Komm zurück, mein dunkler Bruder
Transporter mit der Aufschrift PALMENBLICK BETREUTES WOHNEN aus. »Und nur, weil ein Arschloch die Köpfe an die Presse verpfiffen hat.«
»Nun, Debs«, sagte ich, bemüht, so beruhigend wie möglich zu klingen, »ich bin sicher, dass die Köpfe auftauchen werden.«
»Da hast du gottverdammt recht, das werden sie«, bestätigte sie, während sie knapp einen dicken Mann auf einem Fahrrad verfehlte, dessen riesige Satteltaschen mit Schrott vollgestopft waren. »Weil ich nämlich herausfinden werde, welchem Kult dieser Hurensohn angehört, und dann werde ich den Bastard festnageln.«
Ich hielt mitten in der Beruhigung inne. Offensichtlich hegte meine süße schwachsinnige Schwester ebenso wie Vince die Vorstellung, dass die Entdeckung der passenden alternativen Religion einen Killer an den Tag bringen würde. »Aha, in Ordnung«, erwiderte ich. »Und wo genau werden wir das tun?«
Ohne zu antworten ließ sie das Auto auf den Biscayne Boulevard und in eine Parklücke am Bordstein gleiten und stieg aus. Und ich folgte ihr geduldig in das »Zentrum für innere Entfaltung«, eine Sammelstelle für all die wunderbaren nützlichen Dinge, in deren Bezeichnungen Wörter wie »ganzheitlich«, »pflanzlich« oder »Aura« vorkommen.
Das Zentrum war ein kleines schäbiges Gebäude an einem Abschnitt des Biscayne Boulevard, der anscheinend vertraglich als eine Art Reservat für Prostituierte und Crackdealer ausgewiesen worden war. Die Schaufenster waren mit massiven Stangen vergittert, ebenso die verschlossene Eingangstür. Deborah hämmerte dagegen, und nach einem Moment ertönte ein unangenehmes Summen. Sie drückte dagegen, und schließlich klickte es und die Tür schwang auf.
Wir traten ein. Eine erstickende Wolke übelkeiterregenden süßlichen Weihrauchs legte sich um mich, und man könnte behaupten, dass meine innere Entfaltung mit einer Komplettüberholung meiner Lungen begann. Durch den Rauch konnte ich verschwommen ein großes gelbes Seidenbanner an einer der Wände erkennen, auf dem WIR ALLE SIND EINS stand. Eins wovon verriet es nicht. Leise dudelte Musik, es klang nach jemandem, der eine Überdosis Beruhigungsmittel bekämpfte, indem er hin und wieder eine Reihe kleiner Glocken anschlug. Im Hintergrund murmelte ein Wasserfall, und ich bin sicher, dass meine Seele sich entfaltet hätte, besäße ich denn eine. Da dies nicht der Fall war, fand ich die ganze Sache nur ein wenig lästig.
Doch selbstverständlich waren wir nicht zum Vergnügen hier, geschweige denn zum Entfalten. Und Sergeant Schwester war ohnehin die ganze Zeit völlig geschäftsmäßig. Sie marschierte zum Tresen, hinter dem eine Frau mittleren Alters stand, die ein langes Batikkleid trug, das wirkte, als sei es aus altem Krepppapier. Ihre grauen Haare standen in einer Art zufälligem Chaos von ihrem Kopf ab, und sie runzelte die Stirn. Natürlich konnte es sich auch um ein seliges Stirnrunzeln der Erleuchtung handeln.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie mit rauher Stimme, die anzudeuten schien, dass wir uns jenseits jeglicher Hilfe befanden.
Deborah zeigte ihre Marke vor. Ehe sie etwas sagen konnte, hatte die Frau über den Tresen gelangt und sie ihr aus der Hand gerissen.
»In Ordnung, Sergeant Morgan«, sagte die Frau, während sie die Marke auf den Tresen warf. »Die scheint echt zu sein.«
»Konnten Sie nicht einfach ihre Aura lesen, um das zu erfahren?«, stichelte ich. Keine der beiden schien bereit, der Bemerkung die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, deshalb zuckte ich die Achseln und lauschte, als meine Schwester mit ihrer erschöpfenden Befragung begann.
»Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen«, sagte Deborah und beugte sich vor, um ihre Marke wieder an sich zu nehmen.
»Worüber?«, fragte die Frau. Sie runzelte die Stirn jetzt noch heftiger, und Deborah runzelte zurück, und allmählich sah es so aus, als befänden wir uns mitten in einem dieser reizenden altmodischen, ländlichen Stirnrunzelwettbewerbe, bei denen der Gewinnerin eine Gratis-Botoxbehandlung winkt, um ihr Gesicht in eine permanent mürrische Maske zu verwandeln.
»Es geht um Mord«, sagte Deborah, und die Frau zuckte die Achseln.
»Was hat das mit mir zu tun?«, fragte sie.
Ich zollte ihrem Gedankengang Beifall, doch letztendlich muss ich hin und wieder für mein eigenes Team spielen.
»Weil wir alle eins sind«, erwiderte ich. »Das ist die Grundlage der Polizeiarbeit.«
Sie wandte mir ihr Stirnrunzeln zu und zwinkerte mich außerordentlich
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