bademantel und meine nackten Füße.
» Wie heißt denn Ihr Hund?«, wollte die erste Ärztin in ihrer » Beruhige den Wahnsinnigen«-Technik wissen und blickte mir in die Augen. Die andere beugte sich über Como. Sie arbeiteten Hand in Hand. Ich nannte ihr den Namen und reckte den Hals, um zu sehen, was auf dem Tisch geschah. Sanft, aber bestimmt stellte sich blonde Ärztin Nummer eins mir in den Weg. » Es ist besser, wenn Sie draußen warten. Wir haben alles unter Kontrolle. Bitte, warten Sie draußen.«
Ich ging. Doch ich wollte nicht. Ich wollte ihn nicht mit diesen beiden Blondinen, die er nicht kannte, allein lassen. Oder vielleicht kannte er sie. Sally war bereits öfter mit ihm hier gewesen, ich genau ein Mal. Ich konnte nichts anderes tun, als auf und ab zu gehen. Ich wollte ihn nicht da drin sterben lassen, während ich hier draußen war. Ich hielt es nicht aus, konnte aber nichts daran ändern. Also ging ich auf und ab.
Ich betrat das andere Behandlungszimmer, von dem aus blonde Ärztin Nummer zwei mich gehört haben musste, und betrachtete den grellweißen Tisch, die Instrumente, die Glasgefäße und die geschlossenen Schranktüren. Ich ging wieder hinaus und schritt den Flur entlang bis zum Wartezimmer, wo die anderen eifrig vermieden, mich anzuschauen. Ich ging zurück zu dem Zimmer, in dem Como behandelt wurde, und zwang mich, nicht die Tür aufzureißen. Und weiter ging’s über den Linoleumboden, der sich nach dem rauen Bürgersteig weich anfühlte, und ich fragte mich, warum eine Wand neben dem Empfang rot gefleckt war und sich weitere Flecken und Streifen auf dem Boden befanden.
Wohin war ich hier geraten? Konnten sie diese Praxis nicht sauber halten? Und warum gluckerte dieser kleine Tischspringbrunnen ständig? Glaubten die denn, das Ding würde diejenigen beruhigen, die ihre kranken oder sterbenden Haustiere herbrachten? Wieder betrat ich das Wartezimmer, ging auf und ab. Auf dem Rückweg hielt mich die Empfangsdame auf und reichte mir eine Rolle Mullverband.
» Wissen Sie, dass Sie bluten?«, fragte sie. » Sind Sie in Ordnung?«
Ich blickte auf meine Hand, wo Como mich gebissen hatte. Aus der Wunde, die bereits mit einer Kruste umgeben war, sickerte noch immer Blut. Ebenso wie aus der an meinem Schienbein. Diese roten Flecken an der Wand und auf dem Boden stammten von mir. Ich hatte eine Spur hinterlassen und beim Umherspazieren breitgetreten. » Ach ja«, murmelte ich und ließ mir ein Waschbecken zeigen, an dem ich mich waschen konnte. Dort fand mich Ärztin Nummer zwei, die mir Bericht erstattete.
» Wir haben Como Beruhigungsmittel verabreicht und ihn stabilisiert«, erklärte sie. » Er bekommt eine Infusion und ruht sich aus. Die gute Nachricht ist, wir haben keine inneren Verletzungen gefunden, was nach dem, was er mitgemacht hat, ziemlich verwunderlich ist.«
» Aber…«, bohrte ich nach und torkelte auf sie zu, um mir den Rest der Geschichte anzuhören.
» Mehr wissen wir nicht. Wir würden gerne eine Röntgenaufnahme machen und sehen, was sonst noch los ist.«
» Das könnte was sein?«, drängte ich. » Wird er es schaffen?«
» Mr Winn«, erwiderte sie. » Eines nach dem anderen. Wir haben ihn stabilisiert. Er bekommt, wie gesagt, Infusionen.«
» Und was ist mit den Blutungen?«, fragte ich.
» Innere? Darüber wissen wir noch nichts.«
» Nein. Das Blut an seinem Hals und seinem Rücken und so.«
Nummer zwei blickte mich verdutzt an. » Ach, das. Wir haben die Stellen gereinigt, aber keine Wunden gefunden. Wir sind nicht sicher, was das war.«
Ich wusste, was es war: mein eigenes Blut, das ich in der Praxis und mit Sicherheit auch auf dem Vordersitz des Geländewagens verteilt hatte. » Ich möchte ihn
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