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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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flachgeklopften Fleisch in den Mund.
    »Na also, siehst du«, sagte ich strahlend. »Alles, was du gebraucht hast, war etwas, das dich von deinen eigenen Problemen ablenkt.«
    Wir saßen an einem Tisch, an dem wir vermutlich schon hundertmal gegessen hatten. Aber Deborah neigt nicht zu Sentimentalitäten; sie richtete sich auf und schlug so fest mit der flachen Hand auf die Resopalplatte, dass die Zuckerdose hüpfte.
    »Ich will wissen, wer mit diesem Arschloch Rick Sangre gesprochen hat«, knurrte sie. Sangre, einer der hiesigen Fernsehreporter, hing der Überzeugung an, dass die Menschen ein umso größeres Recht besaßen, von einer freien Presse mit grauenhaften Details gefüttert zu werden, je blutrünstiger ein Fall war. Aus ihrem Tonfall schloss ich, dass Deborah Rick für meinen neuen Busenfreund hielt.
    »Nun, ich war es nicht«, versicherte ich. »Und ich glaube nicht, dass es Doakes war.«
    »Autsch«, sagte Chutsky.
    »
Und
«, ergänzte sie, »ich will diese verdammten Köpfe.«
    »Die habe ich ebenfalls nicht«, erwiderte ich. »Hast du schon im Fundbüro nachgefragt?«
    »Du weißt etwas, Dexter«, beharrte sie. »Komm schon, warum sagst du es mir nicht?«
    Chutsky blickte auf und schluckte. »Warum sollte er etwas wissen, das du nicht weißt?«, fragte er. »Gab es viel Blut?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete ich. »Die Leichen waren durchgebacken, schön sauber und trocken.«
    Chutsky nickte und schaffte es, ein wenig Reis mit Bohnen auf seine Gabel zu manövrieren. »Du bist ein kranker Bastard, oder?«
    »Er ist schlimmer als krank«, sagte Deborah. »Er verschweigt etwas.«
    »Oh«, nuschelte Chutsky mit vollem Mund. »Geht es wieder um diese Amateur-Profiler-Sache?« Es war eine kleine Lüge; wir hatten ihm erzählt, mein Hobby sei eher analytischer als aktiver Natur.
    »So ist es«, bestätigte Deborah. »Und er will mir nicht sagen, zu welchen Ergebnissen er gelangt ist.«
    »Es mag schwer zu glauben sein, Schwesterherz, aber ich weiß absolut nichts. Nur …« Ich zuckte die Achseln, doch sie fiel bereits über mich her.
    »Was! Komm schon, bitte?«
    Ich zögerte wieder. Es gab keine gute Methode, ihr mitzuteilen, dass der Dunkle Passagier auf diese Morde in vollkommen neuer und total beunruhigender Weise reagiert hatte. »Es ist nur ein Gefühl«, sagte ich. »Irgendetwas an diesem Fall ist anders.«
    Sie schnaubte. »Zwei verbrannte, geköpfte Leichen, und er meint, irgendwas wäre anders. Warst du nicht früher mal schlau?«
    Ich biss von meinem Sandwich ab, während Deborah ihre kostbare Essenszeit mit Stirnrunzeln verplemperte. »Habt ihr die Leichen mittlerweile identifiziert?«, erkundigte ich mich.
    »Ach komm, Dexter. Wir haben keine Köpfe und demnach auch keine zahnärztlichen Unterlagen. Die Leichen wurden verbrannt, also auch keine Fingerabdrücke. Scheiße, wir wissen nicht mal, was für eine Haarfarbe sie hatten. Was soll ich denn deiner Ansicht nach machen?«
    »Ich könnte wahrscheinlich helfen, weißt du«, sagte Chutsky. Er spießte ein Stück frittierte
maduras
auf und steckte sie in den Mund. »Ich habe einige Quellen, die ich anzapfen könnte.«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht«, wehrte sie ab. Er zuckte die Achseln.
    »Dexters Hilfe nimmst du an«, sagte er.
    »Das ist was anderes.«
    »Warum ist das was anderes?«, erkundigte er sich. Die Frage schien berechtigt.
    »Weil er mir
hilft
«, erklärte sie. »Du willst den Fall für mich lösen.«
    Sie sahen sich in die Augen und schwiegen einen langen Augenblick. Ich hatte das schon früher bei ihnen erlebt, es erinnerte auf unheimliche Weise an die nonverbale Kommunikation zwischen Astor und Cody. Es war nett, sie als aneinandergeschweißtes Paar zu erleben, obgleich es mich daran erinnerte, dass mir meine eigene Hochzeit bevorstand, über die ich mir Gedanken machen musste, einschließlich eines offensichtlich geisteskranken Luxus-Caterers. Glücklicherweise brach Debs das unheimliche Schweigen, ehe ich begann, mit den Zähnen zu knirschen.
    »Ich will nicht zu diesen Frauen gehören, die auf Hilfe angewiesen sind«, erklärte sie.
    »Aber ich kann dir Informationen verschaffen, an die du sonst nicht herankommst«, sagte er, während er ihr seine gesunde Hand auf den Arm legte.
    »Zum Beispiel?«, fragte ich. Ich gebe zu, dass ich schon seit einiger Zeit neugierig war, was Chutsky eigentlich tat beziehungsweise vor seiner unglücklichen Amputation getan hatte. Ich wusste, dass er für eine Regierungsorganisation

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